Alle Aspekte ins Kalkül ziehen
Am 31.5. 2021, also morgen, findet die nächste offizielle Sitzung der Nationalen Ernährungskommission (NEK) im Gesundheitsministerium mit rund 70 Mitgliedern statt. Ein Tagesordnungspunkt ist die Beschlussfassung des österreichischen Nährwertprofils und nun ist die Werbebranche, als auch die Herstellerbranche in Alarmbereitschaft.
Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober winkte die heikle Umsetzung noch ab und sah keine Notwendigkeit für das engmaschige Nährwertprofil. Wie der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein die Sache sieht, ist offen. Die Branche ist in jedem Fall gewarnt und stellt fest: Es braucht definitif kein Verbot von Werbungen – die ja ohnehin bis zu einem gewissen Grad schon umgesetzt werden, wenn man Kinderfernsehen betrachtet – es braucht einen anderen und neuen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen an sich. Damit ist etwa die verpflichtende schon lange versprochene tägliche Turnstunde gemeint, die bis heute NICHT umgesetzt wurde.
Das neue Nährwertprofil würde Werbung verbieten oder massiv beschränken für Limonaden, Fleisch, Wurst, Produkte mit Zuckerersatz und vieles mehr. „Eine wesentliche Ursache für Adipositas schon bei Kindern liegt in der steigenden Immobilität und an dem Überfluss, der in unserer Gesellschaft herrscht. Heute sitzt man und wird gefahren, die Bewegung fehlt“, so Thumser, der sich hier auf die Expertise einiger Ärzte beruft.
Man hofft in der Branche massiv, dass alle Aspekte ins Kalkül gezogen werden, wenn es um die Bestimmung des neuen Nährwertprofils geht und nicht nur einzig und alleine die Inhaltsstoffe eines Produktes. Gerade in Österreich ist man mit zahlreichen Initiativen wie zucker-raus-Initiative (Spar und Sipcan) und vielen anderen Maßnahmen schon sehr weit. Es geht nicht, dass immer auf einem Wirtschaftszweit eingeschlagen wird, während andere Themen munter weiter gehen und nicht verändert werden, wie etwa die Forderung nach mehr Bewegung.
Faire Kosten
Es wirkt in Wahrheit sowieso, wie wenn derzeit „alle auf einen“ gelten würde: die Hersteller von Nahrungsmitteln stehen stark unter Beschuss. Man könnte hinter einigen Angriffen auch „billige Headlines“ vermuten. Aktionismus lässt die Auflagen und Reichweiten steigen. „Was man aber nicht sieht, ist eine stetige Standortzerstörung“, so Thumser. Ein Beispiel: wenn der Einkauf des Handels mit NGOs Hand in Hand geht und sich als der Sprecher der Konsumenten präsentiert, dann muss er auch sehen, dass die Arbeitsplätze in der Nahrungsmittel-Industrie ebesno wichtig sind, wie alle anderen. Denn: alle Regularien, die aktuell ins Leben gerufen werden (Kreislaufwirtschaft, Herkunft, Inhaltstsoffe, Deklarationen), kosten viel Geld in der Umsetzung. „Dafür möchte man einen fairen Preis“, so Thumser. Und gleich vorweg, ohne Diskussionen aufkommen zu lassen: die Industrie wehrt sich nicht gegen Regularien, sie möchte die Aufwände nur fair abgegolten haben. Man freut sich daher nicht über extreme Preisaktionen, das entspricht nicht der gewünschten Wertschöpfung im Lande.
Herkunft, eines dieser Themen
Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung, die im Raum steht, trifft zum einen nur heimische Lebensmittelhersteller und nicht die Importeure. Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung ist wieder einmal „Gold Plating“ des europäischen Gesetzes. Markenartikelhersteller bekennen sich voll und ganz zur Herkunft, aber es braucht klare Linien, die länger gelten, als zwei Jahre. Und die für alle gleich sind.