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Herkunft des Honigs im Handel

Herkunft des Honigs im Handel

So manche NGO hat die Angewohnheit Fakten in den räum zu stellen, ohne mit den Produzenten über Hintergründe zu sprechen. Diesmal geht es um Honig.

Greenpeace hat in einer Aussendung den Mangel an Auskunft über die Herkunft bei Honig im Lebensmittelhandel kritisiert. Das ist das gute Recht und mag auch bis zu einem gewissen Grad stimmen. Statements der größten Honig-Produzenten Österreichs wären trotzdem fein gewesen. retailreport.at gibt ihnen die Möglichkeit. Denn gerade in einem Land wie Österreich, in dem Lebensmittelhandel und Industrie so viele Maßnahmen setzen, um den Erhalt der Bienen zu sichern, sind so manche Vorwürfe nicht gerechtfertigt.

Die Vorgeschichte: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat das Honigangebot in den größten heimischen Supermarktketten überprüft. Beurteilt wurden neben der Anzahl und dem Anteil von Bio-Honig im Sortiment auch die Herkunft und Kennzeichnung auf den Produkten. Das Ergebnis: Bei der Hälfte des Honigs in den Supermärkten ist nicht nachvollziehbar, wo er produziert wurde. Besonders verbreitet ist die wenig aussagekräftige Kennzeichnung ‘Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern’. Nur bei heimischem Honig steht Österreich als Herkunftsland immer auf dem Produkt.

80 % des in Österreich verkauften Honigs werden importiert. Greenpeace fordert eine klare und aussagekräftige Herkunftskennzeichnung für Honig. Positiv bewertet die Umweltschutzorganisation, dass rund 17 % des Honigs im Supermarkt bio sind. 

retailreport.at hat dazu Martin Darbo, Darbo Geschäftsführer und Jutta Mittermair, Spitz/Honigmayr befragt.

Martin Darbo: "Wie Greenpeace erwähnt, wird in Österreich weitaus weniger Honig geerntet als nachgefragt. Trotzdem bietet auch Darbo österreichischen Honig an, welcher auch als solcher gekennzeichnet ist. Ebenfalls flächendeckend bieten wir im österreichischen LEH Sorten an, die wir regelmäßig aus dem Ausland beziehen. China zählt dafür übrigens nicht zu unseren Bezugsmärkten. Für  Sorten, die wir regelmäßig aus dem gleichen Land beziehen, geben wir auch das entsprechende Land am Etikett an (z.B. Darbo Hochlandhonig aus Mexiko, Pinienhonig aus der Türkei). Da die verfügbare Menge an hochwertigem Honig jedoch von sich häufig ändernden Witterungsbedingungen abhängt, ändern sich bei einigen Sorten von Ernte zu Ernte je nach Verfügbarkeit die Herkunftsgebiete. Um die ressourcenaufwändige Vernichtung der von uns vorbezogenen Etiketten zu vermeiden, greifen daher auch wir bei einigen Produkten auf die vom Gesetzgeber vorgesehene Formulierung "Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern" zurück."

Jutta Mittermair: "Die Österreicher lieben Honig - 2018 wurden hierzulande knapp 11.000 Tonnen Honig verzehrt. Im selben Zeitraum haben heimische Imker 5000 Tonnen des so genannten flüssigen Golds produziert, wovon wiederum 2000 ins Ausland exportiert wurden. Das bedeutet: Die Österreicher konsumieren weitaus mehr Honig, als vorhanden ist. Konkret muss ein jährliches Defizit von etwa 8000 Tonnen kompensiert werden, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken (Quelle: Statistik Austria).

Daher legt Honigmayr seit Jahren großen Wert darauf, ein funktionierendes internationales Netzwerk an Imkereien zu pflegen und zu erweitern. Bei der strengen Auswahl der Exportgebiete legt Honigmayr sein Augenmerk auf vielfältige Landschaften mit fruchtbarer Vegetation – so wird bester und hochwertigster Honig garantiert. Neben Österreich stammt der Honig von Honigmayr daher auch aus anderen EU-Ländern und nicht EU-Ländern wie zum Beispiel Mexiko, Spanien, Italien, Moldawien, Rumänien, Chile, Mexiko, Kuba und Argentinien. Länder in wärmeren Regionen haben im Vergleich zu Mitteleuropa den großen Vorteil, dass sie mit großen, unberührten Flächen, einer breiten Vielfalt an nektarliefernden Pflanzen und einer ganzjährigen Honigernte einen sehr großen Überschuss produzieren, der daraufhin in die ganze Welt exportiert wird.

Leider ist die Qualität von Honigprodukten aus dem Ausland, aus unserer Sicht ungerechtfertigterweise, teils in Verruf geraten. Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung wissen wir jedoch mit Sicherheit, dass Imker in unseren Partnerländern ebenso hochwertigen Honig ernten, wie ihre Kollegen in Österreich bzw. Europa. Mit unserem starken Engagement im Bereich Qualitätssicherung stellen wir sicher, dass für unsere Kunden nur die qualitativ besten Honige, unabhängig vom Ursprung, verarbeitet werden. Die Honig-Richtlinie der EU dient dazu, die Rahmenbedingungen der Honig-Herstellung einheitlich festzulegen. Die strenge Honigmayr-Qualitätssicherung sorgt zusätzlich dafür, dass alle Richtlinien der EU-Honigverordnung eingehalten werden. 

Honig ist eines der wenigen Lebensmittel, das einer eigenen EU-Verordnung unterliegt. Anders als bei Frucht-Aufstrichen muss bei Honig die Herkunft angegeben werden. Somit zählt Honig zu den transparentesten Lebensmitteln auf dem österreichischen Markt.

Zu guter Letzt spielt auch der Marktmechanismus in Form von Angebot und Nachfrage eine Rolle: Importhonig ist deshalb manchmal billiger, weil die Importländer, vor allem jene außerhalb der EU, mehr Honig produzieren, als sie für den inländischen Markt benötigen. Damit sind die in der Position, billigere Preise anbieten zu können. Aber neben der hervorragenden Qualität ist es auch die Wahrnehmung einer gewissen sozialen Verantwortung, die uns zum Bezug von Honig außerhalb der EU veranlasst: Allein in Mexico leben derzeit über 40.000 Familien von der so genannten „Apicultura“, zu Deutsch Bienenwirtschaft. In anderen Ländern, wie etwa Guatemala, El Salvador, Chile, Argentinien und Uruguay, verhält es sich ähnlich. Seit über 30 Jahren wird von dort nun schon Honig nach Europa importiert. Man würde also einen ganzen Wirtschaftszweig durch den Stopp bzw. die Einschränkung von Importhonig zerstören, was zur Folge hätte, dass die Armut in diesen Ländern weiter steigt.

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geschrieben am

11.05.2020