Handelskolloquium: das Momentum nutzen
Das Handelskolloquium #34 hat abermals die Handelsbranche vereint: ob CEOs, Handelsmanager oder Politik – alle trafen sich, um die Situation im Handel zu besprechen, Themen zu diskutieren und Verbesserungen zu finden. Großworte von Bundespräsident Dr. Alexander van der Bellen und Bundeskanzler Karl Nehammer ergänzten die teilweise emotionale Podiumsdiskussion mit Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, Martin Kocher, Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr und dem ukrainischen Botschafter Vasyl Khymynets. Gerade in diesem Wirtschaftstalk über „Die Zukunft Europas in Geopolitik, Ökologie und Wirtschaft“ war es gerade der ukrainische Botschafter, der uns Europäern die Augen öffnete: die Ukraine kämpfe bis zuletzt, denn ein Verlieren würde bedeuten nach Russland zurück zu müssen. Man sei jedoch von Europa überzeigt, man glaube an Europa und werde alles tun, um hierher zu gehören. Von außen betrachtet machen wir Europäer vieles richtig, nur inner-europäisch sehen wir das Glas immer halb leer – da müsse sich ändern – so auch Gabriel Felbermayr. Denn: wir generieren gerade in Österreich eine hohe Wertschöpfung und gehören zu den reichsten Ländern der Erde.
Verbesserungspotential gibt es schon
Dass es Potential zu Verbesserungen für den Handel und die Wirtschaft gibt, ist unbestritten. Gerade in der Bürokratie gibt es enorm viel zu tun, um das Leben der Unternehmer zu erleichtern. Denn die Bürokratie nimmt überhand und belastet die Händler sehr. Da hilft auch kein Shift ins Digitale, wenn die Bürokratie ein Hemmschuh ist.
Speed ist nämlich das Wort der Zukunft, wenn es um Innovationen im Handel geht. Bei Entscheidungen muss man schnell sein und die Konsumenten schnell bei neuen Trends abholen. Das zeigten auch die Diskussionen über Nachhaltigkeit, ESG, digitale Prospekte, Start Ups, Trends im Handel.
Günther Helm zieht weiter
Auch ein Blick über den Tellerrand zeigte, dass wir in europa noch viel Speed-Potential haben: Günther Helm, ehemaliger Hofer- und Müller-Chef und zuletzt bei Cenomi Retail, zeigte auf, wie sich Saudi-Arabien im Handel entwickelt und welche Massiven Fortschritte das Land macht und uns sogar manchmal einen Riesenschritt voraus ist. Er selbst verlässt Cenomi Retail aktuell und wird in VAE/Dubai andocken, um mit dem dortigen LEH-Marktführer eine Diskontkette aufzubauen.
Wissenschaftspreis verliehen
Der Handelsverband vergibt alle zwei Jahre den Wissenschaftspreis für herausragende wissenschaftliche Publikationen, welche eine hochgradige Relevanz für die Handelsbranche aufweisen. Im Zuge des Handelskolloquiums wurden die diesjährigen Gewinner bekannt gegeben. Der Preis wurde bereits zum dritten Mal vergeben.
Der mit 14.000 Euro dotierte Handelsverband-Wissenschaftspreis wird in drei Kategorien vergeben. Die Auswahl der Preisträger obliegt einer 8-Köpfigen Jury, bestehend aus führenden Vertretern aus Wissenschaft und Praxis unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Utho Creusen (Universität Münster). Weitere Jurymitglieder sind:
- Dr. Alexander Frech (Energy Globe Foundation)
- Mag. Harald Gutschi (Otto Austria Group)
- Prof. Dr. Maria Madlberger (Webster University)
- Prof. Dr. Thomas Reutterer (Wirtschaftsuniversität Wien)
- Karin Saey (Dorotheum Juwelier)
- Norbert W. Scheele (C&A)
- Prof. Dr. rer. pol. Thomas Vogler (Technische Hochschule Ingolstadt)
Auszeichnungen in drei Kategorien
Der Preis für die beste Bachelorarbeit ging an David Berghamer, einen Studierenden am Management Center Innsbruck. Seine Arbeit zum Einsatz von WhatsApp im Elektrofachhandel („WhatsApp als B2C-Kommunikationskanal - Eine Akzeptanzanalyse für den österreichischen Elektrofachhandel“) wurde von Claudia Brauer betreut und aufgrund der hohen Relevanz für den Handel und ihrer sehr guten Umsetzbarkeit einstimmig als sehr gut bewertet.
Als beste Masterarbeit wurde jene von Chiara Brammer zum Thema Tierwohlkennzeichnung ausgezeichnet („Die Auswirkungen von Green Nudging, in Form einer Tierwohlskala, auf die Kaufabsicht der österreichischen Konsument*innen im Alter von 20-49 Jahren“). Die von Harald Rametsteiner an der FH St. Pölten betreute Arbeit beschäftigte sich mit einem der derzeit brennendsten Themen für den Lebensmittelhandel und zeigte hoch relevante Ergebnisse.
Die Auszeichnung für die beste Dissertation erhielt Robert Zimmermann für seine an der Johannes Kepler Universität Linz eingereichte Arbeit zur Optimierung der Conversion Rate im Sportfachhandel („A Conversion Rate Optimization Framework for Digital Retailers“). Seine von René Riedl und Johann Höller betreute Arbeit erwies sich durch die Verknüpfung qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden sowie den engen Bezug zur Praxis als besonders spannend.
Die Einreichfrist für den kommenden Wissenschaftspreis beginnt im Frühjahr 2025.