Handels-News-Nuggets von der MMM Tagung 2021
Von Krone-Wirtschaftschef Georg Wailand zum Referat bei der MMM-Tagung eingeladen zu werden, löst bei den meisten Handels-Managern freudige Image-Gewinn-Erwartungen aus. Entsprechend prominent präsentierte sich die Rednerliste bei der Tagung vom 11.11., die als Videokonferenz ausgestrahlt wurde: Metro Österreich -CEO Xavier Plotitza, Rewe International Vorstand Christoph Matschke und Interspar-Chef Johannes Holzleitner gaben dem Event eine starke Lebensmittelhandels -"Schlagseite". Völlig zu Recht, denn keine andere Sparte des stationären Handels legt in Corona-Zeiten ein so spektakuläres Innovationstempo vor, wie jene der Food Retailer. retailreport.at bringt in dieser und der nächsten Ausgabe Kurzberichte über die fachliche Ausbeute dieser hochkarätigen Veranstaltung. Sozusagen die News-Nuggets, serviert von Vorständen heimischer Handelskonzerne.
Xavier Plotitza: Die Metro macht`s persönlich
Noch schwebt über der angestrebten AGM-Akquise der Metro ein großes kartellrechtliches Fragezeichen. Aber außer Frage steht die Ambition des C&C-Urgesteins, das Gastro-Zustellservice in Österreich rasant auszubauen. Mit "über 20%" beziffert Metro-Chef Xavier Plotitza den aktuellen Zustellanteil der Metro im b2b-Geschäft mit 36.000 Kunden aus Gastronomie und Hotellerie. Zum Vergleich: Hauptmitbewerber Transgourmet erreichte im letzten vor-Corona-Jahr 2019 eine Zustellquote von 68%, Wunschpartner AGM kam auf 60%. Die Pandemiekrise eröffnet für Zustell-Nachzügler Metro die Chance, durch eine Service- und Beratungsoffensive im Kundenbindungs-Wettlauf um eine anspruchsvolle, von Lockdown-Turbulenzen heimgesuchte (Tourismus-) Gastronomie zu punkten.
Metro als Gastronomie-Versteher und Krisenhelfer, diese Message zieht sich als roter Faden durch die Plotitza-Präsentation bei der MMM-Tagung. Drei Problemkreise werden dabei angesprochen:
Personalmangel: Zu normalen Zeiten beschäftigt die Gastronomie in der Wintersaison 80.000 ausländische Arbeitskräfte. Im Winter 21/22 stehen nur maximal 20.000 Gast-Saisonniers zur Verfügung. Letzter Ausweg: Mehr Schließtage.
Verkürzter Aufenthalt der Urlaubsgäste. Der Trend zum Kurzurlaub bedeutet: Statt nach sieben Tagen reisen die Gäste schon nach 4 bis 5 Tagen ab. Das führt zu Mehrkosten im Hotelbetrieb, z.B. durch den häufigeren Wäschewechsel.
Inflation. Nicht nur die Energiekosten steigen, auch der Wareneinsatz. Brennende Frage: Kann die Gastronomie es sich leisten, in Zeiten, da die Nachfrage einbricht, die Preise zu erhöhen?
Groß ist die Zahl der Puzzlesteine, die das Metro Soforthilfe-Programm für die Klientel aus der Touristikbranche seit Ausbruch der Krise anzubieten hat:
- Gutschein-Verkauf für 5000 registrierte Restaurants zwecks Umsatzankurbelungen in Lockdown-Zeiten.
- Teststraßen für Kunden an den Parkplätzen der 12 C&C Häuser.
- Längere Öffnungszeiten in den Abholmärkten.
- Forcierter Ausbau des Zustellservice. Zu diesem Zweck werden die Kommissionierhallen für die Zustellung vergrößert. Am Standort Salzburg ist das bereits geschehen.
- Erweitertes Angebot von arbeitssparender Convenience-Produkten.
- Erhöhte Warenverfügbarkeit, die es den Betrieben ermöglicht, auf schwankende Gästefrequenz rasch zu reagieren.
- Erhöhte Bevorratung beim Trockensortiment, um Preiserhöhungen aufgrund von Lieferketten-Problemen hinauszuzögern.
- Gezielte Rabattaktionen.
- Erweiterung des Angebots an Frischwaren österreichischer Herkunft.
- Verbesserungen bei der Frischwaren-Verpackung nach dem Motto: "frisch & praktisch"
- Unterstützung der Gastronomie beim Schnüren von Take Away- Angeboten, z.B. durch geeignete (Mehrweg-) Verpackungen.
120 Verkäuferinnen und Verkäufer des Metro Innen- und Aussendienstes stehen für die persönliche Betreuung und Beratung der Wirte und Hoteliers zur Verfügung. Ein klares Signal, dass das Metro-Schiff mit Heimathafen Düsseldorf und der heimischen Spar als Gesellschafter an Bord im Geschäft mit der krisengeplagten österreichischen Gastronomie einen Offensivkurs fährt.
Bericht von Dr. Hanspeter Madlberger