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Handel: Trübe Aussichten mit Hoffnungsschimmer

Handel: Trübe Aussichten mit Hoffnungsschimmer

JKU: Weiterhin hohe Inflation lässt kaum Entspannung der finanziellen Lage der österreichischen Haushalte 2023 erwarten.

Das Institut für Handel, Absatz und Marketing der JKU stellt fest: Die Inflation scheint zwar den historischen Höchstwert im November überschritten zu haben, das weiterhin hohe Preisniveau (bei Energie, Gütern des täglichen Bedarfs, etc.) lässt die Konsumenten aber mit Sorge auf die nächsten 12 Monate blicken. Die Einschätzungen zur finanziellen Lage für das Jahr 2023 fallen zum Jahreswechsel 2022/23 so pessimistisch aus wie seit Beginn der Erhebungen Mitte der 1990er Jahre noch nicht.

Fiel der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen der privaten Haushalte in Österreich zur Finanzsituation der kommenden 12 Monate zum Jahreswechsel 2019/20 mit +8 %-Punkten noch deutlich positiv aus, hat die Corona-Krise den Saldowert in den darauffolgenden zwei Jahren nach unten gedrückt. Aber erst die höchste Inflation seit Mitte der 1970er-Jahre hat die Beurteilung der finanziellen Lage auf eine noch nie dagewesene Talfahrt geschickt. Zum Jahreswechsel 2022/23 rutschen die Einschätzungen der Österreicher zur Finanzsituation im Jahr 2023 auf den Tiefststand von -22 %- Punkten ab. Drei Konsequenzen werden abgeleitet:

Konsequenz 1: Haushalte verschieben größere Anschaffungen

Eine Folge der pessimistischen Einschätzungen zur finanziellen Lage 2023 ist die Verschiebung größerer Konsumausgaben. Der entsprechende Saldowert (Saldo aus Konsumenten, die Anschaffung tätigen bzw. verschieben/nicht tätigen werden) gibt von -20 %-Punkten zum Jahreswechsel 2021/22 auf -34 %-Punkte zum Jahreswechsel 2022/23 nach. Das bedeutet, dass heuer immer mehr private Haushalte in Österreich (geplante) größere Anschaffungen verschieben bzw. überhaupt nicht tätigen werden. Auch das WIFO prognostiziert für 2023 ein geringeres reales Wachstum der Konsumausgaben als noch für 2022.

Konsequenz 2: Haushalte greifen ihr Erspartes an

Damit nicht an allen „Ecken und Enden“ gespart werden muss, greifen immer mehr Konsumenten auf ihre Ersparnisse zurück. Die Sparquote wird 2023 – nach dem Höchststand im ersten Covid-19-Pandemiejahr – laut WIFO weiter sinken. Das bedeutet aber auch, dass die weiterhin angespannte Finanzsituation der privaten Haushalte nicht 1:1 auf die Einzelhandelsausgaben durchschlagen wird – ein „kleiner Hoffnungsschimmer“ für den heimischen Einzelhandel.

Konsequenz 3: Haushalte achten mehr auf den Preis

Eine IHaM-Befragung zeigt zudem Veränderungen im Kaufverhalten. 84% der befragten Konsumenten achten mehr auf Aktionen als noch vor einem Jahr. 75 % planen ihre Einkäufe sorgfältiger. 70 % vergleichen häufiger Preise vor dem Einkauf. Somit rückt der Preis auf Grund der angespannten Finanzsituation (noch) stärker in den Vordergrund, aber „nur“ für 43 % ist der Preis teilweise wichtiger als die Qualität der Produkte geworden. Auf eine generelle Kaufzurückhaltung der Österreicher lassen die Analyseergebnisse jedoch nicht schließen. Das kann als weiterer, „kleiner Lichtblick 2023“ für den krisengebeutelten Einzelhandel interpretiert werden.

Skeptischer Blick der Einzelhandelsmanager auf 2023

Der Ausblick der Einzelhandelsmanager auf das I. Quartal 2023 bleibt negativ, wenngleich die Bewertungen zur Geschäftslage zum Jahreswechsel 2022/23 eine leichte Aufhellung zeigen. Der Saldo aus negativen und positiven Einschätzungen zum I. Quartal erhöht sich von -46 %-Punkten zum Jahreswechsel 2021/22 auf -41 %-Punkte zum Jahreswechsel 2022/23. Zudem zeigt das Einzelhandelsklima in den letzten Monaten wieder einen Verlauf nach „oben“. Wiewohl diese Aufwärtstendenzen nicht überbewertet werden dürfen, zeigt sie doch ein „zarter Silberstreif am düsteren Himmel“ des Einzelhandelsklimas.

 

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geschrieben am

18.01.2023