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Strukturwandel in Österreichs Handel

Kurze Verschnaufpause bei Strukturwandel

Analog zur Klimakrise könnte man die Situation im Handel beschreiben: es wird heißer.

Ein kurzes Aufatmen ist angesagt: Bereits 2016 konnte man erkennen, dass sich der Strukturwandel im stationären Einzelhandel in Österreich eincremst. Der Zug rast nicht mehr, er reduziert seine Geschwindigkeit. Dieser Trend setzt sich 2018 auch fort und resultiert in einem – wenn auch geringfügigen – Anstieg der Einzelhandelsgeschäfte um rd. +200 bzw. um +0,5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Einzelhandelsverkaufsfläche steigt 2018 um knapp +100.000 m2 bzw. ebenfalls um +0,5 % an. Das sind die Zahlen der jüngsten Strukturanalyse der WKO und KMU Forschung Austria. Belgien und Niederlande sind im übrigen Spitzenreiter unter den Anbietern von m2 pro Einwohner. Österreich liegt an dritter Stelle.

"Es wird aber nicht so weitergehen", meint Dr. Ernst Gittenberger von der KMU Forschung und ist sich mit Handelsobmann Peter Buchmüller einig: insgesamt hat sich der Strukturwandel nur verlangsamt, er ist nicht abgeschlossen.

Der Rückblick ist auch deshalb so spannend, da erstmals die Veränderungen auf 15 Jahre zurückgeführt werden können. Im Vergleich der Jahre 2003 (Verlust von Dayli und Niedermeier fiel in diese Perioden) und 2018 ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte um rd. -10.900 bzw. -22 % gesunken. Damit hat die heimische Einzelhandelslandschaft jedes fünfte Ladengeschäft per Saldo (neueröffnete abzüglich geschlossener Geschäfte) „verloren“. Und es ist auch branchenabhängig, wie sich die Fläche und die Standortanzahl verändern. "2018 gab es im Sporthandel und auch in der Bekleidung Neueröffnungen, der Schuhhandel zum Beispiel blieb konstant. Er hat den Strukturwandel auch schon hinter sich", so Gittenberger. 

Konzentration weiter hoch

Die Konzentration im stationären Einzelhandel hat sich bereits 2017 eingebremst und bleibt 2018 konstant hoch. Der Filialisierungsgrad liegt weiterhin bei 40 %, der Filialflächenanteil stabilisiert sich bei 67 %. Das bedeutet, dass 40 % aller Ladengeschäfte in Österreich von filialisierten Einzelhandelsunternehmen betrieben werden, auf die in Summe 67% der gesamten Einzelhandelsverkaufsfläche entfällt.

Und speziell die Einstandorte sind geplagt: Während die Zahl der Filialen im Zeitraum 2003 bis 2018 mit minus 1 % nur geringfügig gesunken ist, hat jedes dritte Einstandortunternehmen geschlossen (- 32 %). 

Diese diametrale Entwicklung zwischen Einstandort-Unternehmen und filialisierten Unternehmen hat die Konzentration im heimischen Einzelhandel in den vergangenen 15 Jahren verschärft: Während 2003 erst 31 % aller Ladengeschäfte von filialisierten Einzelhandelsunternehmen betrieben wurden, trifft das 2018 bereits auf 40 % zu. 

Und auch die Entwicklung der Verkaufsfläche innerhalb der letzten 15 Jahre ist bemerkenswert: Die Verkaufsflächen sind im Vergleich 2003 versus 2018 um 2 % bzw. um rund 230.000 m2 gestiegen, da die Geschäfte heute im Durchschnitt deutlich größer sind als damals. Gegenüber dem Höchststand von rund 14,41 Mio. m2 im Jahr 2012 gab es 2018 trotz Verkaufsflächenwachstum rund 610.000 m2 weniger, das entspricht der mehr als dreifachen Einzelhandelsverkaufsfläche von Österreichs größter Einkaufsstraße, der (inneren) Mariahilfer Straße in Wien. 

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geschrieben am

24.06.2019