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Handel: Schere zwischen Umsatz und Kosten

Der heimische Handel legt leider keine Halbjahresbilanz hin, mit der man zufrieden sein kann - vor allem auch deshalb, weil die Schere zwischen Umsätzen und Kosten immer mehr aufgeht. Ein Bericht aus der Bundessparte Handel.

Handelsobmann in der WKO, Dr. Rainer Trefelik, bringt es auf den Punkt: „Aufwärts geht es leider nur bei den Kosten“. Im Rahmen der Präsentation der Halbjahresergebnisse sieht man in eine nicht rosige Zukunft im Handel. Die Konsumfreude liegt hinter den Erwartungen und das Absatzvolumen sinkt im ersten Halbjahr real um 1,6 %. Die aktuellen Zahlen zeigen sogar weiterhin eine negative Konjunkturentwicklung und die Anzeichen auf Besserung lassen auf sich warten. „Schon jetzt ist, wie in vielen anderen Branchen auch, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Handelsbetriebe massiv gefährdet. Für weitere Kostensteigerungen gibt es keinen Spielraum mehr“, so Trefelik. Vielmehr müssten Maßnahmen zur Entlastung der Betriebe gesetzt werden, dazu zählen vor allem eine Senkung der Lohnnebenkosten und eine Entbürokratisierung.

Im ersten Halbjahr musste der gesamte österreichische Handel (Großhandel, Einzelhandel, Kfz-Wirtschaft) ein nominelles Umsatzminus von -1,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen. Bei Berücksichtigung der Preisentwicklung zeigt sich ein realer Rückgang von minus 1,6 Prozent. "Der Einzelhandel leidet nach wie vor unter der Kaufzurückhaltung vieler Konsumenten und auch die Großhandelskonjunktur steckt in der Krise fest. "Die Kfz-Wirtschaft hingegen befindet sich wieder im Aufwärtstrend", sagt Handelsforscher Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw) bestimmt. Er hat die Konjunkturdaten auf Basis der Statistik-Austria-Zahlen für die WKÖ-Bundessparte Handel analysiert. Konkret lag das Minus in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 im Einzelhandel real bei -0,8 % und im Großhandel bei -3,8 %. Die Kfz-Wirtschaft hingegen verzeichnete ein Plus von +3,1 %.

Auch innerhalb des Einzelhandels gab es unterschiedliche Entwicklungen. Nur der Lebensmittel- (+0,9 %) und der Bekleidungseinzelhandel (+1,7 %) konnten real wachsen. Der Bekleidungshandel kämpft jedoch seit der Corona-Krise mit einer anhaltenden schwachen Nachfrage. Die größten Rückgänge im Jahresvergleich verzeichnen der Möbeleinzelhandel mit -12,7 %, der Einzelhandel mit Büchern/Zeitschriften mit -9,5 % und der Schuheinzelhandel mit -9,2 %. "Im Food-Bereich läuft es besser als in den Non-Food-Branchen", lautet das klare Fazit von Voithofer.

Diese insgesamt unerfreuliche Entwicklung bedeutet, dass Österreich auch im Vergleich mit den meisten anderen europäischen Ländern zurückliegt. Im EU-Einzelhandelsranking belegt Österreich lediglich den 21. Platz. Im Durchschnitt wuchs der Einzelhandel in den EU-27 im ersten Halbjahr real um +0,4 %. Österreich hingegen liegt bei der Inflation nach wie vor vorne. Obwohl sich die Teuerung in den vergangenen Monaten abgeschwächt hat, hat Österreich immer noch die EU-weit fünfthöchste Inflationsrate. "Der Einzelhandel wirkt hier inflationsdämpfend", sagt Voithofer.

Ausblick auf zweite Jahreshälfte 2024 bleibt trotz langsamer Aufwärtstendenzen geprägt von Verunsicherung und Skepsis

Zwar schätzen die Konsumenten ihre finanzielle Lage für die kommenden Monate besser ein als für die vergangenen Monate, die unsichere Wirtschaftslage wird aber auch im II. Halbjahr auf die Ausgabenneigung drücken, so eine Studie der JKU unter der Leitung von Christoph Teller. Zudem wird ein größerer Teil der steigenden Haushaltseinkommen gespart werden. Große Sprünge sind für den Einzelhandel auch im II. Halbjahr 2024 nicht zu erwarten. Auch das WIFO hat in seiner Juni-Prognose die Wachstumsraten 2024 für den Handel (insgesamt) abermals nach unten korrigiert. Für die kommenden Monate blicken die Einzelhandelsmananger zwar etwas optimistischer auf die Geschäftslage als noch zu Beginn des Jahres, dennoch ist der Ausblick von Skepsis geprägt. Die wirtschaftliche Lage bleibt weiter unsicher. „Ein Ende der Krise kann aktuell (noch) nicht ausgerufen werden, zu unsicher ist und bleibt die wirtschaftliche Lage. Die Hoffnung bleibt, dass die (verhalten) zunehmend steigende Konsumstimmung im Laufe der zweiten Jahreshälfte den Einzelhandel ansteckt, denn Optimismus ist noch immer die beste Medizin gegen Krisen“, ergänzt Institutsvorstand Dr. Christoph Teller.

Diese schwierige konjunkturelle Situation schlägt sich auch auf die Beschäftigung nieder: Die Zahl der Beschäftigten im heimischen Handel sank im ersten Halbjahr 2024 um -0,6 % auf 565.583, wobei der Rückgang im Einzelhandel mit -1,3 % am größten war. Hier hatten nur die Drogerien mit +1,2 % einen Mitarbeiterzuwachs.

Einzelhandel ist attraktiv

Neben den vorwiegend negativen Konjunkturdaten gibt es allerdings auch Positives zu berichten. So stellen die Einzelhandelsmitarbeiter den Handelsbetrieben in der Studie „Employer Attractiveness“, die das Institut für Handel, Absatz und Marketing an der JKU Johannes Kepler Universität Linz im Auftrag der Bundessparte Handel erstellte, ein sehr positives Zeugnis aus. Denn für 79 % der mehr als 1000 befragten Einzelhandelsmitarbeitern ist ihr Job attraktiv, für 81 % auch ihre konkreten Arbeitgebern und 74 % bezeichnen die Branche insgesamt als attraktiv. „Der Einzelhandel ist also entgegen allen Vorurteilen ein attraktiver Arbeitgeber“, so Studienautor und Institutsvorstand Christoph Teller. Und rund sieben von zehn Handelsmitarbeitern sagen auch, sie würden die Branche weiterempfehlen. Besonders geschätzt werden die Tätigkeit selbst, die Flexibilität einer Arbeit im Handel sowie die vielen Kundenkontakte.

Abgefragt wurde übrigens auch, wieweit Teilzeit gewünscht ist. Dabei gab mit 87 % die weit überwiegende Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten an, mit ihrem Stundenausmaß zufrieden zu sein. Für 58 % kommt ein Aufstocken nicht in Frage, 32 % würden ein paar Stunden mehr arbeiten, auf Vollzeit erhöhen jedoch nur 10 %. Wichtigster Anreiz dafür wäre mehr Geld. Weiterarbeiten in der Pension ist für fast 40 % vorstellbar, jeder zehnte Einzelhandelsmitarbeiter möchte sogar sicher weiterarbeiten. „Gerade wenn sich in den nächsten Jahren die demografische Entwicklung immer stärker bemerkbar macht, sind Pensionisten somit ein signifikantes Arbeitskräftepotenzial“, sagt Teller.

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geschrieben am

30.08.2024