Handel: Kompass für Nachhaltigkeit
Bis 2050 soll Europa klimaneutral sein, Österreich sogar schon 2040. Digitalisierung und Nachhaltigkeit treiben die Transformation voran. Die Art und Weise und die Geschwindigkeit der Transformation waren Gegenstand der Umfrage von Handelsverband und EY, durchgeführt von MindTake Research. Ergänzt wurde diese Studie mit einer Händlerbefragung unter 81 Mitgliedern des Handelsverbands, die den Status quo und die zukünftigen Auswirkungen von Nachhaltigkeit als Bestandteil der Unternehmensstrategie evaluiert.
Rechtliche Brisanz
Für Unternehmen gilt: ab 2023 wird eine Nachhaltigkeitsberichterstattung gefordert. Ab 40 Mio. Euro Umsatz und/oder 250 Mitarbeiter muss der Bericht gemacht werden. Der Entwurf der Richtlinie der EU-Kommission soll im Herbst durchs EU-Parlament gehen. Der Inhalt des Berichtes soll enthalten: Informationen über Strategie, nachhaltige Wertschöpfungskette, wie der Fahrplan zur Klimaneutralität aussieht. Ein Teil des Lageberichtes wird von Wirtschaftsprüfern geprüft werden müssen, das bedeutet, dass man sich auch als Händler die Entwürfe gut ansehen sollte.
Transparenz kann die Wende beschleunigen
Der Konsument sieht sich bei Nachhaltigkeit an letzter Stelle gefordert. Er fordert vom Handel ein gutes Preis-Leistungsverhältnis aber auch Qualität. Regionalität und Tierwohl rutschen im Bedeutungsrang-Rang immer weiter nach oben. Fragwürdige Inhaltsstoffe sind nicht gefragt und die Masse an Siegeln verunsichert den Konsumenten, der Transparenz fordert. Aber: wie sehr vertraut man dem Handel und den Siegeln? Es gibt nur ein paar wenigeSiegel, denen man vertraut, dazu zählt das AMA-Gütesiegel, Fairtrade-Siegel oder das MSC-Siegel.
Die Marken müssen den „grünen“ Beweis unbedingt und ehrlich antreten, sonst traut man den ihnen nicht. Die Experten meinen auch, dass das Lieferkettengesetz in Österreich rasch eingeführt werden wird.
Die Hälfte der Befragten gibt an, zuweilen weniger nachhaltig zu agieren, als sie vielleicht könnte, weil nachhaltige Produkte meist teurer sind – sie können oder wollen sich Öko-Produkte nicht immer leisten. Dennoch ist jeder zweite Konsument bereit, für nachhaltigeren Konsum bis zu 5% des Haushaltseinkommens aufzuzahlen. Eine Aufzahlung von 10% kommt nur für ein Viertel der Bevölkerung in Frage. Jüngere Menschen zwischen 18-29 Jahren zeigen eine höhere Bereitschaft, für nachhaltige Produkte mehr Geld in die Hand zu nehmen.
Was hindert den Konsumenten nachhaltiger zu handeln?
Zwei Gründe: Zu teuer und die Einschränkung der eigenen Gewohnheiten. Was ist man bereit zu investieren, wurde gefragt? „Ab und zu ein leeres Regal oder ich drehe die Heizung 1° C hinunter“, war die Antwort, aber auf Auto, Flugreisen und den Trockner will man nicht verzichten. Für den CO2-neutralen Footprint oder den CO2-neutralen Händler mehr auszugeben, ist noch nicht im Fokus.
In Zukunft und für die jungen Generationen werden Miete und Shared Economy immer wichtiger: Schi, Autos machen es schon vor, was in Zukunft ein starker Trend sein wird. Und es geht um Motivation: Nicht nur über den Preis, sondern auch über Belohnungssysteme, wie Nachhaltigkeitspunkte als Cashback sind möglich.
Was sagen die Händler?
Nachhaltigkeit ist zur Chefsache geworden. Die Frage nach der Verantwortung im Unternehmen wäre vor ein paar Jahren noch anders beantwortet worden, nun ist das Thema in den Vorstands- und Geschäftsführeretagen angekommen. Warum will man Nachhaltigkeit? 84% sagen, weil es der Konsument will, aber 82% sagen, weil sie es selbst wollen. 81% setzen Nachhaltigkeitsthemen aus strategischen Gründen um.
Die Hürden auf dem Weg zur Nachhaltigkeit sind vielfältig, eine davon ist, dass es in den Unternehmen an Hauptverantwortlichen fehlt. Die gute Nachricht lautet: Nachhaltigkeit fließt immer mehr in die Strategie ein und CEOs werden nicht nur nach finanziellen Zielen beurteilt, sondern auch nach der Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen.