"Aktuell außergewöhnliche Zeiten"
Noch bevor die Regierung die allumfassenden Maßnahmen gegen das Corona-Virus setzten, war das Interview mit Vöslauer-Geschäftsführerin Mag. Birgit Aichinger geplant. Sie teilt sich die Geschäftsführung mit DI Herbert Schlossnikl.
Nun hat sich auch die Frage zu der aktuellen Situation dazugesellt.
retailreport.at: Wie geht es Vöslauer in Zeiten der Corona-Krise, was macht der Handel, kann man den Gastro-Verlust in irgendeiner Art und Weise kompensieren?
Mag. Birgit Aichinger: Wir alle erleben aktuell weltweit außergewöhnliche und herausfordernde Zeiten, aber Vöslauer geht es den Umständen entsprechend gut. Als einer der Versorgerbetriebe für die österreichische Bevölkerung, nehmen wir diese unsere Verantwortung sehr ernst. Die Produktion läuft in gewohnter Qualität wie gehabt. Wir haben seit Beginn der COVID-19-Krise, vor einigen Wochen, sämtliche notwendige Maßnahmen für eine absolut sichere Produktion umgesetzt. Das heißt, wir unternehmen alles in unserer Macht stehende, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Mit jenen Kolleginnen und Kollegen, die im Home-Office sind, sind wir auch regelmäßig in Kontakt, halten unsere Meetings virtuell ab und versuchen uns auf die Zeit nach Corona zu konzentrieren. Und es funktioniert erstaunlich gut – wenn man dieser aktuell sehr schwierigen Zeit etwas Positives abgewinnen kann, dann ist das sicher die Auseinandersetzung mit digitalen Medien.
Die Handelsketten im Lebensmittelbereich sind ja als wesentliche Versorgerunternehmen geöffnet und man muss sagen, da wird ein wirklich guter Job gemacht. Die anfangs wirklich starken Vorratskäufe waren sowohl für den Handel als auch für uns eine große Herausforderung. Jetzt hat sich die Lage wieder eingependelt. Wir beobachten, dass sich das Kaufverhalten insofern geändert hat, als dass mehr große Flaschen und weniger Kleingebinde gekauft werden. Was wir aber auch feststellen ist, dass wir sehr treue Mehrweg-Kunden auch oder gerade jetzt haben. Neben der Tatsache, dass man Mineralwasser in Glasflaschen gut bevorraten kann, spielt da aus unserer Sicht das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Unsere Glasflaschen sind aber zusätzlich auch sehr ansprechend und vielleicht ist es auch ein wenig „Gastronomie-Feeling“, das man sich auf den eigenen Esstisch zaubern kann.
Bei aller Anstrengung kann der Handel aber das Minus aus Gastronomie, Hotellerie, Events etc. nicht wettmachen. Es fehlen einfach zu viele Konsumgelegenheiten und auch viele heimische Gäste, Touristen, Kongressteilnehmer usw. die unsere Produkte jetzt gerade getrunken hätten.
Auf die Getränkebranche kommt in den nächsten Monaten so einiges zu: eventuell Pfandsystem auf Plastikflaschen, fixe Verbindung Flasche und Verschluss, Kreislaufwirtschaft. Wie geht man als Marktführer damit um, wenn viele Augen auf ihn gerichtet sind?
Als Marktführer haben wir eine gewisse Verantwortung, die wir natürlich wahrnehmen – aber wir sind auch Marktführer, weil wir in vielen Bereichen Vorreiter sind und waren. Ressourcenschonende und nachhaltige Produktion sowie innovative Verpackungen sind zentrale Bestandteile unserer Unternehmensstrategie und -philosophie, so haben wir z. B. als erstes österreichisches Unternehmen bereits 2018 eine PET Flasche aus 100 % rePET (recyceltes PET) auf den Markt gebracht und haben inzwischen das gesamte PET-Sortiment auf das nachhaltige Material umgestellt. Damit ist es uns gelungen ein wichtiges Nachhaltigkeitsziel, bereits fünf Jahre früher als geplant, umzusetzen.
Auch bei Glas-Mehrweg sind wir Marktführer und haben neben den 1 Liter Glasflaschen als erster Mineralwasseranbieter Österreichs ein weiteres innovatives Produkt, die 0,5 Liter Glas-Mehrwegflasche-Flasche in den Sorten prickelnd und Zitrone, am Markt.
Kreislaufwirtschaft ist bei Vöslauer also bereits gelebte Praxis, dabei spielt nicht nur die Menge an eingesetztem Recyclingmaterial, sondern auch die Recyclingfähigkeit eine wesentliche Rolle, weshalb wir bei Vöslauer auf „Design to Recycle“ setzen, also die Wiederverwertbarkeit der verwendeten Materialien.
Wie stehen Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg bei Vöslauer zueinander? Merkt man auch eine höhere Akzeptanz, wenn man alle Schritte im Sinne der Nachhaltigkeit setzt?
Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehen bei Vöslauer Hand in Hand, das eine nicht ohne das andere. Nachhaltigkeit gehört zu unserem Unternehmen wie die Ursprungsquelle und wird de facto von uns erwartet. Wir sind überzeugt, dass unser Bekenntnis zur Nachhaltigkeit einen großen Anteil an der Akzeptanz hat, die sich ja schlussendlich in der Beliebtheit unserer Marke wiederspiegelt. Und gerade in Zeiten von Friday for Future, ist nicht nur die Akzeptanz größer, die Konsumentinnen und Konsumenten fordern sogar nachhaltiges Engagement und den bewussten Umgang mit Ressourcen von den Unternehmen, wie wir finden zurecht. Die Zeit ist längst reif, für ein Umdenken und auch für nachhaltige Innovationen.
Würden Sie sagen, dass Sie in Österreich Vorreiter sind? Würden Sie sagen, dass wir in Österreich bei Nachhaltigkeit vor allem im Bereich Getränke Vorreiter sind?
Ja, das trauen wir uns zu behaupten. Vorreiter zu sein bedeutet für uns, dass wir flexibel und innovativ genug sind, um uns mit unseren Ideen und Produkten den unterschiedlichsten Lebenssituationen der Konsumentinnen und Konsumenten anzupassen. Vöslauer ist Vorbild in Sachen umweltbewusstem und ressourcenschonendem Wirtschaften und wir nehmen uns vor, jedes unserer Produkte nachhaltiger als seinen Vorgänger zu gestalten. Wir waren die ersten mit 100 % rePET am Markt und freuen uns, dass wir damit anderen Unternehmen ein Vorbild waren. Wir haben stark auf den Ausbau des Glas-Mehrweg-Angebotes gesetzt, auch hier haben andere Produzenten nachgezogen. Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden immer die umweltschonendste und gleichzeitig auch alltagstauglichste Mineralwasser-Flasche bieten, deshalb legen wir großen Wert darauf, die Produkte und ihre Verpackung so zu gestalten, dass sie auch den Bedürfnissen entsprechen.
Grundsätzlich ist Österreich sehr gut unterwegs in Sachen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Etwa bei der getrennten Müllsammlung – die ja Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist. Und das nach wie vor anhaltende Wachstum im Bereich Glas-Mehrweg spricht ebenfalls eine deutliche Sprache in Richtung Kundenbedürfnisse.
Wie sieht es in Deutschland aus?
In Deutschland ist es ähnlich wie in Österreich. Umwelt- und Klimaschutz spielen dort eine ebenso wichtige Rolle. Die Konsumentinnen und Konsumenten interessieren sich sehr für das Thema Kreislaufwirtschaft und hier sind wir anderen Mineralwasser-Herstellern voraus. Denn alle Vöslauer Produkte, die wir in Deutschland auf dem Markt haben, sind ausschließlich in Flaschen aus 100 % rePET abgefüllt.
Welche Maßnahmen stehen in ferner und naher Zukunft an?
Zum jetzigen Zeitpunkt befinden wir uns alle in einer noch nie dagewesenen Situation, auf die sich niemand vorbereiten konnte. Von der COVID-19-Pandemie ist die ganze Welt betroffen und niemand weiß, wann wir wieder in eine geregelte Normalität übergehen können. Trotzdem denken wir bereits an „die Zeit danach“, sammeln Ideen und versuchen uns auf eine, in einigen Aspekten, mit Sicherheit veränderte Welt einzustellen, mit vermutlich anderen Bedürfnissen und neuen Lebensstilen.
Was wir aber definitiv fortsetzen werden, sind unsere Maßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit, wie die weitere Reduktion unserer CO2-Emissionen – seit Februar 2020 sind wir als Unternehmen und mit unseren Produkten CO2-neutral. Aber auch die weiterhin ressourcenschonende Produktion und die Optimierung unserer Verpackung bleiben auf unserer To Do-Liste, wie der Versuch, den Einsatz von Recyclingmaterial auf alles, was wir produzieren, entwickeln und verwenden zu verstärken.
Ganz besonders wichtig und oberste Priorität haben aber unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden liegen uns ganz besonders am Herzen. Wir haben daher ein spezielles Angebot entwickelt, um eine ausgewogene Balance zwischen Familie und Beruf zu gewährleisten. Doch gerade in dieser außergewöhnlichen Lage rund um Corona, sind wir alle enorm gefordert unseren Alltag zu meistern. Vöslauer zählt außerdem zu den Versorgerbetrieben für die österreichische Bevölkerung und diesem Auftrag kommen wir natürlich sehr gerne nach. Wir verstehen aber auch die Mehrfachbelastung, die viele von uns spüren – Arbeit, Kinder- und Lernbetreuung, Haushalt, pflegebedürftige Angehörige und eventuell auch Versorgungspflichten für besonders schutzbedürftige Menschen. All das aus- und durchzuhalten verlangt nach Disziplin, Ausdauer und großen Einsatz – vor allem, da niemand von uns weiß, wie lange diese Situation noch andauern wird. Für dieses Engagement und diese ungeheure Solidarität sind wir allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besonders dankbar – egal, ob im Home-Office oder im Betrieb vor Ort.
Viele Studien, viele Ergebnisse und viele Meinungen über Verpackung an sich und Plastik. Gibt es ausreichend Datenmaterial über Verpackung und welche Fehlinformationen über Plastik und Verpackung sind für Sie die schlimmsten?
Wir haben es uns zum Ziel gesetzt für unsere Produkte ausschließlich ressourcenschonende und nachhaltige Verpackungen zu verwenden. Und so haben wir ausschließlich Glas-Mehrwegflaschen und Flaschen aus 100 % rePET in unserem Sortiment – damit schließen wir den Kreislauf – und wir produzieren seit diesem Jahr erstmals CO2-neutral, fünf Jahre früher als geplant. Das Schlüsselwort heißt aus unserer Sicht also Kreislaufwirtschaft – daher sprechen wir neben Glas-Mehrweg auch von
100 % rePET, das wenn es richtig getrennt und gesammelt, im Kreislauf gehalten wird. Es geht vor allem auch darum hochwertiges Material einzusetzen, das recyclingfähig und recycelbar ist. Damit ist PET ein wertvoller Rohstoff und kein Abfall.
Das grundlegende Problem ist, dass Plastik oft mit Müll gleichgesetzt wird und hier muss man differenzieren. Denn rePET ist, wie gesagt, ein wertvoller Rohstoff und die Kunst ist, diesen im Kreislauf zu halten und kein neues Material einzusetzen. Daher setzen wir auch stark auf Bewusstseinsbildung für richtiges Trennen und Sammeln und haben die eine oder andere Initiative, wie www.repet.com, ins Leben gerufen.
Unser Ziel ist es, uns stetig weiterzuentwickeln, immer wieder aufs Neue zu überprüfen, wo und wie wir unsere Materialien, Aktivitäten und Produkte verbessern können.
By the way: gibt es Zahlen und Datenmaterial über Vöslauer?
2019 war für uns ein relativ gutes Jahr, wir hatten ein Umsatzplus von rd. 3 % und sind mit mehr als 40 % die klare Nummer eins am österreichischen Mineralwassermarkt. Auch mit dem Export sind wir zufrieden. Unser Hauptexportland ist nach wie vor Deutschland und auch die Ungarn trinken gerne Vöslauer Mineralwasser. Die Exportquote liegt derzeit bei 18 %.
Welche Produktneuheiten sind aktuell für den Handel wichtig zu wissen?
Vöslauer hat das Frühjahr mit zwei Neuigkeiten im Near-Water Bereich eingeläutet:
Als neueste Flavour-Sorte ist seit kurzem Himbeere am Markt. Natürliches, prickelndes Vöslauer Mineralwasser und der frische, echte Geschmack von Himbeeren lautet das Rezept für die erfrischende, leichte Sommersorte Vöslauer Himbeere – natürlich ohne Kalorien. Die neue Vöslauer Himbeere ist in der kompakten 1 Liter Leichtflasche erhältlich – ohne Zucker, ohne Süßstoffe, 100 % vegan, aber auch 100 % nachhaltig in der Produktion und ressourcenschonend in der Verpackung.
Auch eine neue Balance Juicy Sorte ist seit wenigen Tagen in den Regalen zu finden: Mit Vöslauer Balance Juicy Guave haben wir das Sortiment um eine neue exotische Sorte erweitert – nachhaltig verpackt in der 100 % rePET Flasche, mit weniger Zucker, dabei nur 13 kcal pro 100 ml und vegan. Ein erfrischend leichter und natürlicher Genuss, der für abenteuerliche Abwechslung sorgt. Vöslauer Balance Juicy Guave ist ab Anfang April in der 0,75 l Leichtflasche, aber auch im 6 x 0,75 l Pack im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel erhältlich.