Vom Shampoo bis zur Windel
Dass es so einige Organisationen gibt, die sich mit der Weitergabe von Nahrung und Lebensmitteln an Bedürftige beschäftigen, ist nun gerade in Österreich hinlänglich bekannt. Wir denken an die Wiener und Österreichische Tafel, die Sozialmärkte oder „Unverschwendet“, um nur einige wenige zu nennen. Seit 2017 gesellt sich eine Organisation dazu, die sich um die große Menge an Non-Food-Artikeln kümmert. Denn: von Waschmittel über Duschgel bis hin zu Windeln, Kondomen oder Küchenrollen, aber auch Blumenerde und Büromaterial –Non-Food-Waren werden im großen Stil weggeworfen – bis jetzt.
Michael K. Reiter, Mitbegründer und Triebfeder der Fairmittlerei weiß um die Vielzahl an Gründen, die diese Waren für den Supermarkt unbrauchbar machen können: „Zum einen wissen die wenigsten, dass bestimmte Non Food-Produkte ein Ablaufdatum haben. Klebstoffe trocknen zum Beispiel aus oder Cremen werden unbrauchbar. Dazu kommt dann noch die Situation, dass Etiketten falsch gedruckt wurden, Paletten und somit Verpackungen beschädigt wurden und somit nicht mehr ausgeliefert werden können oder Logos und Kennzeichnungen geändert wurden“. Dann wird die Ware im Normalfall vernichtet – aber nicht mehr seit es die Fairmittlerei gibt.
Die Verantwortlichen des Webshops Fairmittlerei richten sich mit ihrer Idee an Handel und Industrie und holen selbst oder durch die „Spendition“, die den Dienst für die Fairmittlerei gratis erbringt, die Waren ab. Danach kommt sie in ein Lager in Traiskirchen und wird neu kommissioniert. „20-25% vom Neupreis eines Produktes verlangen wir im Webshop“, so Reiter. Die Kunden auf der anderen Seite sind NGOs in ganz Österreich, die sowieso auf ihre Kosten schauen müssen. Als NGO muss man sich bei der Fairmittlerei registrieren und wird dann in die Kundschaft aufgenommen. Einzelne Personen können nicht einkaufen, da die Ware auch in großen Mengen abgegeben wird. Die Lieferkosten werden vom Bestellenden übernommen, bei der Fairmittlerei bleiben Lager- und Personalkosten. Derzeit sind es 15 ehrenamtliche Mitglieder, darunter die vier Gründer. Eine 10 Wochenstundenkraft ist angestellt, ab Mitte 2019 kommt noch eine fixe Unterstützung dazu. Früher oder später sollen 3-4 Personen davon leben können – eine non-Profit Organisation wird die Fairmittlerei aber immer bleiben.
Die Idee hat sich Michael K. Reiter von der – wie er sagt – „großen Schwester innatura.org“ – aus Köln abgeschaut. Der ehemalige Henkel-Mitarbeiter ist überzeugt, dass es sich hierbei um einen Prozess handelt, von dem alle profitieren: Industrie und Handel können über die Fairmittlerei möglichst viele NGOs erreichen und das in ihr CSR-Programm aufnehmen und die NGOs haben die Chance günstig zu Non-Food-Waren zu kommen. Zum Kundenstock gehören schon NGOs wie SOS Kinderdorf oder Caritas. Und dass an das Projekt geglaubt wird, zeigt auch die Aufnahme in das Red Bull Programm Amaphiko. Red Bull Amaphiko hat es sich zur Aufgabe, gemacht Social Entrepreneurs zu unterstützen und ihren Ideen Flügel zu verleihen.
Nicht zuletzt ist neben dem sozialen Aspekt auch der Gedanke des Umweltschutzes miteinbezogen, denn wenn die Ware verwendet und nicht entsorgt wird, ist das ein wesentlicher positiver Aspekt für die Umwelt.