EuroCis geht real an den Start
„Digitale Events sind nicht die Zukunft der Messen, deshalb machen wir das, was wir am besten können: Menschen im Business zusammenbringen“, freut sich Elke Moebius, Projekt Director Retail & Retail Technology der Messe Düsseldorf. Nach der Verschiebung aus dem Februar nun auf den neuen Termin Ende Mai/Anfang Juni steht einem „echten“ Messerlebnis nichts mehr im Wege. Ein paar Fragezeichen stehen noch im Raum: wie sehr können Vertreter aus China als Besucher aufgrund der Covid-Beschränkungen einreisen und wie sehr Besucher aus der Russischen Föderation aufgrund des Ukraine-Krieges. Aktuell hat die Messe alle Zusammenarbeiten mit Russland gestoppt, das kann sich aber in zwei Monaten auch ändern.
Soviel zu den „bad news“, in Wahrheit gibt es aber viel mehr „good news“: alle brennen auf den Neustart. Die EuroCis wird nun im Frühsommer stattfinden, die weitaus breiter angelegte Euroshop dann wieder von 26. Februar bis 2. März 2023.
Mit der EuroCis 2022 hält man besser mit 2019 mit, als gedacht: In den Hallen 9 und 10 findet sie Messe statt, das sind rund 10.600 m2, wo 311 Aussteller aus 32 Nationen ihre Produkte und Ideen präsentieren. Da das Thema „Handelstechnologie“ auch kompliziert erscheinen kann, bietet die Messe den gewohnten geführten Rundgang an.
Und auch Start Ups kommen zum Zug: Die EuroCIS bietet Newcomern, die sich speziell der Entwicklung modernster IT-Systeme und Lösungen im Handel verschrieben haben, mit dem Start-up hub eine eigene Präsentationsfläche. Mit 15 teilnehmenden jungen Unternehmen ist die Fläche komplett ausgebucht.
Tomorrow is the new Today
Dieser Satz ist nicht nur ein Synonym für die bevorstehende Messe, er eint auch alle Trends in sich:
- Customer Centricity
- Analytics
- Payment
- Connected Retail
- Seamless Stores
Gemeinsam mit dem EHI Institute und im speziellen mit Ulrich Spaan, Mitglied der Geschäftsleitung des EHI Institutes, wird alle zwei Jahre eine umfassende Studie zum Thema „Technologie Trends im Handel“ verfasst. „Diese Trends haben sich seit der letzten Erhebung nicht wesentlich verändert, manche sind noch stärker geworden – aufgrund der Pandemie, aber im Großen und Ganzen wurde die Technologie im Handel an sich befeuert“, so Spaan. Investiert wird weiterhin stark in ERP/Warenwirtschaftssysteme, Analytics und autonome Stores – das sagen die Befragten. Spannend wird es in Zukunft mit Mobile Devices, hier wird mit Sicherheit mehr Know How gefragt sein.
Die Trends im Detail
1. Customer Centricity
Der Kunde und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt. Viele Handelsunternehmen suchen einen immer engeren direkten Kontakt zum Endverbraucher, um diesem personalisierte und individualisierte digitale Kundenservices zu bieten. Das Smartphone der Kunden spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Stichworte sind digitaler Beratungsassistent, personalisierte digitale Angebote basierend auf dem individuellen Kundenprofil, Ausspielen digitaler personalisierter Coupons, digitale Kundenkarte etc. Entscheidend für viele Retailer ist grundsätzlich, dass digitale Services „vom Kunden her“ gedacht werden.
2. Analytics
Die Nutzung von künstlicher Intelligenz und Machine Learning ist für viele Handelsunternehmen eine der wichtigsten technologischen Herausforderungen der kommenden Jahre. Vor allem im Bereich Datenanalyse spielt Machine Learning bereits jetzt eine große Rolle und unterstützt die Händler bei Verkaufsprognosen, Sortimentsmanagement und Preisgestaltung. Künftig werden Händler noch stärker auf KI-basierte Anwendungen setzen, bei denen dann auch Technologien wie Bilderkennung und Sensorik zum Einsatz kommen. Im Zuge der Ausweitung digitaler Preisauszeichnung wird das im Online-Handel seit langem übliche Dynamic Pricing an Bedeutung gewinnen.
3. Payment
Die Corona-Pandemie hat das Zahlungsverhalten der Verbraucher nachhaltig verändert und für einen Boom bei kontaktlosen Bezahlverfahren gesorgt. Apple Pay & Co haben dafür gesorgt, dass sich viele Kunden in kurzer Zeit daran gewöhnt haben, per Smartphone zu bezahlen. In den kommenden Jahren werden sich die Touchpoints, an denen Kunden im stationären Handel bezahlen, weiter vom klassischen Kassenumfeld entfernen. Scan & Go Lösungen ermöglichen den Kunden die direkte Bezahlung per Smartphone-App, mobile Kassenlösungen ermöglichen dem Verkaufspersonal, den Bezahlvorgang per Tablet oder Smartphone vorzunehmen, ohne dass Kunden zur Kasse gehen müssen. Auch die Verschmelzung von Payment-Kanälen aus der On- und Offlinewelt wird zunehmen, so dass es Kunden beispielsweise auch möglich sein wird, Online-Bezahlverfahren stationär zu nutzen.
4. Connected Retail
Die Verschmelzung von On- und Offlinehandel, oft auch als Omnichannel bezeichnet, hat durch die Corona Pandemie einen weiteren großen Schub erlangt. Click&Collect Services sind für viele Verbraucher zur Normalität geworden, auch weitere Services wie Click & Reserve setzen sich zunehmend durch. Viele Retailer haben auch ihre Loyalty-Systeme aus der On- und Offlinewelt zusammengeführt und ermöglichen den Kunden somit einen 360 Grad Blick auf die getätigten Einkäufe. In Zukunft wird es für jeden Händler mehr als je zuvor unerlässlich sein, digitale und stationäre Verkaufskanäle nahtlos miteinander zu verbinden.
5. Seamless Store
Seit dem Launch von AmazonGo haben sich vielfältige automatisierte Store-Konzepte entwickelt, bei denen der stationäre Einkaufsvorgang weitestgehend digitalisiert abläuft. Vor allem für Food- und Convenience Retailer werden auch in den kommenden Jahren verstärkt in die Weiterentwicklung solcher „kassenloser“ Formate investieren. Dabei wird es zu unterschiedlichen Ausprägungen kommen, von Scan & Go und Tap & Go bis hin zum Einsatz von Sensorik und Bilderkennung. Zur Umsetzung einer Seamless Store Strategie bedarf oft umfassender Investitionen in die technologische Infrastruktur. Hierbei kommt dann auch cloudbasierten Anwendungen eine große Bedeutung zu, da diese eine flexible und schnell skalierbare Implementierung innovativer Applikationen ermöglicht.