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RegioData: Konzentration im österreichischen Einzelhandel spitzt sich weiter zu

Einzelhandel: Konzentration steigt überall

RegioData: Konzentration im österreichischen Einzelhandel spitzt sich weiter zu.

Vor allem im Lebensmittelhandel, Sporthandel sowie Drogerie- und Parfümeriehandel kontrollieren einige wenige Marktteilnehmer so gut wie die gesamte Branche, so RegioData in einer Studie. Im direkten Branchenvergleich verzeichnet der stationäre Lebensmittelhandel die höchste Marktkonzentration. Die fünf größten Unternehmen im Einzelhandel in Österreich bringen es bereits auf insgesamt 95 % des gesamten Marktvolumens. Derartige Konzentrationsgrade konnten international betrachtet bis dato nur in der Schweiz und Skandinavien gemessen werden.

Zusammen nehmen Rewe, Spar und Hofer satte 84 % des Lebensmitteleinzelhandels ein.
Über die österreichweit meisten Standorte verfügt derzeit die Rewe-Gruppe, dicht gefolgt von Spar. Auch Hofer konnte in den vergangenen Jahren deutlich aufstocken und somit den Platz 3 am Lebensmittelmarkt sichern.
Etwas mehr Spielraum hat dabei der E-Food-Markt. Zwar okkupieren Rewe und Spar auch hier bald 50 % des Onlinehandels, doch könnten sich auch andere Anbieter einen wichtigen Platz auf dem Nahversorgungsmarkt sichern. So kämpfen reine Online-Supermärkte wie gurkerl.at, Alfies und Co. zunehmend um Marktanteile.

Nahezu alle Branchen weisen erhöhte Konzentrationstendenzen auf

In sechs von acht untersuchten Branchen halten die jeweils fünf größten Händler über 80 % Marktanteil, während sich der Rest mit den bescheidenen Überbleibseln arrangieren muss. Und auch wenn Wachstum in Form von Übernahmen oder Expansionen in dieser ausgeschöpften Marktposition kaum noch für möglich gehalten wird, wachsen einzelne Marktteilnehmer organisch weiter und gewinnen so noch mehr an Dominanz.
Der österreichische Bekleidungsmarkt weist gleich zwei Besonderheiten auf. Einerseits herrscht – trotz vieler Filialschließungen – eine im Europavergleich nach wie vor sehr hohe Verkaufsflächendichte, andererseits weisen die Marktführer im Vergleich zu den anderen Branchen die mit Ab- stand geringste Konzentration auf. Unternehmen mit mehreren Vertriebslinien, wie man sie etwa im Lebensmittel- und Sportartikelhandel kennt, sind hier kaum vertreten. Zudem ist natürlich der Bekleidungshandel hinsichtlich des Warenangebotes sehr breit gefächert und damit zersplittert. Dominierende große Textilkaufhäuser wie etwa in Deutschland oder den skandinavischen Län- dern fehlen in Österreich weitgehend. Der bereits sehr gut etablierte Online-Handel erschwert die Lage zusätzlich, da kaum Wachstum zugelassen wird und der stationäre Handel in weiterer Folge Umsatzrückgänge verzeichnen muss.

Die Triebkraft hinter der Verringerung des Konzentrationsgrades ist die zunehmende Anzahl an reinen Internetunternehmen und virtuellen Marktplätzen wie Amazon und Zalando. Waren es vor fünf Jahren noch etwa 20 % Onlineanteil an den Bekleidungsausgaben, sind es – befeuert durch Corona - derzeit nahezu 40 %. Während sich der Handel via Internet gut entwickelt, befinden sich die Verkaufsflächen im stationären Bekleidungseinzelhandel auf einem deutlichen und konti- nuierlichen Sinkflug. In den letzten Jahren haben sich Bekleidungsfilialisten immer wieder aus großflächigen Toplagen zurückgezogen und so den Markt bereinigt.

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geschrieben am

28.04.2022