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Editel und GS1 Austria: der digitale Frachtbrief im Praxistest

Der digitale Frachtbrief im Praxistest

Die Standardisierungsorganisation GS1 Austria und der EDI-Dienstleister EDITEL startet mit Partner den Praxistest innerhalb der Blockchain Initiative Logistik.

Blockchain ist für viele Neuland, doch die moderne Art der Datenübertragung ist nicht nur extrem sicher, sondern auch verlässlich. Nun starteten einige Partner die Probe aufs Exempel: eine Blockchain Initiative Logistik und der digitale Frachtbrief (eCMR).

Ein erfolgreicher Test-Transport der Spedition Wildenhofer brachte den digitalen Frachtbrief (eCMR) erstmals in den praktischen Einsatz. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen geht die Blockchain Initiative Logistik – bestehend aus der Prüfungs- und Beratungsorganisation Ernst & Young, den Transportunternehmen DB Schenker und LKW Walter, Standardisierungsorganisation GS1 Austria, dem EDI-Dienstleister EDITEL Austria, der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) und der WU Wien – nun in die finale Phase zum Aufbau einer allgemein nutzbaren Branchenlösung.

Doch von vorne

Frachtbriefe sind für die Abwicklung internationaler Transporte essenziell. In vielen Bereichen der Logistik ist die Digitalisierung in den vergangenen Jahren zwar rasch vorangeschritten, Frachtdokumente werden aber nach wie vor papierbasiert abgewickelt. Darum ist die zeitgerechte Verfügbarkeit von Transportinformationen und Unterschriften für Spediteure, Verlader, Frächter und Versicherungen oft nicht gewährleistet. Zudem wird dadurch Betrügern Tür und Tor geöffnet und auch Irrtümer häufen sich. Die Vorteile der Digitalisierung liegen klar auf der Hand. Deshalb hat sich die 2019 ins Leben gerufene „Blockchain Initiative Logistik“ in ihrem ersten Use Case dieser Herausforderung gestellt und eine Branchenlösung zur Nutzung des eCMR (= digitaler Frachtbrief) entwickelt. EDITEL ist von Beginn an Teil dieser Initiative und konnte nun mit der Spedition Wildenhofer einen ersten Pilotteilnehmer gewinnen, der einen erfolgreichen Testtransport mittels eCMR absolvierte.

Von der Pilotphase zur Praxis

Dass sich die Blockchain als passende Technologie für die Digitalisierung des Frachtbriefs erweist, konnte bereits in der ersten Projektphase theoretisch bewiesen werden. Im Mittelpunkt der zweiten Phase stand nun die Entwicklung einer vollständigen und ausgereiften Anwendung für den professionellen Praxiseinsatz. Schwerpunkte waren die Identifizierung der Teilnehmer mittels digitaler Signaturen, der Datenschutz (DSGVO) sowie die Einbindung von Standards. Den spannendsten und letzten Teil dieser Phase bildeten die ersten praktischen Testtransporte. Der nun abgeschlossene Test erfolgte auf Initiative von EDITEL durch die renommierte Salzburger Spedition Wildenhofer. Dabei wurden auch Warenversender und -empfänger miteinbezogen.
So konnte die neue Anwendung von der Spedition Wildenhofer sowohl im Backoffice als auch bei den Fahrern rasch eingeführt werden. Spezielle Vorkenntnisse mussten die Mitarbeiter keine mitbringen. Ein kurzer Testdurchlauf vor Beginn des ersten echten Transportes genügte, um die Mitarbeiter von der intuitiven Lösung zu überzeugen. Auch die Einbindung der Warenversender und -empfänger, die jeweils die Übergabe bzw. den Empfang der Waren digital bestätigen mussten, verlief reibungslos.

Ein richtungsweisendes Ergebnis

Anhand dieser Erfahrung konnten die Spedition Wildenhofer und ihre Kunden auch wertvolle Ideen zum letzten Feinschliff der eCMR-Anwendung gewinnen. Die Vorteile der Digitalisierung wurden ebenfalls sofort sichtbar, denn alle Akteure (Auftraggeber, Spedition und Empfänger) konnten sämtliche Transportschritte live mitverfolgen. Zum Zeitpunkt der Warenübergabe standen allen zeitgleich die ausgefertigten Dokumente zur Verfügung. Digitale Frachtbriefe sorgen nicht nur für enorme Zeitersparnis, sondern machen in Zukunft auch etliche manuelle Arbeitsschritte überflüssig. In der Logistik ist das besonders wertvoll, denn dort gilt das Motto: „Zeit ist Geld“. 

Der elektronische Frachtbrief stellt somit einen Mehrwert für alle Teilnehmer dar und auch die zur Anwendung gekommene Software wurde allen Anforderungen gerecht. Für die Spedition Wildenhofer erwies sich der Testtransport laut deren Prokuristen Rudolf Mieser „nicht nur als extrem spannend, sondern vor allem auch richtungsweisend, um die daraus resultierenden Vorteile künftig auch für uns und unsere Partner zu nutzen.“ EDITEL-Geschäftsführer Gerd Marlovits wiederum sieht diesen Praxistest, der vor allem wichtige Erkenntnisse zur Usability brachte, „als wertvolles Feedback, um die richtigen Schwerpunkte für die nächsten Entwicklungsschritte zu setzen“.

Nächste Phase startet im Mai

Nach Abschluss der zweiten Praxisphase startet Anfang Mai nun die dritte und letzte Phase, in der es vorrangig um den Aufbau einer allgemein nutzbaren, branchenweiten Plattform geht. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt hier vor allem auf der technischen und organisatorischen Integration weiterer Partner. Darüber hinaus sind mit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung über elektronische Frachtbeförderungsinformationen (eFTI) im August 2024 noch einige Vorbereitungen zu treffen.

Der Nutzen

Allein die direkten Kosteneinsparungen durch den Wegfall manueller, repetitiver Tätigkeiten im Bereich des Dokumentenhandlings wurden von verschiedenen Institutionen mit mindestens 4,50 Euro je eCMR-Frachtpapier errechnet.

Zudem zeigt sich folgender Nutzen bei der Verwendung einer digitalen eCMR Lösung:

  • Prozesskostensenkungen durch Automatisierungspotenzial, wie z.B. eine direkte Anbindung in Transportmanagementsysteme
  • Schneller „real-time” Zugriff auf Daten und Status durch alle Beteiligten (Absender, Empfänger, Frächter, Spediteure, Behörden und Versicherungen im Schadensfall)
  • Exakte Protokollierung der Änderungen von Daten, die bisher nicht nachvollziehbar und handschriftlich auf einzelnen Durchschlägen vermerkt wurden
  • Elektronisches Proof-of-Delivery zeitgleich mit der Unterschrift des Empfängers
  • Leichte Archivierbarkeit und Auffindbarkeit, z.B. für Finanzprüfungen

 

Über die Blockchain Initiative Logistik

Mit dem Ziel, die Potenziale von Blockchain für die österreichische Logistikbranche zu nützen, gründete die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY 2019 gemeinsam mit den Transportunternehmen DB Schenker und LKW Walter, GS1 Austria, dem EDI-Dienstleister EDITEL Austria, der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) und der WU Wien die Blockchain Initiative Logistik. Das erste Pilotprojekt der Initiative widmet sich der Digitalisierung des internationalen Frachtbriefes (CMR) und soll jährlich rund 75 Millionen Prozesse bei österreichischen Logistikern automatisieren und zwölf Millionen Blätter Papier einsparen. 2019 wurde die Blockchain Initiative Logistik mit dem futurezone-Award als „Blockchain-Projekt des Jahres“ ausgezeichnet.

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geschrieben am

05.05.2021