ECR-Austria: 100 Empfehlungen für Recycling
Recycletes Material ist nicht miteinander zu vergleichen – während Papier, Fe-Metalle, Aluminium, Glas, Holz, Verpackungen per se und Siedlungsabfall auf einem guten Recycling-Weg sind, hat der Kunststoff so seine Probleme: auch hier gibt es viele Unterscheidungen, die Sammelquote ist nicht so hoch, wie sie sein sollte, Littering ist ein Problem und aktuell: der Rohöl-Weltpreis ist derzeit so niedrig, dass es günstiger kommt neuen Kunststoff zu besorgen, als Recycling-Material zu nutzen.
Da braucht es Hilfe von der Politik und ein großes Wissen bei Handel und Hersteller, aber auch Verpacker selbst.
ECR Austria setzt Initiative
ECR Austria ist bekannt dafür als Bindeglied zwischen den einzelnen Stakeholdern aufzutreten. Der vergangene ECR-Tag stand unter dem Motto Circular Packaging und als einer der Gastredner wirkte Prof. Dr. Manfred Tacker von der FH Campus Wien. Mit ihm und seinem Team gemeinsam hat nun ECR Austria die ersten 100 Empfehlungen für Circular Packaging erstellt, die auf der ECR Austria Website abrufbar sind.
https://ecr-austria.at/download/packaging-design-for-recycling/
Ziele, die fordern
Eines der Ziele wird es sein, die Anforderungen der EU zu erfüllen: 65% aller Verpackungen müssen bis 2025 recyclet werden (70% bis 2030) und 50% aller Kunststoffverpackungen (55% bis 2030). Da ist Österreich noch weit davon entfernt. Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurden hinterfragt: länderspezifische Unterschiede, Sortierbarkeit, Verarbeitbarkeit, Marktpotential. Die gesamte Wertschöpfungskette muss ordentlich aufgestellt werden.
Das Gute an den ECR Guidelines ist die Tatsache, dass sie im internationalen Kontext zu sehen sind und sich an die Vorgaben der European Plastic Recycler halten. Somit ist die Begrifflichkeit gleich und man spricht vom gleichen Datenmaterial.
Wenn man etwa eine PET-Flasche hernimmt, so besteht diese aus mehreren Teilen: Flasche, Etikett und Verschluss und alles muss bei der Entsorgung beachtet werden.
ECR Austria unterscheidet Verpackungstypen und geht nach einer Art „Ampelsystem“ vor, welche Verpackungen zu empfehlen sind und welche nicht.
Mit der Expertise seines Teams wurde in mehreren interaktiven Workshops ein sehr detaillierter und umfangreicher Leitfaden entwickelt, der auch jedem Nicht-Experten erlaubt zu verstehen, worauf man bei zukünftigen Verpackungen ganz besonders achten muss, um eine möglichst hohe Zirkularität zu erreichen. „Dieses Thema ist heute so wichtig, dass jede/r Produktverantwortliche verstehen muss, wie man als produzierendes Unternehmen einen Beitrag leisten kann“, betont Dr. Alfred Schrott, ECR Co-Chairman Industrie.
Ein entscheidendes Erfolgskriterium bei ECR Projekten ist immer, dass neue Empfehlungen von Handel und Industrie gleichermaßen mitgetragen werden. So weiß ECR Co-Chairman Handel, Thomas Zechner, „dass zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmen voll und ganz ihre Zustimmung zu dieser neuen Empfehlung geben und das verbleibende Drittel die Empfehlungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten umsetzen wird. Hier kann man wirklich davon sprechen, dass alle an einem Strang ziehen.“
Im Sommer werden die Inhalte der Broschüre verfeinert und am ECR Tag am 12. November 2020 endgültig vorgestellt. ECR Austria Managerin Teresa Mischek-Moritz ist stolz auf das rasche Weiterkommen und die Sachlichkeit, mit der die Diskussionen beim Thema Verpackung geführt werden. Die Präsentation der Broschüre fand in den Räumlichkeiten des Henkel-Werks in Wien Erdberg statt, wo man vor Ort den Einsatz von recyceltem Material sehen konnte.
Selbstverständlich stand auch das Thema Einweg-Pfand im Raum und auch wenn man weiß, dass die Investitionen im Handel und somit für die Industrie sehr hoch sein werden, so sind die Experten doch davon überzeugt, dass es nur so gehen wird. Nur mit einer hohen Sammelquote macht es Sinn, dass in Sortier- und Recyclinganlagen investiert wird.