dm: "Leben nicht von ersparten Kosten"
Als Martin Engelmann im Jahr 1986 zu dm drogerie markt kam, erwirtschaftete das Unternehmen bereits einen Umsatz von nicht ganz 2 Mrd. – Schilling wohlgemerkt. Heute, wie in der jüngsten Unternehmensbilanz veröffentlicht, konnte in der gesamten dm Unternehmensgruppe mit dm Deutschland und dm Polen ein Umsatzplus von 10,7 % auf 13.581 Millionen Euro verzeichnet werden. Um 4,84 % auf 1.052 Millionen Euro konnte dm drogerie markt seinen Umsatz im letzten Geschäftsjahr am österreichischen Markt steigern. Der österreichische Markt ist von großer Bedeutung für den Drogerie-Primus in Österreich. Von hier aus werden die strategischen Entscheidungen mit den Verbundenen Ländern vereinbart (Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Italien, Kroatien, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn) und die Zusammenarbeit mit dm Deutschland gepflegt. Für Martin Engelmann, der seit dem frühen Ableben des Vorstandskollegen Thomas Roittner interimsmäßig auch die Logistikagenden neben seinem Vorstandsvorsitz übernommen hat, ist dieser Bereich nicht neu. Unter seiner Logistik-Verantwortung wurde das Verteilzentrum in Enns zu einem der modernsten und effizientesten in Europa ausgebaut – das war Anfang der 2000er-Jahre. Heute stehen abermals große Veränderungen im Raum, die wieder Martin Engelmann als Gesamtverantwortlicher umsetzen wird.
„Wir haben mit Mag. Stefan Heiglauer (kommt von der Post, Anm.) seit 1. Oktober einen Nachfolger für Thomas Roittner gefunden. Er ist noch in einer Einarbeitungsphase und wird ab dem kommenden Jahr die Agenden übernehmen“, stellt Vorstandsvorsitzender Martin Engelmann seinen neuen Kollegen vor.
Errichtung von Cluster Verteilzentren
Abermals wird die dm-Logistik im Unternehmen ganz neu aufgestellt. War es vor rund 20 Jahren die effiziente Kommissionierung kleinteiliger Produkte, die im Mittelpunkt der Neuerungen stand, so ist es heute eine Vereinheitlichung der Mandantenlandschaft. „Zunächst sei gesagt, dass es in Unternehmen unserer Größe einerseits im operativen Geschäft immer um Kostenoptimierungen geht. Das ist ganz normal. Auf der anderen Seite enthält das Credo des Handelsexperten Prof. Gottfried Theuer eine wichtige Kernaussage: man lebt nicht von ersparten Kosten“, beschreibt Engelmann die Wichtigkeit der Einsparung der „richtigen“ Kosten. Und diese Optimierung findet aktuell in der Strategie des Logistiksystems statt.
Grund für die Neuaufstellung war unter anderem die Installation des neuen SAP-Systems – S4 Hana. „Es ermöglicht eine weitere Internationalisierung der Filialbelieferung von zum Beispiel Enns aus nach Slowenien und Norditalien“, erklärt Engelmann. Bis vor kurzem hatte jedes Land ein eigenes Filialbelieferungssystem, manche Sortimente wurden sogar jetzt bereits von einem Verteilzentrum in Europa beliefert. „Bestimmte Sortimente müssen nicht unbedingt in jedem Land logistisch verfügbar sein“, meint Martin Engelmann. „Vor allem unsere Eigenmarken-Sortimente können zentral kommissioniert und verteilt werden. In diesem Sinne werden in nächster Zeit Verteilzentren-Cluster gebildet“, so Engelmann.
Die Filialen in Österreich werden – wie gehabt – aus Enns beliefert, aber das Verteilzentrum ist an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. „Mit Stand September beschäftigen wir hier 850 Menschen. Das zusätzliche Wachstum fließt eben nun in die Cluster Verteilzentren“, erklärt der dm-Vorstandsvorsitzende. Denn: dm drogerie markt wächst international. „2017 eröffneten wir in Italien die erste Filiale, heute sind es über 70 Filialen. Wir expandieren nach Südtirol, in die Lombardei, Piemont bis an die Grenze der Toskana. Expansion ist wichtig und gut, aber wir sind bei den Standorten wählerisch. Es ist eine qualitative Expansion“. Auch Rumänien und Bulgarien zählen bereits mehr als 100 Filialen, um die jüngsten schnellwachsenden Märkte zu nennen.
Qualitativ in allen Belangen
Die COVID-Krise hat auch dm drogerie markt getroffen, doch man konnte den Marktanteil im Gesamtmarkt halten, sogar noch ausbauen. Im Segment total drug steigt auch der Mengenabsatz an, im Segment DFH steigt die Menge, der Wert geht zurück. „Das liegt an den Preissteigerungen aufgrund der Inflation, die wir in diesem Ausmaß bei dm nicht mitgegangen sind“, so Engelmann. dm drogerie markt bleibt seiner Linie treu und hält so gut es geht das Preisniveau für die Konsumenten. „Priorität unserer Arbeit in allen Ländern hatte in den letzten Monaten der Kampf gegen die Teuerung und damit der Kampf für den Erhalt der Kaufkraft unserer Kundinnen und Mitarbeiter“, so Martin Engelmann in der Presse-Mitteilung zum Geschäftsjahr. „dm ist krisenresistent, wir sind die bevorzugte Einkaufsstätte im Drogeriesektor und beim Konsumenten Nummer1. Mit dem Dauertiefpreis fahren wir eine gute und konsequente Linie. Wir zeigen mit dem Dauertiefpreis Stabilität und verzichten für den Konsumenten auf eine ewige Berg- und Talfahrt. Das schafft Vertrauen, auch in Krisenzeiten“. Der Dauertiefpreis bleibt am Regal für mindestens vier Monate bestehen. Will man Aktionen nutzen, so ist Payback der beste Partner, dem Bonusprogramm hat sich dm schon vor Jahren angeschlossen.
„Wir wollen die Menschen, die in unsere Geschäfte kommen, nicht zu ‚Reiz-Reaktionswesen‘ degradieren, sondern ein stabiler Partner sein. Nicht die Aktionskarotte vor der Nase soll locken, sondern ein stabiler Preis gepaart mit einem breiten Angebot“, so Engelmann.
Die „Händleraufgaben“ erfüllt dm drogerie markt mit der Note 1, denn die Prozesse sind schlank, werden laufend verbessert und man ist effizient unterwegs. „Gewinn ist nicht das allererste Ziel, sondern die Grundlage um Investitionen in Mitarbeiter, Technik und Sortiment aus eigener Kraft zu stemmen“, erklärt der Vorstand. „Das Wachstum aus eigener Kraft steht an erster Stelle. Unser TUN ist investiv ausgelegt. Wir leben vom ‚return of investment‘ und nicht vom Ersparten“. Hier schließt sich der Kreis wieder und es wird aufgezeigt, dass alle Maßnahmen, wie etwa ein starker Eigenmarken-Anteil zur Preisstabilität beiträgt.
Verlässlich – gerade jetzt
In Zeiten von hoher Inflation ist Preisstabilität eben wichtig. Menschen mit geringerem Einkommen suchen Alternativen, es gibt sehr wohl Verschiebungen weg aus größeren Anschaffungen wie Reisen, Auto hin zu den Genussmomenten im Zusammenhang mit dem täglichen Bedarf. „Mit den Dienstleistungen bei dm drogerie markt kann sich der Kunde dann auch das kleine Glück im Alltag leisten“, so Engelmann.
Wenn es um das aktuelle Sortiment geht, so beschreibt Martin Engelmann die Zusammenarbeit mit der Industrie folgendermaßen: „Prinzipiell praktizieren wir einen guten Umgang mit unseren Industriepartnern, die uns auch Gründe vorlegen, warum etwas teurer werden sollte. Nach eingehender Prüfung kommen wir zu Vereinbarungen. Geprüft wird: muss ich das Produkt führen oder nicht? Ist es relevant oder habe ich Alternativen? Ändert sich mit einem Produkt das gesamte Preisgefüge? Macht es die Kategorie attraktiv?“.
Dazu kommt, dass dm drogerie markt im Sortiment alle 2-3 Jahre komplette Layoutumstellungen vornimmt. 2022 war wieder eine Umstellung im Gange. „Am Ende des Tages haben wir mit der Industrie ein partnerschaftliches Verhältnis“.
Online ist omnichannel
Das Online-Geschäft ist auch für dm drogerie markt wichtiger geworden – so wie für jeden Händler. Doch die Kanäle werden nicht getrennt gesehen. „Ich gebe ein Beispiel. Ohne Filialen hätte ein Versand in Covid-Hochzeiten nicht funktioniert. Wir haben aus den Filialen heraus kommissioniert“. Die einzelnen Vertriebs- und Kommunikationskanäle sind also eng miteinander verbunden. Trotzdem muss man sagen, dass die Nachfragesteigerung im Online-Bereich bei 50% liegt. In Österreich sind es permanent 12-20 Filialen je nach Nachfrage, die direkt an den Kunden liefern. Der Umsatzanteil aktuell bei online liegt bei etwa 3%. „Das ist unsere stärkste „Filiale“ und entspricht dem Umsatz von 12 Filialen“, so Engelmann. dm drogerie markt kann also von sich behaupten, sowohl online als auch stationär stark zu wachsen.