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Wir könnten schneller sein

Im Standort-Ranking der OECD nehmen wir in Österreich nur Platz 22 ein, wir könnten besser sein.

Kritik kommt von allen Seiten: die Wirtschaft wächst und die Zahl der Arbeitslosen geht zurück. Trotzdem ist Österreich im Standort-Ranking nur auf Platz 22. Der neue Global Competitiveness Index 2018 des World Economic Forum listet insgesamt 140 Staaten nach ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Österreich verliert im Vergleich zum Vorjahr drei Plätze.

Einer der Hauptgründe ist: wir sind nicht gut ausgerüstet, was Breitband betrifft. Für viele mag das ein nebensächliches Thema sein, für einige wenige zukunftsorientierte Unternehmen ist es sehr wichtig.

"Die flächendeckende Versorgung aller Regionen mit Breitband ist für uns ebenso wünschenswert wie ein Ausbau Österreichs zu einem 5G-Pilotland. Aufgrund der heimischen Topographie ist dies zwar kostenintensiv, aber notwendig. Nur so können auch ländliche Regionen zukunftsfit gemacht werden, damit sie von den digitalen Möglichkeiten profitieren und die Landflucht gestoppt wird. Konnektivität ist die Basis für modernes Wirtschaften", bestätigt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. In diesem Kontext begrüßt der Handelsverband auch die Einrichtung einer Digitalagentur (DIA) durch die Bundesregierung ausdrücklich. Mit Andreas Tschas, Mitbegründer des Startup-Festivals Pioneers, konnte hierfür erfreulicherweise ein ausgewiesener Digitalisierungsexperte gewonnen werden.

Warum nur 22. Platz?

In den Detailergebnissen der OECD für Österreich wird das Abschneiden für die drei österreichischen Metropolregionen Wien, Graz und Linz dargestellt. Wien weist danach für 2016 unter den drei heimischen Metropolen das höchste BIP pro Kopf auf. Allerdings hat sich die Stadt nach OECD-Berechnungen im Ranking unter 329 berücksichtigten OECD-Metropol­regionen zwischen 2000 und 2016 um zwanzig Plätze (auf Rang 104) verschlechtert. Dies bedeutet eine Positionsverschlechterung um etwa 6 % innerhalb von 16 Jahren.

In der medialen Diskussion wurde dies insbesondere mit einem hohen Bevölkerungszuwachs in Wien aus dem Inland wie Ausland in Verbindung gebracht. Über diesen eindimensionalen und verkürzten Erklärungsansatz hinaus sind jedoch drei weitere Erklärungen für diesen Rückfall von Seiten des WIFO zu nennen.

1. Schwächere Metropolregionen holen auf

Tatsächlich sind im gesamten europäischen Städtesystem Konvergenzprozesse zu beobachten, im Ausgangszeitpunkt "schwächere" Metropolregionen holen also auf. Ähnliches ist auch innerhalb Österreichs zu beobachten – eine Entwicklung, die übrigens auch politisch erwünscht ist und erhebliche Anstrengungen der EU-Kohäsionspolitik bzw. der nationalen Regionalpolitik zur Grundlage hat. 

2. Außereuropäische Länder entwickelten sich teils besser

Dazu bezieht das OECD-Ranking eine beträchtliche Zahl von Städten in Ländern mit ähnlichem Entwicklungsniveau außerhalb Europas mit ein, die im Vergleichszeitraum ein deutlich höheres Wachstum aufwiesen als die EU (vor allem Australien, Südkorea, USA). Dies dürfte auch die Position der Städte dieser Länder im Ranking verbessert haben. Welche Städte Wien im Ranking tatsächlich überholt haben, geht aus den bisherigen OECD-Informationen nicht hervor, da die Detaildaten noch nicht veröffentlicht wurden.

3. Preisbereinigung auf nationaler Ebene verzerrt das Ergebnis

Letztlich ist auch ein statistischer Effekt denkbar: Das Ranking basiert auf "kaufkraftbereinigten" Werten für das BIP pro Kopf. Die dafür notwendigen Preiserhebungen basieren in allen Ländern auf nationalen Stichproben. Diese sind nur für die nationale Ebene repräsentativ, nicht aber für einzelne Städte oder Regionen. Bei erheblichen regionalen Preisunterschieden innerhalb der Länder führt die Bewertung zu nationalen Kaufkraftparitäten zu erheblichen Verzerrungen zugunsten der "teuren" Zentren. Dies lässt sich beispielhaft an Bratislava zeigen: Laut Eurostat lag sie 2014 beim BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards unter den Metropolregionen der EU auf Rang 7 – weit vor Wien (Rang 40), dem Großteil der deutschen Stadtregionen, aber auch vor London oder Brüssel.

 

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geschrieben am

18.10.2018