DHK appelliert für stärkere Zusammenarbeit
Das Volumen im Warenhandel zwischen Deutschland und Österreich ist im Pandemie-Jahr 2020 um rund neun Prozent eingebrochen und liegt mit knapp über 100 Milliarden Euro unter dem Wert von 2017. “Die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben deutliche Spuren in der Außenwirtschaftsbeziehung zwischen Deutschland und Österreich hinterlassen”, sagt Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK), Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG und Vorstandsvorsitzender der Porsche SE bei der DHK-Jahrespressekonferenz am 9. April 2021. Laut Zahlen des deutschen Statistischen Bundesamtes (Destatis) gingen die österreichischen Exporte nach Deutschland im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 8,4 % auf 40,3 Mrd. Euro zurück und die österreichischen Importe aus Deutschland reduzierten sich um 9,3 % auf 59,9 Mrd. Euro. Für das Jahr 2021 rechnet die DHK mit einem weiteren Handelsrückgang von 6% gegenüber 2020.
Die DHK appelliert an Politik und Unternehmen, die bestehenden Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern zu intensivieren. “Ich sehe ein enormes Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen aus Deutschland und Österreich”, erläutert Pötsch. Dabei sollte man sich auf jene Themenfelder konzentrieren, die sich schon jetzt durch hohe Wettbewerbsfähigkeit auszeichnen, so der DHK-Präsident mit Verweis auf Technologie und Mobilitätswirtschaft. So wäre zum Beispiel der Ausbau und die Vernetzung der E-Mobility-Infrastruktur in Deutschland und Österreich zielführend. Pötsch: “Mein Appell richtet sich daher an die deutsche und österreichische Wirtschaft, die Anstrengungen zu bündeln.”
Thomas Gindele, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Österreich, betont die Bedeutung freier Marktzugänge für die Erholung der Wirtschaft. “Die Corona-Maßnahmen haben Beschränkungen im Grenzverkehr mit sich gebracht. Diese Barrieren müssen wieder fallen”, so Gindele.
Wifo bestätigt
Prof. Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel), analysierte die weltwirtschaftliche Entwicklung seit Beginn der Pandemie: “Das Normalniveau ist noch nicht wieder erreicht”, so Felbermayr der ab Oktober 2021 die Leitung des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) übernehmen wird. So lag das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2020 in Deutschland um 3,6 % und in Österreich um 5,9 % unter dem Vorjahresniveau. Die Prognosedaten für die nächsten zwei Jahre zeigen, dass sich die Wirtschaft zum Beispiel in den USA rascher erholen wird als in Deutschland und Österreich. Maßnahmen zur Stärkung sind also dringend notwendig.
Als große Unsicherheit bleibt der weitere Pandemieverlauf. Um das wirtschaftliche Potenzialwachstum zu stärken, sind laut Felbermayr jedenfalls langfristige Reformen gefragt. “Wir müssen Lehren aus der Krise ziehen und Instrumente wie Kurzarbeit und Unternehmenshilfe anpassen.” Zudem seien für 2022 noch fiskalpolitische Impulse wie steuerliche Maßnahmen zur Förderung von Investitionen und punktuell auch einkommensstärkende Maßnahmen notwendig. Auch Felbermayr sieht Potenzial in verstärkter Zusammenarbeit zwischen den Ländern in der Europäischen Union, wie zum Beispiel bei Infrastrukturprojekten sowie Forschung und Entwicklung.