Schulterschluss gegen Einwegpfand
Wenn die Unterschriften der Geschäftsführer und CEOs der Lebenmittelhandels-Unternehmen in Österreich alle auf einem Dokument zu finde sind, dann muss die Sache wichtig sein. Das ist sie auch: es geht um die heftig diskutierte Einführung des Einweg-Pfandsystems in Österreich.
Unter der Regie des Handelsverbandes setzte man ein gemeinsames Schreiben an die Politik auf, das über das Einwegpfandsystem und seine Vor- und Nachteile aufklären soll. Für den Handel gibt es eindeutig mehr Nachteile, vor allem auf der Kostenseite, im Gegenzug aber sicher nicht genau so viele Vorteile für die Umwelt. Denn: die Sammelquote bei den derzeitigen Systemen (zb ARA) würde drastisch sinken, wie Parallelen in Deutschland auch zeigen.
Hier kurz zusammengefasst, was Politiker und Konsumenten über die Einführung eines Einwegpfand-Systems wissen müssen:
- Die Einführung eines Einwegpfand-Systems nach deutschem Vorbild wäre für den österreichischen Lebensmittelhandel mit Investitionen in Höhe einer hohen dreistelligen Millionensumme verbunden.
- Die derzeit in Österreich bereits großflächig eingesetzten Mehrwegautomaten erfüllen nicht die Kriterien für eine PET Sammlung. Es müssten daher neue kostenintensive Automaten sowie Plastikpressen angeschafft werden.
- Ein Einwegpfand-System macht die Bereitstellung zusätzlicher Flächen erforderlich. Die baulichen Änderungen wären einerseits mit hohen Kosten verbunden, andererseits fehlt vor allem bei innerstädtischen Geschäften schlichtweg der hierfür erforderliche Platz.
- Im ländlichen Bereich müssten im Falle eines Zubaus die Adaptierungen mit den unterschiedlichen Raumordnungen und Bauvoraussetzungen der jeweiligen Bundesländer vereinbar sein, was für einige Supermärkte im Nachgang nur schwer realisierbar sein wird. Die gesamte vor- und nachgelagerte Kette führt zu gravierenden Umstellungserfordernissen und Aufwänden.
- Für die Betreuung müsste zusätzliches Personal bereitgestellt werden, um u.a. die Hygienevorschriften erfüllen zu können. Die heimischen Supermärkte müssten neben ihrer eigentlichen Nahversorgungsfunktion quasi auch als Entsorger fungieren.
- Für viele selbstständige Kaufleute ist die Anschaffung von Pfandautomaten, einer Presse, der Umbau der Fläche und die zusätzlichen Logistikanforderungen keinesfalls finanzierbar. Hunderte Geschäfte, vor allem im ländlichen Bereich, müssten ihre Geschäfte schließen, wodurch die Nahversorgung in manchen Regionen gänzlich entfallen würde. Dies würde mittelfristig auch die Landflucht befeuern.
- Nach bisherigen Erfahrungen, vor allem aus Deutschland, erhöht die Einführung des Einwegpfandes die ökologisch zu bevorzugende Mehrwertquote nicht, sie trägt sogar zur Reduktion der Mehrwegquote bei. Im Falle Deutschlands führte die Einführung von Einwegpfand zu einer gravierenden Reduktion der Mehrwegquote von -22,3%.
"Der österreichische Handel hat ein hohes Interesse daran, seinen Beitrag zu umweltpolitischen Maßnahmen und zur Erfüllung der unionsrechtlich vorgegebenen Sammel- und Recyclingziele zu leisten. Die Einführung eines Einwegpfandes ist hierfür jedoch definitiv nicht der richtige Weg. Wir sind überzeugt, dass die EU-Vorgaben durch andere Maßnahmen weit besser erfüllt werden können", so die Vertreter der Plattform Österreichischer Lebensmittelhandel einhellig.
Fakt ist: einige wenige Branchen, wie die Hersteller der Flaschenrücknahmegeräte hätten einen kurzfristigen Umsatzzuwachs; die Konsumenten wären verwirrt, da es noch immer keine klare Trennung zwischen Getränke PET und Putz- und Reinigungsmittel-Flaschen gibt und bereits funktionierende Systeme müssten zerstört werden, nur um einer Regelung gerecht zu werden.