Deloitte Studie: Effizienzsteigerung bei Beschaffung an erster Stelle
Seit 2011 analysiert Deloitte im Rahmen des Global CPO Survey jährlich die zentralen Herausforderungen und Entwicklungen im Einkaufsmanagement. Die aktuelle Umfrage unter mehr als 400 Chief Procurement Officern (CPOs) aus 40 Ländern, darunter auch Österreich, verdeutlicht, wie disruptiv das vergangene Krisenjahr für alle Teile der Lieferketten war. Ein Blick auf die Prioritätenliste der CPOs zeigt: 2020 hat den Fokus im Beschaffungswesen verschoben.
Bislang hatte die Reduktion der Kosten den höchsten Stellenwert, nun steht vor allem die Effizienzsteigerung im operativen Geschäft an erster Stelle. Auch die digitale Transformation und das Thema soziale Verantwortung haben im Vergleich zu 2019 deutlich an Bedeutung gewonnen.
„Die Beschaffungsmanager spielen angesichts der Corona-Krise und deren Auswirkungen auf die Lieferketten in den Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Gerade wenn es darum geht, die neu entstandenen Risiken richtig einzuschätzen und beispielsweise durch verstärkte Digitalisierung strategisch darauf zu reagieren, ist die Expertise der CPOs besonders gefragt“, erklärt Alexander Kainer, Partner bei Deloitte Österreich. Doch auch bei Fragen der sozialen Verantwortung von Unternehmen entlang der Lieferkette nimmt der Einkauf eine wichtige Rolle ein: „Sowohl Gesetzgeber als auch Kunden fordern von Unternehmen, dass sie ihre komplette Lieferantenbasis auf Nachhaltigkeit und Compliance überprüfen. Darunter fallen Aspekte wie das Sourcing von nachhaltigen und recyclingbaren Materialien oder das Schaffen einer CO2-neutralen Lieferkette“, ergänzt Kainer.
Steigende Risiken
Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass das Risikopotenzial im letzten Jahr spürbar zugenommen hat. Neben dem weltweiten Konjunkturabschwung (62 %) bereiten ihnen aktuell vor allem die anhaltenden Auswirkungen der Corona-Krise Kopfzerbrechen (55 %). Die Versorgungssicherheit in den Unternehmen wurde stark in Mitleidenschaft gezogen: Bei 56 % sind wichtige Zulieferer in Konkurs gegangen oder können krisenbedingt nur sehr eingeschränkt liefern. 32 % der CPOs müssen auch Umsatzeinbußen aufgrund von Lieferengpässen verzeichnen. Vielen Einkaufsmanagern mangelt es vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Sorgen noch immer an einem umfassenden Überblick über die Risiken innerhalb der eigenen Lieferkette.
„Fast drei Viertel der befragten CPOs glauben zwar, potenzielle Risikofelder ihrer direkten Lieferanten gut im Auge zu haben, aber nur 15 % haben auch einen Einblick in die niedrigeren Tiers. Es braucht dringend ein besseres Verständnis des gesamten Lieferantennetzwerks – über die Tier-1-Lieferanten hinaus“, betont Tanja Michael, Senior Managerin bei Deloitte Österreich. „Dafür eignen sich zum Beispiel Supplier Monitoring Dashboards. Über diese können nicht nur klassische Supplier-Audit-Scores, sondern auch automatisierte Marktdaten wie News-Alerts oder Finanzdatenbanken eingespielt werden. Solche Tools ermöglichen die laufende Überwachung sämtlicher Risiken – was eine zeitgerechte, risikominimierende Steuerung erlaubt.“
Agilität als Boost
Die Deloitte Umfrage zeigt auch: Ein möglichst agiles Beschaffungsmanagement wird immer wichtiger. Durch neue Technologien und flexible Betriebsmodelle kann besser auf den turbulenten Markt reagiert werden. Unternehmen, die hier bereits gut aufgestellt sind, übertreffen ihre Mitbewerber bei allen wichtigen Kennzahlen. So nutzen leistungsstarke Beschaffungsorganisationen laut Studie etwa doppelt so häufig hybride Managed-Service-Support-Modelle, um auf Know-how zuzugreifen, das intern nicht verfügbar ist. Auch RPA-Lösungen sind hier zehnmal häufiger vollständig implementiert, Künstliche Intelligenz kommt sogar rund achtzehnmal häufiger zum Einsatz.
„Der Einkauf hat sich zu einem wichtigen Treiber für die Wettbewerbsfähigkeit in modernen Unternehmen entwickelt. Die CPOs müssen entsprechend reagieren und Transformationsprozesse weiter vorantreiben“, so Deloitte Experte Alexander Kainer abschließend.