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Stationärer Einzelhandel hat sehr verloren

Handel: Das erste Quartal brachte den Einbruch

Die KMU Forschung analysiert die Konjunkturentwicklung im stationären Einzelhandel.

Die Überraschung bleibt erstmals aus: das erste Quartal 2020 brachte dem stationären Einzelhandel herbe Verluste ein, wie die KMU Forschung Austria bekannt gab. 

Im Jänner 2020 noch stieg die nominelle Umsatzentwicklung im stationären Einzelhandel um 2,6% im Vergleich zum Vorjahr, im Februar sogar um 7,7%. Dann kam der März mir einem Minus von 16,3%. In Summe brachte das erste Quartal ein Minus von 2,5%, was zu einem Umsatzentgang von rd. 800 Mio. Euro (netto, exkl. Ust.) gegenüber März 2019 geführt hat. Bei den Beschäftigten waren es -0,7%.

Der absolute Umsatz im stationären Einzelhandel in Österreich lag im 1. Quartal 2020 bei rd. 14,6 Mrd Euro (netto, exkl. Ust.) bzw. rd. 17,1 Mrd. Euro (brutto, inkl. Ust.)

Während der umsatzstarke Lebensmittelhandel die Entwicklung im März 2020 mit einem Plus von etwa 17 % positiv beeinflusst hat, ist es in den modischen Branchen (Bekleidungseinzelhandel, Schuh- und Lederwareneinzelhandel) zu Umsatzrückgängen von mehr als 60 % gekommen. Der Umsatzentgang im gesamten stationären Einzelhandel wird durch deutliche Umsatzsteigerungen im Lebensmitteleinzelhandel etwas abgefedert und liegt – wie bereits erwähnt - bei rd. 800 Mio. Euro (netto, exkl. Ust.)

Preissteigerungen unter Inflation

Die Verkaufspreise im Einzelhandel sind im 1. Quartal 2020 um durchschnittlich 1,6 % gestiegen. Der Preisanstieg ist damit wieder stärker ausgefallen als im Gesamtjahr 2019, liegt aber weiterhin unter der allgemeinen Inflationsrate (VPI; 1,9 %). Die höhere Inflation ist vor allem auf den Bereich Wohnung, Wasser, Energie (Strompreise, Instandhaltung von Wohnungen, Mieten) sowie auf Restaurants zurückzuführen.

Da die Verkaufspreise in die allgemeine Inflationsrate (VPI) einfließen, zeigt sich im Langzeitvergleich der Jahre 2011 bis zum I. Quartal 2020 eine nahezu parallele Entwicklung. Die durchschnittlichen Preissteigerungen im Einzelhandel sind im gesamten Beobachtungszeitraum niedriger als die allgemeine Inflationsrate.

Internet Handel

Demgegenüber hat der österreichische Internet-Einzelhandel im März 2020 von der Situation profitieren können und – ausgehend von einem vergleichsweise geringen Niveau – ein Umsatzplus von rd. 50 % erzielt. Es bleibt jedoch abzuwarten ob und wie sich die Entwicklung fortsetzen wird, wenn alle Einzelhandelsgeschäfte wieder geöffnet haben. Rd. 10 % der Einzelhandelsunternehmen ohne bisherigen Internet-Verkauf haben (auch in Folge der Coronakrise) entweder bereits im März 2020 damit begonnen ihre Waren über einen eigenen Online-Shop oder Online-Marktplätze zu verkaufen oder haben vor, dies in Zukunft zu tun.

Deutlich höher ist der Anteil der Einzelhandelsunternehmen, die abseits des Internets zusätzliche Verkaufswege anbieten. Bei etwa der Hälfte war/ist es möglich, Waren telefonisch bzw. per E-Mail vorzubestellen. Großteils werden diese dann zugestellt, oftmals besteht auch die Möglichkeit der Selbstabholung.

Blick über die Grenze

In den ersten beiden Monaten 2020 ist die Konjunkturentwicklung im europäischen Einzelhandel ähnlich wie im Jahr 2019 ausgefallen. Im EU-27-Durchschnitt (ohne Vereinigtes Königreich) stiegen die Einzelhandelsumsätze deflationiert und kalenderbereinigt von Jänner bis Februar 2020 um 2,8 % gegenüber der Vorjahresperiode (nach 2,6 % im Gesamtjahr 2019). In Österreich ist das Wachstum mit 2,0 % etwas schwächer ausgefallen.

Werte für den März 2020 und damit für das gesamte1. Quartal 2020 liegen noch nicht vor, es ist jedoch mit einem Konjunkturabschwung im gesamten Einzelhandel der EU-27 zu rechnen. Erste Daten zeigen ein zweistelliges Minus für den Einzelhandel in großen Volkswirtschaften wie Frankreich (rd. -16 %) und Spanien (rd. -13 %). In Deutschland ist der Rückgang mit rd. 3 % deutlich geringer ausgefallen.

 

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geschrieben am

18.06.2020