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Photovoltaik am Dach

Für eine Million Dächer

Die türkis-grüne Regierung hat in ihrem Programm einen wesentlichen Punkt ins Visier genommen: Solarkraft.

Im neuen Regierungsprogramm findet sich der Punkt Eine-Million-Dächer-Programm wieder. Es geht dabei um Photovoltaik auf Dächern von betrieblichen und auch privaten gebäuden. retailreport.at interessieren die betrieblichen Gebäude – im Hinblick auf Handelsimmobilien. Dazu haben wir mit Doz. Dr. Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der Wirtschaftskammer Österreich gesprochen.
Ein erster Schritt, um diesem durchaus sehr ambitionierten Ziel von Photovoltaik auf 1 Million Dächer näherzukommen, ist nun passiert: Mit 1.1.2020 entfällt die Eigenstromsteuer auf Photovoltaik.

Damit ist – etwa für Handelsbetriebe, die ja oft gut dafür geeignete Dächer haben - die Investition in Photovoltaik um einiges wirtschaftlicher.

Was ist die Stromsteuer?

Die Elektrizitätsabgabe oder Stromsteuer ist vergleichbar mit anderen Steuern, wie auch der Mineralölsteuer. Stromsteuer bezahlt man, wenn man Strom von einem Anbieter geliefert bekommt. Mehrere Jahre hat es gedauert, doch nun ist es fix: die Eigenstromsteuer fällt und somit sind all jene von einer Stromsteuer befreit, die ihren eigenen Strom erzeugen – zum Beispiel über Sonnenkraft und somit Photovoltaik. Dr. Schwarzer: „Es ist ein Erfolg. Vor etwa 5 Jahren wurde in einem ersten Schritt die Schwelle von 5000 auf 25.000 KW-Stunden selbst-produzierten Strom angehoben, damit die Stromsteuer greift. Nun wird sie in diesen Fällen ganz abgeschafft“. Diese Abschaffung gleicht einer Belohnung, wenn man nachhaltig erzeugten Strom erzeugt: Photovoltaik kann auf Dächern angebracht werden, entlastet die Netze und schont die Systeme und die Umwelt. Die Sonne scheint nämlich gratis und CO2-frei.

Derzeit gibt es in Österreich 2,3 Mio. Gebäude – Tendenz leider steigend. Bis dato haben 6-7%, das sind rund 150.000 Gebäude eine PV-Anlage auf dem Dach. Gerade für den Handel wäre das eine willkommene nachhaltige Nutzung, da sich die Installation relativ rasch amortisiert, wie ein Rechenbeispiel vorzeigt:

Ein Einzelhandelsunternehmen montiert eine Photovoltaikanlage auf das Dach

- Größe: 120 Kilowatt maximale Leistung (120 kW peak)

- Investition: 117.000 Euro netto

- Eigenverbrauchsanteil: 74 %

- Stromkostenersparnis: anfangs ca. 9.800 Euro pro Jahr, danach je nach Stromkostenentwicklung

- Amortisationszeit mit bzw. ohne Förderung: 9 bzw. 14 Jahre

- Eigenkapitalrendite (IRR) über 20 Jahre: ca. 22 % mit bzw. 11 % ohne Förderung

Ab Anfang 2020 entfällt die bisherige Eigenverbrauchsabgabe in der Höhe von 957 Euro im Jahr, somit verbleibt die gesamte Einsparung beim Betrieb.

Best Practice

Das Let’s DoIt Fachgeschäft Mandl in Gröbming betreibt eine 120 kWp Anlage mit einer Stromproduktion von 120.000 kWh pro Jahr, wovon derzeit 35 % selbst verbraucht werden. Dieser Anteil wird in naher Zukunft steigen, denn die Anlage wurde in Hinblick auf eine geplante Anschaffung von Klimageräten und einer Elektroheizpatrone für die Warmwasserbereitung größer ausgelegt. Der Überschussstrom wird zum Fördertarif der OeMAG ins Netz eingespeist.
Geschäftsführer Johannes Mandl: „Mit der PV-Anlage bin ich sehr zufrieden. Ich musste mich bei der Abwicklung um nichts kümmern und die Anlage funktioniert seit einem halben Jahr problemlos und wie vom Errichter, dem E-Werk Gröbming, prognostiziert.“

2030 als Markstein

Im Jahr 2030 möchte man in Österreich (und auf EU-Ebene) komplett auf Öko-Strom umgestiegen sein. Deshalb meint es die Regierung mit der Initiative zur Zeit sehr ernst und fördert all diese Maßnahmen. Installiert man jetzt eine PV-Anlage, so hält sie laut Dr. Schwarzer in etwa 20 Jahre. Dann muss man erst die ersten Module wechseln und der Ertrag nimmt ab. Doch die Ersparnis bliebt. Die Regierung „Kurz I“ hatte 100.000 Dächer im Visier, mit den „Grünen Österreich“ ist das Ziel auf eine Million angehoben worden, die eine PV-Anlage „vertragen“. Realistisch sind in etwa bis 2030 800.000 – je nachdem, wie sich auch die Technik weiterentwickelt.

Handel per se ein Vorzeigemodell

Der Handel mit all seinen Gebäuden ist in diesem Fall ein gutes Beispiel und man muss dazu sagen, dass die Big Player im Lebensmittelhandel schon alles daran setzen auf PV umzusteigen, wie auch die jüngsten Beispiele (Eurospar in Baden bei Wien) zeigen. Im Grunde kann man Strom- und Wärmeerzeugung aus verschiedenen Quellen speisen, wie etwa Wärmepumpen, Erdwärme oder Biomasse. Aber Photovoltaik steht ganz oben auf der Liste und wird wie bereits erwähnt gefördert. Denn eines ist auch klar: Strom wird im Laufe der nächsten Jahre teurer werden. Das unternehmerische Denken steht bei diesen Themen an erster Stelle und man hofft auf zahlreiche Interessenten. Informationen zum Thema gibt es über die Wirtschaftskammer und den österreichweiten Klimafond.

 

WKO Stephan Schwarzer

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geschrieben am

26.01.2020