Circly: Bedarfsplanung im Handel
Circly ist ein Werkzeug, das selbständig sehr rasch lernt und u.a. auf Basis von Erfahrungswerten genaue Vorhersagen treffen kann. Wie das funktioniert, erklärte Eric Weisz im Interview. Denn: falsch dimensionierte Produktion oder Lagerung ist teuer und soll vermieden werden.
retailreport.at: Wie wurde das Unternehmen gegründet und welches Geschäftsmodell steckt dahinter?
Eric Weisz: Circly wurde grundsätzlich aus dem Gedanken heraus gegründet modernste KI-Technologie einzusetzen, um die Ressourcenverschwendung zu reduzieren. Geschäftsmodelle, die bereits produzierte, gelagerte und transportierte Waren kurz vor oder nach MHD verteilen sind nicht im großen Stil skalierbar und packen das Problem nicht bei der Wurzel an. Aus unserer Sicht müssen Handel und Produktion einen spürbaren wirtschaftlichen Vorteil beim Einsatz einer Lösung haben, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Reduktion von Ressourcenverschwendung haben soll.
Nach zahlreichen Gesprächen mit Kunden ist uns aufgefallen, dass das Thema Planung an sich eine der zentralen Herausforderungen von Produktion und Handel ist. Lösungen sind meist starr, im Kurantgeschäft nicht akkurat genug und deckten die Berechnung von Aktionsmengen nicht ab. KI-basierte Lösungen, die dies erledigen, gibt es grundsätzlich, jedoch gibt es in den Unternehmen über Chat-GPT hinaus kaum Erfahrung, wie man KI-basierte Planung implementieren soll und wenn, dann ist die Implementierung nur für die wenigsten wirtschaftlich.
Seitdem ist unsere klare Vision, KI-Bedarfsplanung für Produktion & Handel im FMCG-Bereich zugänglich zu machen. Die Circly KI-Plattform wird über eine API an bestehende Systeme angedockt, lernt anhand historischer als auch aktueller Verkaufsdaten permanent dazu und gibt Prognosen in das System der Kunden zurück, wo sie dann bestehende Prozesse anreichert. Dafür bezahlen Kunden pro Monat und Produktionsstandort oder Filiale.
Wem bietet Circly seine Expertise an?
Produktion & Handel ursprünglich im FMCG-Bereich, denn dort ist der Hebel für ein derartiges Produkt sehr lange, da man oft mit verderblicher Ware zu tun hat und neben Genauigkeit auch Zeit ein wichtiger Faktor ist. Darüber hinaus bietet Circly die Lösung auch Produzenten und Händlern weiterer Fachbereiche an.
Was sind die wesentlichen Punkte bei Circly, die einem Händler helfen?
Circly kann die Fehlplanung von Unternehmen halbieren und liefert präzise Absatzforecasts, jederzeit und auf Knopfdruck. Dabei werden Aktionen, Promotionen, Wetter und z.B. auch Preisgestaltung berücksichtig.
Es erkennt in Sekunden Muster in großen Datenmengen, die Produktionsbedarf und Verkauf maßgeblich beeinflussen und passt sich laufend an. Dabei setzt Circly bestehenden Systemen den Turbo auf und ersetzt diese nicht. Ein über Jahre aufgebautes System in Produktions- und Handelsunternehmen in einem monatelangen Monsterprojekt zu ersetzen, widerspricht unserer Vision von Zugänglichkeit. Kunden können KI-Bedarfsplanung mit Circly im eigenen Unternehmen im Idealfall innerhalb von einem Tag anbinden und innerhalb von wenigen Tagen mit den eigenen Daten produktiv einsetzen. Versuchen Sie das einmal mit SAP.
Neben der Softwarelösung bietet Circly auch die dazu nötige Infrastruktur an. Hauseigene Deep-Learning Server, die physisch in Österreich stehen und Backups innerhalb der EU haben sorgen für die höchsten Sicherheitsstandards und die nötige Rechenpower, da KI-Berechnungen enorm Leistungshungrig sind und spezielle Grafikkartenrechner benötigen.
Welche Händler (in welcher Größe) werden angesprochen?
Grundsätzlich ist der limitierende Faktor die Datenqualität und Quantität. Das System lernt anhand von Beispielen aus der Vergangenheit. Wenn es zu wenige oder keine Beispiele gibt, kann das System natürlich nicht vorhersagen, das kann aber keiner. Wir haben 160 Nah&Frisch Filialen angeschlossen, die teils nur wenige Quadratmeter haben. Auf die Datenqualität wurde dort jedoch gut geachtet, deshalb war die Implementierung kein Thema – Größe ist also kein Kriterium. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Für das System variiert dabei nur die Berechnungsdauer. Umso größer die Artikelanzahl, desto schwerer ist es mit herkömmlichen Methoden genaue Prognosen für jeden einzelnen Artikel zu treffen. Circly braucht dafür Sekunden.
Warum ist Bedarfsplanung immer wichtiger?
Eine akkurate Planung bestimmt über die Höhe des gebundenen Kapitals, die wirtschaftliche Effizienz und den Servicegrad. Gerade in Zeiten hoher Inflation ist es für Produktion und Handel nicht mehr möglich, steigende eigene Kosten durch Preiserhöhungen weiterzugeben. Was im Hinblick auf die kommenden Herbstlohnrunden auch wichtig ist, um die Inflationsspirale nicht weiter anzuheizen.
Um dennoch zu wachsen und mehr Rohertrag zu erwirtschaften muss das eigene System effizienter werden. „Kleine“ Unschärfen in der Planung haben eine enorme Auswirkung auf Produktions-, Lager-, und Transportkosten. Schon wenige Prozent in der Genauigkeit machen einen Unterscheid von teils hunderttausenden Euro. Die gleichen wenigen Prozent bestimmen auch maßgeblich den Ressourceneinsatz. Inzwischen gibt es mit KI aber eine revolutionäre Lösung, die jetzt in der Praxis eingesetzt werden muss.
Welche Ziele steckt sich Circly noch? Wie sieht die Zukunft aus?
Derzeit liegt der Fokus auf Expansion in DACH. Wir arbeiten auch an weiteren Modulen für unsere Plattform. Wir hören Produktion und Handel gut zu und sind dankbar, dass wir immer wieder mit echten Praktikern der Branche sprechen dürfen, die ihre Herausforderungen mit uns teilen. Daraus entwickeln wir unsere Software und KI an sich weiter. Themen wie Preiselastizität oder Aktionsplanung, hier im spezifischen die Auftrennung von Kurant- & Aktionsgeschäft sind Herausforderungen, die viele in der Branche haben.
Wir wollen das Werkzeug für Planungsprofis sein, und diese nicht ersetzen. Wir haben ein ausgesprochen talentiertes und junges Team, das die neuersten Erkenntnisse aus der Forschung in unsere Lösung einbringt und auch weiterwachsen soll.
Welche Referenzen gibt es?
Circly besitzt Kunden in Österreich, Holland und Deutschland. In Österreich zählen viele bekannte Produzenten und Händler hauptsächlich im Lebensmittelbereich zu unseren Kunden. In Deutschland und Holland haben wir ebenfalls die ersten Produktions- und Handelsunternehmen an Board.
Interview: Gabriele Jiresch