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Brau Union bekommt Besuch von der BWB

Brau Union: Unliebsamer Besuch

Schon vor mehreren Wochen bekam die Brau Union in Österreich Besuch von der Wettbewerbsbehörde (BWB).

Compliance und Wettbewerbsrecht stehen immer mehr im Fokus der Judikatur, Schulungen zu dieser Thematik sind immer gefragter und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Nicht nur innerhalb der Unternehmen, auch behördenseitig wird die Schlagzahl laufend erhöht. Aktuell stehen nun die bereits stattgefundenen Hausdurchsuchungen an den Standorten der Brau Union im Zentrum der BWB Untersuchungen.

Warum, fragt man sich bloss? Preisabsprachen seien offenbar nicht das zentrale Thema, es gehe um „Bundling“, wie retailreport.at aus Insider-Informationen vernommen hat. Der Begriff beschreibt eine Bündelung der Leistungsangebote unter Ausnützung der Marktmacht.

Der Hintergrund: der gesamte österreichische Biermarkt hat in Corona-Zeiten gelitten: einerseits in der Gastronomie, auf der anderen Seite wird es immer ambitionierter das klassische Bier zu vermarkten, wenn der vorherrschende Trend in Richtung „Leicht“ und „Alkoholfrei“ geht.

Fazit: Legte die Brau Union bis dato den Vertriebs-Schwerpunkt auf Bier und belieferte damit aus ihren Lägern, so gesellen sich vermehrt auch andere Getränkekategorien dazu: Wasser, Wein, Spirituosen und Limonaden. Diese werden selbst und durch Getränkefachhändler vertrieben.

Nun wolle sich logischerweise auch die Brau Union für die Zukunft unter veränderten Bedingungen rüsten: große Regionalläger sollen dabei als Knotenpunkt für das verbreiterte Angebot dienen. Von dort aus bekämen der neuen Ausrichtung folgend allerdings kleinere Getränkehändler Bier und andere Getränke dann nur mehr ausgeliefert, wenn auch neue, angepasste Konditionen angenommen werden würden, so der kolportierte Vorwurf. Damit ergäbe sich eine spezielle Abhängigkeit der Getränkehändler von der Brau Union (Logistikpauschale). Es wäre strategisch nicht verwunderlich, wenn man als Bierproduzent die Verteilung aller Produkte auch in eigene Hände nehmen wolle.

Damit verbunden geht der Verdacht der BWB in folgende Richtung: Ausnutzen der Marktmacht des Marktführers. Angegriffen von dieser neuen Ausrichtung fühlen sich dem Vernehmen nach nicht nur Getränkefachhändler, sondern auch C&C-Märkte, sowie klassische Großhändler.

Die Untersuchungen laufen, auf ein Ergebnis der Befragungen aller Marktteilnehmer und Händler wird gewartet.

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geschrieben am

03.06.2022