Brau Union: Herkunft der Rohstoffe wichtig
Innovationen trieben das Getränkegeschäft, so auch bei Bier. retailreport.at wollte wissen, welchen Stellenwert Neuheiten bei der Brau Union in Österreich haben und hat dazu Dr. Gabriela Straka, Mitglied des Management Teams der Brau Union Österreich gefragt.
Was muss man heute bedenken, wenn man in die Planung von Neuheiten geht? Welche Trends gibt es aus welchen Bereichen (Geschmack, Gebinde, …)
Grundsätzlich gilt es natürlich, seine Zielgruppen und die Bedürfnisse zu kennen. Neben Einflüssen aller Art – von der politischen Situation bis zur Pandemie – spielen auch Megatrends eine Rolle. In unserem Bereich gilt: Bewussterer Konsum beflügelt den Trend zu alkoholfreien Produkten. Laut Bierkulturbericht ist auch das Image von alkoholfreiem Bier im Steigen begriffen: Knapp die Hälfte der Befragten sieht generell positive Veränderungen im Umgang mit alkoholfreiem Bier, es sei explizit schick und angesehen geworden, zu alkoholfreiem Bier zu greifen. Deutlichere Tendenzen gibt es hier vor allem in den höheren Bildungsschichten. Wir haben mittlerweile rund 20 verschiedene alkoholreduzierte oder alkoholfreie Biere und Biermischgetränke im Sortiment – und wollen damit für Erwachsene für jede Konsumsituation das passende Getränk bieten.
Ein weiterer Konsumtrend hat sich durch Corona noch stärker ausgeprägt, Regionalität. 4 von 10 Österreichern bevorzugen ein Bier aus ihrer Region. Vor allem regelmäßige Bierkonsumenten (44 %), die 50-59-Jährigen (46 %) sowie die Landbevölkerung (47 %) greifen überdurchschnittlich oft lieber zu regionalem Bier. Da ist es gut, dass die Brau Union Österreich mit 9 Brauereien und kleinen Manufakturen in ganz Österreich regional verankert ist – wir können diesem Konsumtrend bestens begegnen. Auch Nachhaltigkeit spielt zunehmend eine Rolle, man will nicht mehr nur wissen, was in den Produkten enthalten ist, sondern auch wo diese gewachsen sind und wie sie verarbeitet wurden. So arbeitet die Brau Union Österreich etwa zum allergrößten Teil mit Rohstoffen aus Österreich, und verarbeitet diese in 3 Brauereien schon völlig CO2-neutral. Die restlichen Brauereistandorte werden folgen.
Wie stark lässt sich der Handel auf Neuheiten ein? Ist er hier ebenfalls innovativ?
Auch der Handel muss genauso den Fokus auf die Trends der Shopper und Konsumenten legen und sich weiterentwickeln. Wir als Handel und Industrie sind dann erfolgreich, wenn der gemeinsame Fokus voll auf den Bedürfnissen der Shopper und Konsumenten liegt. Dann arbeiten wir zum Wohle der Endkunden – und darauf kommt es letztendlich an.
Wie wichtig ist Österreich als Markt für die Einführung von Neuheiten? Wie hat sich der österreichische Markt entwickelt?
Die Brau Union Österreich ist in ganz Österreich regional verankert – 2700 Mitarbeiter arbeiten am und zum allergrößten Teil für den österreichischen Markt. Wie wichtig der österreichische Markt bei der Einführung von Neuheiten ist, zeigt der aktuelle Bierkulturbericht. Denn über ein Drittel der österreichischen Bierliebhaber (40 %) trinken Bier am liebsten aus der eigenen Region. Hauptgründe für den Kauf von regionalen Bieren sind laut Studie die Unterstützung der regionalen Wirtschaft und Bauern (50 %) sowie die Schaffung und der Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region (52 %). Auch der Umwelt zuliebe regional zu denken, spielt eine wichtige Rolle bei den Österreichern. Rohstoffe und Lebensmittel in den Regionen zu produzieren, aber auch beim Einkauf regional und saisonal zu denken und Lebensmittel nicht erst über weite Strecken transportieren zu müssen, reduziert den CO2-Ausstoß und schont die Umwelt.
2021 wie 2020 waren vor allem durch die Pandemie sehr herausfordernde Jahre, die noch immer von Lockdown-Monaten in der Gastronomie geprägt sind. In Summe hatten wir in den letzten zwei Jahren die schwerste Krise, die die österreichische Brauwirtschaft in jüngster Zeit erlebt hat – natürlich zum größten Teil in der Gastronomie. Aber Gastronomie und Lebensmittelhandel sind in unserem Geschäft korrespondierende Gefäße und können nicht völlig isoliert voneinander betrachtet werden.
Wie wichtig ist das Thema Herkunft auch bei Bier und wie kann man die Herkunft der Rohware für den Konsumenten abdecken (ZB GS1 Trace?)
Die Herkunft der Rohstoffe ist bei Bier sehr wichtig. Denn Bier ist ein natürliches Getränk und kann nur so gut sein wie die Rohstoffe, aus denen es besteht. Klares Wasser von bester Qualität – das natürlich zu 100% aus Österreich, oft aus brauereieigenen Quellen stammt –, feinster Hopfen und beste Braugerste. Um ausreichend Rohstoffe, speziell Hopfen und Malz, für die Bierproduktion aus Österreichs Regionen beziehen zu können, achten wir auf langjährige Kooperationen mit Landwirten vor Ort, wie mit den Hopfenbauern im Mühlviertel und im steirischen Leutschach sowie den vielen Landwirten, die für das Unternehmen von Vorarlberg über Kärnten bis Niederösterreich Braugerste anbauen. Damit sichert man nicht nur die Qualität der regionalen Rohstoffe ab, sondern achtet durch kurze Transportwege auch auf einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Auch schaffen wir dadurch für die österreichische Gesellschaft einen Mehrwert.
Welche Neuheiten liegen Ihnen – auch abseits von Bier – am Herzen?
Abseits von Bier sind uns die beiden Getränkekategorien Hard Seltzer und Cider wichtig. Mit diesen sprechen wir auch jene Konsumenten an, die kein Bier trinken. Aber auch HOPS, das alkoholfreie Erfrischungsgetränk mit Hopfenlimonade, liegt uns am Herzen: Es ist die ideale Begleitung tagsüber.
Den Erfolg sieht man zum Beispiel bei Pure Piraña. Der weltweite Getränke-Trend Hard Seltzer ist auch in Österreich angekommen, die Konsumenten nehmen das Produkt mit Freude an: Pure Piraña entwickelte sich seit der Markteinführung im März 2021 zu einer der Top 3 Marken im Segment. Wir haben im Lebensmittelhandel bis Ende 2021 knapp 200.000 Dosen verkauft. Belebt wird die Kategorie durch die Vielfalt – Pure Piraña gibt es in drei fruchtigen Sorten.
Auf der Metaebene betrachtet ist es die Nachhaltigkeit: Sie war und ist für uns schon lange ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie und spielt eine große Rolle. Bier ist ein natürliches Getränk und kann nur so gut sein wie die Rohstoffe, die zum überwiegenden Teil aus Österreich verwendet werden. Daher ist für uns ein nachhaltiger und schonender Verbrauch der Ressourcen wichtig. Darauf achten wir angefangen bei den Rohstoffen über die Produktion, den Brauprozess bis hin zur Auslieferung an die Kunden. Mit der Strategie „Brew a Better World“ werden wir gemeinsam mit der ganzen Heineken-Familie als erstes Brauereiunternehmen weltweit bis zum Jahr 2030 in der gesamten Produktion CO2-neutral sein, bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette. Damit setzt das Unternehmen diesen Schritt sogar zehn Jahre vor dem Ziel des Pariser-Klimaabkommens.