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Brau Union Österreich im Interview (v.l.): Dr. Gabriela Straka, Mitglied des Management Teams, Mag. Klaus Schörghofer, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich, Mag. Markus Kapl, Leiter des Geschäftsfeldes Lebensmittelhandel.

Brau Union: großes Maß an Eigenständigkeit

Die Brau Union Österreich manövriert Marken und Unternehmen mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit sehr erfolgreich durch Österreichs Lebensmittelhandel, wie das Management-Team in einem Interview beschreibt.

Die Brau Union Österreich ist nicht nur in den jeweiligen Regionen Österreichs führend, sie nimmt auch im Konzern eine Vorreiterrolle ein, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Mit den Verantwortlichen hat retailreport.at ein Interview geführt:  Mag. Klaus Schörghofer, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich. Dr. Gabriela Straka, Mitglied des Management Teams und Mag. Markus Kapl, Leiter des Geschäftsfeldes Lebensmittelhandel.

Die Brau Union Österreich hat es vorbildlich geschafft den österreichischen Markt nach wie vor lokal zu bearbeiten, obwohl die Konzern-Mutter in Amsterdam sitzt. Wie gelingt so ein Schachzug und wie erhält man sich die Eigenständigkeit – auch auf lange Frist gesehen?

Klaus Schörghofer: Grundsätzlich ist in allen Ländern ein großes Maß an Eigenständigkeit gegeben, da ja auch der Biermarkt in jedem Land anders ist, speziell in Österreich denken die Biertrinker lokal bzw. regional. Laut aktuellem Bierkulturbericht bevorzugen 39 % Bier aus Österreich, 37 % sogar aus der eigenen Region und nur 4 % trinken explizit am liebsten internationales Bier. Die Brau Union Österreich nimmt sogar eine Vorreiterrolle im Konzern ein, etwa mit der Grünen Brauerei Göss, die zu den 15 wichtigsten Meilensteinen der 150-jährigen Heineken-Geschichte zählt.

Welche Zahlen/Daten/Fakten können Sie über die Entwicklung des Unternehmens in Österreich bekannt geben? 

Markus Kapl: Der Bierabsatz im Lebensmittelhandel hat sich positiv entwickelt, die Lust auf Bier konnte erfreulicherweise selbst das Virus nicht stoppen. Der Konsum verlagerte sich verstärkt ins eigene Zuhause, während sich die monatelangen Schließungen von Gastronomie, Hotellerie und der Eventbranche natürlich auch auf die Brau Union Österreich, als direkten Zulieferer, mit Einbußen auswirken. Dementsprechend froh sind wir über die umgesetzten Öffnungsschritte.

Wie vereinbart man die Entwicklung heimischer Marken mit jenen aus dem Mutter-Konzern? Und weiter: wie vereinbart man die Kollaboration von Tradition (Bier im herkömmlichen Sinne) mit Innovation (AF Biere, Leichtbiere, Hard Setzers, Ciders,…)

Markus Kapl: Handlungsleitend sind für uns immer die Bedürfnisse der Konsumenten und Shopper. Als Brau Union Österreich führen wir daher ein umfangreiches Produktportfolio, um für jeden Geschmack, jeden Anlass und jede Tageszeit das passende Getränk anbieten zu können. Die Konsumanlässe werden vielfältiger, die Konsumenten offener zu alkoholfreien Bieren zu greifen. Dies schränkt nicht ein, sondern erweitert das Angebot sogar: Mittags greift man zu Gösser NaturGold, abends beim Grillen darf es ein Zipfer Kellerbier oder ein Schwechater Wiener Lager sein.
Mit Getränkekategorien wie Hard Seltzer und Cider sprechen wir auch jene Konsumenten an, die kein Bier trinken.

Welche Aufgaben/Verantwortung hat man als Marktführer im Bier-Bereich in Österreich?

Klaus Schörghofer: Biervielfalt belebt den Markt und spiegelt die österreichische Bierkultur wider. Die Brau Union Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt, die beste Bierkultur Europas im Land zu schaffen und ist sich auch der ökologischen und sozialen Verantwortung bewusst. Mit Projekten wie dem Bierkulturbericht, der sich seit über einem Jahrzehnt großer Beliebtheit erfreut, vermitteln wir Bierwissen und tragen so zur Wertschöpfung der gesamten Getränkekategorie bei.
Auch die Entwicklung immer neuer Getränkekategorien und Trends, wie etwa alkoholfreie/-reduzierte Biere, Bierspezialitäten oder auch Cider, werden mit dem Know-how unserer Braumeister unterstützt. Diese Innovationsführerschaft wollen wir auch in Zukunft beibehalten und weiter ausbauen.

Welche Trends wird es in der nahen Zukunft geben, wenn man den Getränkebereich ansieht?

Gabriela Maria Straka: Gemäß unserem Bierkulturbericht, den wir Jahr für Jahr zu aktuellen Konsumtenthemen herausgeben, erkennen wir den zunehmenden Trend zu einem bewussten, gesunden Lebensstil und verantwortungsvollem Genuss. Dies lässt den Konsum von alkoholfreien Bieren seit Jahren steigen, wie sich beim Trendverlauf im Bierkulturbericht der Brau Union Österreich zeigt: Bereits ein Viertel der Österreicher trinken regelmäßig alkoholfreies Bier. In der Kategorie der alkoholfreien und alkoholreduzierten Biere bestehen die größten Wachstumschancen am Markt. Mit der „natürlich Alkoholfrei“-Produktpalette bietet die Brau Union Österreich eine geschmackliche Vielfalt an natürlich gebrauten, alkoholfreien Bieren und Biermischgetränken für Erwachsene.

Ein weiterer Trend, der sich durch Covid-19 noch deutlicher ausgeprägt hat: Die Österreicher denken und trinken stark regional orientiert. Laut aktuellem Bierkulturbericht trinkt mehr als ein Drittel (37 %) der Österreicher Bier am liebsten aus der eigenen Region. Regionalität wird auch weiterhin wichtig sein und noch mehr an Bedeutung gewinnen. Als Brau Union Österreich können wir unseren Konsumentinnen und Konsumenten österreichweit ein regionales Bierangebot bieten, das von unseren kompetenten Braumeistern hergestellt wird.

Stichwort Nachhaltigkeit: Können Sie die wichtigsten Eckpunkte zusammenfassen, um einen guten Überblick zu geben?

Klaus Schörghofer: Nachhaltigkeit ist bereits seit vielen Jahren ein wichtiges Thema in allen Unternehmensbereichen der Brau Union Österreich, entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Korn bis zum Kunden. Wir als Brau Union Österreich haben unser Nachhaltigkeitsziel klar definiert: Die beste Bierkultur für die Zukunft schaffen und die österreichische Bierkultur nach sozialen und ökologischen Herausforderungen gestalten, zum Wohl von allen. Die Unternehmensstrategie orientiert sich an sechs Schwerpunkten: Schutz der Wasserressourcen, Energie- & CO2-Reduktion, Nachhaltige Beschaffung, Verantwortungsvoller Konsum, Partnerschaften für die Zukunft und Gesundheit & Arbeitssicherheit. Seit 2004 werden die Strategie, die Ziele und vor allem die Ergebnisse in einem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht.

Gabriela Maria Straka: Wir investieren laufend in alle unsere Standorte, um unserem Anspruch an eine nachhaltige Bierproduktion und den Bedingungen des Marktes gerecht zu werden und setzen wertvolle Schritte in Richtung Green Deal. Ständige Optimierungen sorgen für Einsparung von wertvollen Ressourcen wie Wasser und Energie sowie die Reduzierung von Abfall und Abwasser. So zeigt der letztaktuelle Nachhaltigkeitsbericht für 2019, dass der Gesamtenergieverbrauch in der Produktion seit 2008 um knapp 11 % reduziert werden konnte. Dank des verstärkten Einsatzes von erneuerbaren Energien konnten in diesem Zeitraum in der Produktion auch die CO2-Emissionen um rund 50 % reduziert werden. Mit 46 % ebenfalls fast die Hälfte konnte auch beim Wasserverbrauch eingespart werden. Die detaillierten Zahlen dazu sind im Nachhaltigkeitsbericht nachzulesen, unter https://www.brauunion.at/nachhaltigkeit/

Brauprozesse weisen einen hohen Energie- und Wärmebedarf auf. Es gibt österreichweit bereits zwei Projekte neben den Brauereien Puntigam und Schwechat, wo die Abwärme des Brauprozesses zum Heizen von Wohnungen genutzt wird.

An den Standorten selbst wollen wir, wie die Grünen Brauereien Göss und Schladming vorzeigen, möglichst CO2-neutral produzieren. Wo möglich nutzen wir die Kraft der Sonne für das Brauen, wie in Göss, wo eine Photovoltaikanlage Teil des Energiekonzeptes ist, in Villach, einer der Top 8 Solarbrauereien weltweit und heuer wurden bzw. werden in Wieselburg und Puntigam Photovoltaikanlagen in Betrieb genommen.

Im Verpackungsbereich hat Gösser mit den Recyclingetiketten einen wichtigen Weg bereitet, den nun schrittweise alle Marken gehen sollen.

Als Teil der internationalen Heineken-Familie wird auch in Österreich die gerade aktualisierte und ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie „Brew a better world“ mitgetragen und umgesetzt. Als erstes Brauereiunternehmen spricht sich die Heineken-Familie weltweit dafür aus, bis zum Jahr 2030 in der gesamten Produktion CO2 neutral zu sein, bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette.

Wie sieht die Zukunft der 0,3-l-EW-Flasche aus – im Sinne der Nachhaltigkeit?

Markus Kapl: Unserem Nachhaltigkeitsgedanken entspricht das Mehrwegsystem, denn Mehrwegflaschen können bis zu 50 Mal wiederverwendet werden. Um alle Käufergruppen ansprechen zu können, braucht es aber eine Vielfalt an Gebindeformen, von Mehrweg- und Einwegflaschen bis zu Dosen. Mehrwegflaschen sind dabei mit Abstand die größte Kategorie der Gebindeformen. Die Brau Union Österreich achten bei allen Verpackungsarten auf möglichst umweltfreundliche Varianten bzw. Recyclingmaterialien und prüft laufend neue Möglichkeiten, wie etwa die Relevanz von Mehrweg-Kleinflaschen.

Die Rewe kündigte an, weniger auf Promotions, sondern auf Dauertiefpreise bzw. Kurantpreise zu setzen – ist das nicht im Falle von Bier etwas mutig kommuniziert?

Markus Kapl: Am Ende des Tages kommt es immer darauf an, wie eine Kategorie vom Shopper wahrgenommen wird. Es ist dabei auch essentiell, den POS zu einem möglichst einladenden Ort zu machen, einem Ort der voll auf die Bedürfnisse der Shopper ausgerichtet ist. Platzierungen im Kundenlauf, um den Einkauf so einfach wie möglich zu gestalten, können in dem Zusammenhang als Beispiel genannt werden. Was Strategien hinsichtlich Preis und Mix betrifft, so wird man sehen was die Zukunft bringt.

Welchen Promotionanteil hat Bier aktuell?

Markus Kapl: Die Gestaltung von Verkaufspreisen, als auch die zeitliche Planung von Aktionen, obliegt klarerweise dem Handel. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen dürfen wir hier keinen Einfluss nehmen. Zu beobachten ist jedoch, dass der Aktionsanteil am Biermarkt insgesamt über die Jahre leicht angestiegen ist.

 

Wie arbeitet man mit dem Handel – außerhalb der Jahresgespräche – zusammen? 

Markus Kapl: Wir sind als Handel und Industrie dann erfolgreich, wenn der gemeinsame Fokus voll auf den Bedürfnissen der Shopper und Konsumenten liegt. Dann arbeiten wir zum Wohle der Endkunden – und darauf kommt es letztendlich an. So verstehen wir uns selbst auch nicht ausschließlich als Waren- sondern auch als Know-How –Lieferant, analysieren gemeinsame Möglichkeiten hinsichtlich Potentials-Ausschöpfungen und haben das Ziel die Kategorie als Gesamtes weiterzuentwickeln.

Große Ressourcen legen wir zudem darauf, unsere Kunden am Point of Sale zu unterstützen. Mit unseren 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Außendienst sind wir durchgängig für sie da – natürlich unter Einhaltung sämtlicher covid-bedingten Sicherheitsvorkehrungen.

Welche neuen Marken sind jüngst oder kommen demnächst auf den Markt?

Klaus Schörghofer: An den oben genannten Trends orientieren sich die Innovationen der Brau Union Österreich. 2021 wurde die „natürlich Alkoholfrei“-Produktpalette um die neue Sorte Zipfer Hops 0,0 Kola-Zitron, das Zipfer Hell Alkoholfrei in der praktischen Dose für unterwegs, die regionalen alkoholfreien Sorten Puntigamer Pr0,0st und Wieselburger 0,0 % sowie die saisonale Sorte Gösser NaturRadler 0,0 Himbeer-Rhabarber erweitert.

Mit dem neuen Hard Seltzer Pure Piraña bringt die Brau Union Österreich einen Getränketrend aus den USA auf den österreichischen Markt. Pur prickelndes Wasser trifft auf Alkohol aus fermentiertem Zucker und natürliche Frucht in den drei Geschmacksrichtungen Grapefruit, Red Berries und Lemon Lime. Ein leichter alkoholischer Erfrischungskick für moderne Erwachsene mit nur 92 Kalorien und 2 Gramm Zucker pro 0,33l Dose und einem Alkoholgehalt von 4,5 %. Natürlichen Genuss für Ernährungsbewusste verspricht die glutenfreie Herstellung ohne künstliche Zusatzstoffe.

Anmerkung : die Produkte werden laufend auf www.productreport.at vorgestellt.

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geschrieben am

14.08.2021