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Brandanschlag auf McDonalds-Lieferanten OSI?

Brandanschlag auf McDonalds-Lieferanten OSI?

Aufregung um Alpenrind-Schlachthof in Bergheim/Salzburg, recherchiert von Hanspeter Madlberger.

Der Großbrand im Alpenrind-Schlachthof der Firma OSI in Bergheim bei Salzburg in der Nacht vom 3. auf 4. September sorgt für helle Aufregung in der heimischen Rindfleisch-Produktion. 400 Tonnen kontaminiertes Fleisch mussten entsorgt werden. Die Abteilungen für Fleischzerlegung, Verpackung und Kühlung konnten bereits am Montag, den 5.9. die Arbeit wieder aufnehmen. Aber was die Schlachtung betrifft, mussten kurzfristig Betriebe in Süddeutschland (z.B. in Freiburg) für den Produktionsausfall in Bergheim einspringen. Aus Sicht der Herkunftskennzeichnung mittels des AMA Gütesiegels ist das eine alles andere als ideale Lösung. Weil "geschlachtet in Österreich" zu den Pflichtauflagen des  AMA Gütesiegels zählt. Kollegenhilfe aus der heimischen Schlachthof-Szene zwecks Lösung dieses Problems, war offenbar nicht angesagt.  

Neben den Betrieben der beiden oberösterreichischen Firmen Großfurtner und Handlbauer zählt Alpenrind zu den drei größten Rinder-Schlachthöfen Österreich und nimmt im Westen, zwischen Salzburg und Vorarlberg, eine überragende Marktposition ein. So wie die beiden oberösterreichischen  Mitbewerber weist Alpenrind einen hohen Exportanteil in der Gegend von 40 bis 50% auf.

Die behördlichen Untersuchungen legen den Verdacht nahe, dass in Bergheim ein Brandstifter die Katastrophe auslöste. Ermittelt wird gegen einen  27jährigen, mit  Security-Diensten beauftragten Mann. Aufzeichnungen einer in der Halle angebrachten Videokamera liefern entsprechende Beweise. Die wildesten Gerüchte über die Motive der vermuteten Brandlegung machen indes in der Branche die Runde. Insider merken an, dass vor Jahresfrist der Verarbeitungsbetrieb OSI Food Solutions in Enns, eine Schwesterfirma von Alpenrind, wo Burger-Patties hergestellt werden, ebenfalls von einer Brandkatastrophe heimgesucht wurde. Damals soll ein Staplerfahrer einen Kabelbrand ausgelöst haben.

OSI und McDonalds: Ein perfekt eingespieltes Absatzteam in D und A

Seine besondere wirtschaftliche Brisanz erfährt die mysteriöse Brandkatastrophe in Bergheim durch den Umstand, dass der weit verzweigte US-Fleischkonzern OSI mit Europazentrale in Gersthofen, nahe bei Augsburg in Ländern wie Deutschland und Österreich bei Fleischprodukten für den McDonalds-Konzern als Exklusivlieferant agiert. Rindfleisch-Patties für die zahlreichen Hamburger-Varianten des US-Fastfood-Riesen sind somit ein außerordentlich wichtiger in- und ausländischer  Absatzkanal für die Rinderbauern in unserer Alpenregion. Der Störfall in Bergheim und eine sich daraus ergebende Umlenkung der Lieferkette from Stable to (Restaurant-)Table ist daher für die westösterreichischen Rinderbauern, die zugleich auch Milchbauern sind, weil sie bevorzugt auf die Fleckvieh-Rasse setzen, ein schwerer wirtschaftlicher Schlag. Nicht zuletzt aus Qualitätsgründen lässt sich der Schlachtzeitpunkt nicht einfach  hinausschieben,  man muss also schnell  die Kontinuität der Liefer- und Verarbeitungskette sicherstellen.

Das Bedauern über diese, auf mysteriöse Weise von außen herbeigeführte Unterbrechung der Rindfleisch-Verarbeitung ist umso größer, als die Zusammenarbeit mit OSI und McDonalds seitens unserer alpinen Bauernschaft und ihrer Funktionäre stets als besonders leistungsstark und Qualitäts-orientiert eingestuft wird. OSI übernahm im Jahr 2007 den Schlachthof in Bergheim vom Raiffeisenverband Salzburg und steuerte den Betrieb auf einem steilen Erfolgskurs. 2020 wurde mit der Verarbeitung von  knapp 82.000 Rindern ein Umsatz von 232 Millionen Euro erzielt.

Bayernfleisch: Joint Venture von OSI und Edeka

Im bayrischen Traunstein betreibt  OSI unter der Marke Bayernfleisch einen Schlachthof als Joint Venture mit der Edeka Südbayern. Geflügelfleisch für McDonalds in Form von Chicken McNuggets und Chickenburger Patties produziert OSI  in Rheinhausen bei Duisburg.

Die beiden US-Konzerne praktizieren somit in der D-A-CH-Region eine Produktions- und Absatzstrategie, mit der die alpine Bauernschaft gut leben kann. Der Inlandsabsatz wird jeweils gefördert, befindet sich aber in Balance zur ebenso wichtigen Exportförderung in die Nachbarländer. Nur in der Schweiz beklagen sich Bauernvertreter darüber, dass über Big Mac zuviel österreichisches Rindfleisch importiert wird....

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geschrieben am

09.09.2022