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Verena Wiederkehr, BILLA Head of Plant-Based Business Development

Billa: leistbare plant-based Sortimente schaffen

Billa Pflanzilla, der europaweit erste plant-based Store im klassischen Lebensmitteleinzelhandel, begeisterte im ersten Jahr rund 137.000 Kunden und erweitert das Sortiment. Verena Wiederkehr, Head of Plant-based Business Development Billa im Interview.

Verena Wiederkehr, Head of Plant-based Business Development Billa, sieht im Genuss von rein pflanzlichen Lebensmitteln eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft und schon längst kein Trend mehr. Wir haben sie dazu interviewt.

retailreport.at: Können Sie anhand einer Entwicklungskurve sagen, wie sich das Sortiment „vegan“ und „vegetarisch“ in den letzten 5 Jahren entwickelt hat? 

Verena Wiederkehr: In Europa ist der Umsatz mit pflanzenbasierten Lebensmitteln in den letzten Jahren deutlich angestiegen – das zeigt eine Analyse des Good Food Institute Europe. Auf Basis von Einzelhandelsdaten von NielsenIQ für insgesamt 13 europäische Länder, darunter Österreich, wurde ermittelt, dass der Umsatz mit rein pflanzlichen Lebensmitteln europaweit im Jahr 2022 um sechs Prozent und seit 2020 um 22 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro angestiegen ist.  
(Quelle: Marktentwicklung Plantbased in Österreich 2020-2020 (DE) (gfieurope.org)) 

Gleichzeitig sehen wir, dass der Fleischkonsum kontinuierlich abnimmt, siehe die Grafik vonStatistik Austria:  

Fleischkonsum Grafik

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie haben sich die Preise in den letzten Jahren bei plant Based entwickelt (die ja doch beim einzelnen SKU recht hoch sind)? 

Leistbarkeit ist ein ganz wesentlicher Punkt für uns. Die Preisgestaltung ist ein wesentlicher Teil unserer plant-based Strategie. Es ist unser Ziel, pflanzlichen Genuss für alle leistbar zu machen. Ganz im Sinne einer Demokratisierung dieser Lebensmittel. 
Wir setzen unterschiedliche Maßnahmen, um plant-based Produkte für unsere Kundinnen und Kunden auch preislich attraktiv zu machen. Zum Beispiel mit gezielten Preisreduktionen, wo wir Kosten für unsere Kundinnen und Kunden übernehmen: Bei unserer Eigenmarke Vegavita haben wir zu den 30 gleich günstigen oder günstigeren Produkten bereits im November letzten Jahres 20 weitere Artikel preislich reduziert. Um somit sicherzustellen, dass alle Vegavita-Artikel mit einem tierischen Pendant preislich gleichgestellt oder sogar preiswerter sind. Das findet großen Anklang. So stieg der Absatz unserer preisreduzierten pflanzlichen Produkte um 33 Prozent! 

Auch bei pflanzlicher Milch haben wir beim Preis eingegriffen, die Milchalternativen werden immer beliebter, allein zwischen 2020 und 2022 stieg der Verkauf in Österreich um 21 Prozent. Pünktlich zum Veganuary möchten wir ein Zeichen setzen und schenken unseren Kundinnen und Kunden im Jänner diese extra Mehrwertsteuer auf alle gekühlten und ungekühlten pflanzlichen Varianten – also auf rund 100 Produkte. 

Wohin geht der Trend beim Konsumenten? Tatsächlich zu plant based lifestyle? Oder gibt es ein Revival von Obst und Gemüse im klassischen Sinne? 

Der Genuss von rein pflanzlichen Lebensmitteln gewinnt an Bedeutung und zeichnet sich als nachhaltige Entwicklung in unserer Gesellschaft ab – wir sprechen hier schon lange von keinem Trend mehr.  

Es hat sich in den letzten Jahren im plant-based Sektor enorm viel getan: Wir haben zum einen immer innovativere Möglichkeiten, die in der Produktion herangezogen werden – wie z. B. 3D-Druckverfahren. Und die werden stetig weiterentwickelt und um neue Verfahren erweitert.  

Zum anderen ist das Bewusstsein in der Gesellschaft für die Vorteile des pflanzlichen Genusses in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Wir sehen anhand Studien, dass es dabei insbesondere um das Wohlergehen von Nutzieren, die Auswirkungen der Klimakrise, aber auch um gesundheitliche Motive geht. Vor allem bei jungen Menschen in Österreich ist die Nachfrage nach rein pflanzlichen Lebensmitteln groß. Jede/Jeder Fünfte isst kein tierisches Fleisch mehr.  Laut aktueller Smart Protein Studie (n = 750 Personen), gibt es in Österreich bereits 37 Prozent Flexitarier, fünf Prozent Vegetarier und fünf Prozent, die sich rein pflanzlich ernähren. Der Zenit ist hier sicher noch nicht erreicht. 

Wenn wir über plant-based reden: wohin geht hier der Trend? Was wollen die Kunden? Was erwarten Sie sich? 

Es geht in erster Linie nicht darum, sich ausschließlich und zu 100 % rein pflanzlich zu ernähren, sondern die umfassende Vielfalt an pflanzlichen Produkten zu entdecken, alte, gelernte Gewohnheiten zu hinterfragen und wo möglich abzulegen und Neues in den Alltag einzubauen. Für Genuss braucht es nicht immer Produkte tierischen Ursprungs. Wir bei Billa möchten aufzeigen, welchen Beitrag pflanzlicher Genuss für Mensch, Tier und Umwelt – für die Zukunft – leisten kann UND den Menschen in unseren Märkten eine leistbare Auswahl geben, um pflanzlichen Genuss zu probieren und für sich zu entdecken und hier waren wir schon immer Pionier! Schon im Jahr 2002 haben wir mit Vegavita eine rein pflanzliche Eigenmarke erfolgreich in unsere Marktregale gebracht, die seither stetig wächst und bei unseren Kundinnen und Kunden täglich im Einkaufswagen landet. 

Wie groß ist das Sortiment bei Rewe derzeit (Plant Based) und wie wird es weitergehen? 

Billa ist die erste Anlaufstelle rund um rein pflanzlichen Genuss, unsere Billa Plus Märkte verfügen mit rund 7000 plant-based Artikeln über das größte pflanzenbasierte Sortiment des Landes. Pflanzliche Produkte, die uns geschmacklich, preislich und hinsichtlich Qualität überzeugen, schaffen es zu uns ins Sortiment.  

Ein Beispiel ist das 3D-gedruckte Lachsfilet auf Pilzbasis von Revo Foods aus Wien-Favoriten. Das ist eine Weltneuheit, die den Genuss von einem Lachsfilet ganz ohne tierische Bestandteile ermöglicht, und bei unserem Billa Pflanzilla auf der Mariahilfer Straße in Wien exklusiv gelistet ist.  

Es geht darum, frühzeitig die Entwicklungen am pflanzlichen Markt zu identifizieren und diese mitzugestalten. Denn kaum ein Bereich im Lebensmittelhandel entwickelt sich so dynamisch wie plant-based Produkte. Durch neue Start-ups, neue Rohstoffe, neue Herstellungsverfahren wird die Produktion laufend gehoben. Kurzum: wir sind immer am Puls der Zeit und bieten unseren Kunden immer und überall die überzeugendsten Produkte mit Mehrwert. 

Wie verhalten sich die Sortimente Bio und plant based zueinander? Wie groß sind die jeweiligen Umsätze ungefähr? Gibt es viele Schnittstellen? 
Bio und plant-based sind kein Widerspruch, im Gegenteil: die Zielgruppen korrelieren und Bio-Kunden sind oftmals auch plant-based Kunden, weil sich beide Segmente stark mit Ernährung und Lebensmitteln auseinandersetzen – woher diese kommen oder wie sie produziert werden. Idealerweise möchten wir bio und rein pflanzliche Produkte gerne kombinieren, ist aber nicht immer möglich, denn oft spielt der Preis hierbei eine Rolle. 

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geschrieben am

24.01.2024