Es geht um jede Minute
Ein Stück weiter in Richtung „Einkaufen der Zukunft“ ist für Julia Stone der neu eröffnete 550 m2-Billa Am Europlaza in Wien 12. Julia Stone ist die Direktorin Billa Digital & Innovations.
Im Bauteil 4, mitten im Herzen des Office-Parks, stehen ab nun die jüngsten Innovationen in Sachen Digitalisierung für Kunden zur Verfügung. Etwa 10.000 Personen arbeiten in den umliegenden Büros – auch die Zentrale der Billa Digital & Innovation, der Rewe digital und des Jö Bonus Club befinden sich in diesen Gebäuden – es ist nahezu ein Vor-Ort-Test.
Zahlreiche Neuerungen sind im neuen Billa Europlaza zusammengefasst, beginnen wir mit den klassischen Innovationen, die in die Kategorie „Ladenbau/Sortiment“ fallen: Da sich Billa seit jeher den Bedürfnissen der Konsumenten verschrieben hat, steht in der neuen Filiale im Europlaza Convenience ganz weit vorne. Hier kauft man ein, wenn man Mittagspause macht oder unter der Woche das schnelle Abendessen zu Hause plant. Dafür gibt es nun – wie bereits im Herrenhuter-Haus in Wien 1 – Henry (Do &Co) mit frisch gekochten Gerichten auf höchster Qualitätsstufe. Auch wenn Henry auf der Fläche (110 m2) eingemietet ist, bezahlt wird alles über eine gemeinsame Kassa mit Billa. Im Sortiment neu ist auch die groß angelegte Salatbar. Die Angebote dort sind stets frisch und selbst zu entnehmen.
Die Imbiss- und Frischtheke entspricht ebenso dem Convenience-Gedanken, wie das übrige Sortiment, das nicht ganz so umfangreich ist, wie in einem herkömmlichen Billa. Andere Elemente, wie etwa der Aktionsmeter an den Regalenden, also als „Gondelkopf“ entrümpeln den Markt sichtlich von Zweitplatzierungen und werden auch alle zwei Wochen – wie üblich – ausgetauscht.
Scan & Go
Die wirkliche Neuerung ist jedoch die Möglichkeit die Waren selbst zu scannen und beim Verlassen des Marktes selbst zu zahlen: Scan & Go. Gemeinsam mit dem jungen Unternehmen Wirecube hat man eine App entwickelt, die es dem Benutzer ermöglicht die Waren über das eigene Mobiltelefon einzukaufen: anmelden in der App und über Bluetooth (so erkennt das System in welcher Filiale man sich befindet), Waren aussuchen, scannen und zahlen. So einfach geht es – auch in der Praxis. Die App ist zwar nicht in die Billa App integriert, doch das tut dem Vorgang an sich keinen Abbruch.
In Wahrheit geht es um die Geschwindigkeit. „Sieht man in einem Lebensmittelgeschäft lange Warteschlangen an der Kassa, so vergeht schnell die Lust am Einkauf“, so Billa Vorstandssprecher Robert Nagele. Hier schafft Scan & Go Abhilfe und die Mittagspause kann sinnvoller genutzt werden, als an der Kassa zu warten.
Für einen Konsumenten geht es im Alltag beim Einkaufen um jede Minute.
Testphase und Evaluierung
Getestet wurde Scan & Go in zwei Rewe-eigenen Filialen: eine ausschließlich für Mitarbeiter zugängliche und eine in Graz. Es galt nämlich alle Faktoren zu berücksichtigen: den Bezahlvorgang an sich, der über die hinterlegte Kreditkarte funktioniert; die Einbindung der Jö Bonus Karte und ihrer Vorteile; die Thematik der Sicherheit. Diese wird gelöst, indem man die Waren – es dürfen bei Scan & Go maximal 10 Stück sein – in eine Mulde bei der Scanning Kasse legt. Darin erkennt das System, ob bezahlt wurde und entsichert die Ware. Lose Waren kann man im übrigen über eine Suchfunktion finden, so geht es auch einfach Bananen oder Semmeln in den Warenkorb zu legen.
Für die Kunden stehen in der Filiale natürlich alle anderen Einkaufsmöglichkeiten zur Verfügung, wie etwa klassisch beim Kassier/der Kassiererin. Und dort akzeptiert man auch Alipay, Applepay oder Bluecode, um nur einige zu nennen. Click & Collect wird ebenfalls angeboten.
Es stellt sich noch die Frage, wie es mit Alkoholeinkäufen steht, wenn man den Kunden nicht mehr tatsächlich sehen kann: jedes Produkt, das einer Genehmigung bedarf, ist zunächst gesperrt, bis ein Mitarbeiter die Freigabe gibt. Auch das passiert mittels App.
Scan & Go wird bis Ende Jänner evaluiert. Anschließend werden die Sortimente angepasst, so Billa-Verkaufsdirektor Josef Holzleitner.
Mitarbeiter obsolet?
Mit der Einführung von Scan & go stellt sich die Frage nach der zukünftigen Bedeutung der Mitarbeiter in einem Markt. Auf die Frage antwortet Julia Stone mit fester Überzeugung: „Im Gegenteil, die Mitarbeiter werden nicht obsolet. Sie haben genau jetzt mehr Zeit das zu tun, was sie eigentlich sollen: für den Kunden da zu sein“. Das bedeutet, dass man aufgrund der neuen Art des Einkaufens in eine größere Interaktion mit den Konsumenten tritt: bei Fragen zum Sortiment oder zum Bezahlvorgang. Demnach wird der Mitarbeiter sogar immer wichtiger, wenn auch eine andere Ausbildung notwendig wäre/ist.
Im Europlaza arbeiten 25 Mitarbeiter, drei davon sind Lehrlinge. Marktmanager Ivica Stefanovic leitete eine Filiale in Wien 1130 und stellt sich gerne den neuen technischen Herausforderungen.
Wie sich Scan & Go entwickelt, wird man in den nächsten Monaten sehen, bis dato hält Billa an knapp 30 Self-Check-Out-Filialen fest und hat hier gute Erfahrungen. In diesen Filialen gehen bis zu 60% der Einkäufe über das eigene Einscannen der Waren an der Kassa. Scan & go ist nun die Weiterentwicklung – man darf gespannt auf die weiteren Innovationen sein.