Direkt zum Inhalt
Florian Berger, Geschäftsführer des Verbandes für Brauereien und Karl Schwarz, Obmann des Verbandes für Brauereien.

„Bierpfand-Erhöhung verlief reibungslos“

Jahresbilanz des heimischen Brauereiverbandes: Gesamtausstoß auf Rekordniveau, Inlandsabsatz gleichbleibend, 70 % des Bierausstoßes in Mehrweggebinden.

Bericht: Clemens Kriegelstein

Die heimische Bierindustrie blickt auf ein Rekordjahr 2024 zurück: Der Gesamtausstoß (Bier inkl. alkoholfreiem Bier und Export) belief sich auf 10,09 Mio. Hektoliter - das ist ein Plus von 1,1 Prozent zum Jahr 2023. Während der Inlandsabsatz von Bier und alkoholfreiem Bier bei 8,53 Mio. Hektoliter auf Vorjahres-Niveau lag, stieg der Export um neun Prozent auf 1,56 Mio. Hektoliter an. Für Karl Schwarz, Obmann des Verbandes der Brauereien, „ein angesichts der Umstände durchaus respektables Ergebnis.“ Allerdings leide die Branche nach seinen Aussagen an den gestiegenen Kosten – vor allem für Löhne und Energie – die nicht zur Gänze an den Handel oder die Gastronomie weitergegeben werden könnten.

Nach wie vor sei der Bierabsatz im Handel stark aktionsgetrieben. Das habe man etwa auch daran gemerkt, dass im Mai der Handel Bier oft in Aktion verkauft hätte, was zu starken Eindeckkäufen bei den Konsumenten geführt habe – und im Juni, während der Fußball-EM sei der Absatz dann richtiggehend eingebrochen. Schwarz sprach generell von einer „Hochschaubahn für Bierbrauer im ersten Halbjahr.“ Außerhalb des Gastronomie-Geschäfts waren „extreme Auf und Abs“ zu verzeichnen, die es „in dieser Form, solange ich im Geschäft bin, nie gab. Auf Plus 30 folgen Minus 20 Prozent in einem extrem kurzen Zeitraum.“

„Pfandtourismus medial aufgebauscht“

Relativ problemlos sei nach Schwarz‘ Aussagen die Pfanderhöhung Anfang Februar von 9 auf 20 Cent verlaufen: „Diese Erhöhung war überfällig und alternativlos“, so Schwarz. Das alte Pfand habe für die Konsumenten zu wenig Anreiz gebracht, die Flaschen wieder in den Kreislauf zurückzubringen. Die Kosten für die Umstellung bezifferte er für die Brauereien mit rund 11 bis 12 Mio. Euro. Die Umstellung sei dabei großteils reibungslos verlaufen und die Geschichte mit dem Pfandtourismus aus Deutschland „medial aufgebauscht worden. Der Typ mit den 50 Kisten am Anhänger war ein Einzelfall. In der Praxis ist das Thema vernachlässigbar.“ Auch habe es im Vorfeld kaum Hamsterkäufe gegeben, da die Pfanderhöhung auch erst sehr spät kommuniziert wurde.

Bayern reagiert

Wie am 28.2. 2025 zu vernehmen war, reagiert der bayrische Lebensmittelhandel. Der orf.at berichtet: Wer in Passau oder im angrenzenden Landkreis Rottal-Inn österreichisches Bier kauft, muss nun das gleiche Pfand zahlen wie in Österreich. Statt wie bisher etwas mehr als drei Euro pro Kiste werden nun mitunter sieben Euro fällig. Damit reagieren die deutschen Getränkemärkte auf den Pfandtourismus, der seither betrieben worden sein soll. Dieser Schritt ist laut der „Passauer Neuen Presse“ zwischen den österreichischen Brauereien und den Getränkemärkten in Bayern abgestimmt worden.
Für deutsches Bier bleibt die Pfandhöhe unverändert.

Mehrweg boomt

Bier hat den höchsten Mehrweg-Anteil bei Getränken – dieser lag 2024 bei 67 Prozent. „Eine beachtliche Branchen-Leistung angesichts des Einbruches bei Gastro-Absätzen“, so Florian Berger, Geschäftsführer des Brauereiverbandes. Mehrweg-Spitzenreiter ist seit Jahren die 0,5 Liter Glas-Flasche – nahezu die Hälfte (46,6%) des bierigen Inlandsausstoßes wird darin abgefüllt. Und das „wohl bekannteste aller Bier-Gebinde“ ist weiter gewachsen: 2024 wurden um 12,3 Mio. mehr 0,5 Liter Mehrweg-Flaschen als noch im Vorjahr produziert.

Und auch die kleinen Mehrweg-Gebinde boomen: Um der seit Anfang Jänner 2024 verpflichtenden Mehrwegquote im Lebensmitteleinzelhandel und erst recht den steigenden Kundenwünschen nach mehr Mehrweg zu entsprechen, forcieren viele Brauereien ihr Angebot an (kleinen) Mehrweg-Glasflaschen. 2024 wurden mehr als 266.000 hl Bier in 0,33-Liter-Mehrweg-Glasflaschen gefüllt – das sind 80 Millionen mehrwegfähige Flaschen! Die Einführung der neuen mehrwegfähigen Standard-Kleinflasche „Vichy“ im April 2024 sieht man als Erfolg: „Wir sind als Branche stolz auf ein Plus von 18 Millionen Flaschen binnen eines Jahres“, meinte Berger. Der Mehrweg-Anteil bei 0,33 Flaschen stieg damit binnen eines Jahres von 25 auf nunmehr 31 Prozent an. Dieser Trend werde sich ganz klar fortsetzen, erwartet der Verband der Brauereien. Und die Erfahrungswerte mit der neu eingeführten 0,33-Liter-Mehrweg-Bierflasche, die mit 20 Cent bepfandet ist, seien gut: „Die Flasche wird gut angenommen und auch regelmäßig retourniert.“

AF-Bier im Trend

Ein Trend, der sich 2024 manifestierte, ist jener zu alkoholfreiem Bier: Dieses legte in Österreich im Vorjahr um beachtliche 8,4 Prozent zu – das ist ein Plus von 24.000 Hektolitern oder fünf Millionen Krügerl. Für den Inlands-Verbrauch wurden „mehr als 31 Millionen Liter an alkoholfreiem Bier eingebraut“. „Bier ohne Promille macht damit bereits 3,7 Prozent des Gesamtausstoßes aus“, so Karl Schwarz. Auf diesen Trend springen immer mehr Brauereien auf - und das erweiterte Angebot findet regen Absatz. Florian Berger sieht hier auch für die kommenden Jahre eine große Chance für die heimische Brauwirtschaft: „Konsumenten suchen alkoholfreie Alternativen und die heimische Brauwirtschaft bedient diese Nachfrage auch durch Produkt-Neueinführungen zuverlässig.“ Die Branche ist sich einig, dass „alkoholfreies Bier made in Austria seine Erfolgsgeschichte in den nächsten Jahren fortschreiben wird.“ Liegt doch in Märkten mit vergleichbarem Konsumverhalten wie Tschechien oder Deutschland der Anteil an alkoholfreien Bieren bereits bei über sechs bzw. sieben Prozent am Gesamtausstoß. Diese Zahlen seien auch für Österreich langfristig zu erwarten – das entsprechende Wachstum könnte den rückläufigen Bier-Absatz kompensieren. „Bereits jetzt lassen alkoholfreie Biere – inkl. AF-Radler – in der Produktions- und Absatzmenge Pils-, Weizen- und Bockbiere hinter sich und erobern Platz vier im Ranking der beliebtesten Biersorten des Landes“, so Florian Berger.

Auf Platz 1 im Beliebtheitsranking landet dabei – wie seit vielen Jahren – das klassische Lager-/Märzenbier. In Summe wurden 2024 fast sechs Mio. Hektoliter Märzenbier getrunken – das bildet einen 70-prozentigen Anteil an der Produktionsmenge ab. Platz 2 belegt sonstiges Vollbier mit einem Absatz von 1 Mio. Hektoliter und einem 13-prozentigen Anteil, gefolgt von Spezialbier (4%). Der Pro-Kopf-Verbrauch wird – ähnlich wie 2023 – mit rund 103 Litern erwartet, die konkreten Zahlen dazu stehen allerdings derzeit noch nicht fest.

Positives Bier-Image

Positiv schließlich auch die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter der heimischen Bevölkerung, die der Brauereiverband in den letzten Wochen hat durchführen lassen. Befragt, welchen Zugang sie zum Thema Bier hätten, antworteten die Befragten, dass Bier u.a.

  • Teil der österreichischen Tradition (81,2%)
  • ein Genussmittel (80,3%)
  • und ein Kulturgut sei (77,7%)
  • für Geselligkeit und Austausch (73,4%)
  • für regionale Verbundenheit und Identität stehe (60,6%)
  • Menschen verbinde und die Gemeinschaft stärke (57,4%)
  • und ein Symbol für Lebensfreude sei (49,1%)

 

Bier in Gebinden

Kategorien

Tags

geschrieben am

25.02.2025