Bier-MW: Jetzt kommt die kleine Schwester
Medial hat das Einweg-Pfand auf Plastikflaschen und Dosen die Nase vorne: die Diskussionen um Pfandhöhe, Annahmestellen, Pfandschlupf und vieles mehr beschäftigen die heimischen Händler, Hersteller und Dienstleister. Dabei sieht die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes 2021 vor, dass ab 2024 in allen Kategorien im Lebensmittelhandel Mehrwegflaschen zur Auswahl stehen müssen. Bei Bier und Mineralwasser sind es 15%, bei Milch, Säften und Limonaden 10%. Die Regelung bezieht sich auf das Angebot des Handels an die Konsumenten, auf den Sortimentsanteil.
Die Arbeitsgruppe des L-MW
Eine eigene Logistikverbund-Mehrweg-Arbeitsgruppe wurde deshalb in weiser Voraussicht gegründet, um hier Hersteller und Lebensmittelhandel in der Entwicklung einer 0,33-Liter-Flasche zu unterstützen. „Der klassische Lebensmittelhandel ist mit Mehrweg-Gebinden schon seit Jahrzehnten vertraut, nun muss aber auch der Diskont gesetzlich auf den Zug aufspringen“, so Dr. Nikolaus Hartig, Manager Logistikverbund-Mehrweg innerhalb von GS1 Austria. Für ihn stellt sich die wachsende Bedeutung der Mehrweg 0,33-Liter-Bierflasche aus verschiedenen Gründen als sehr wichtig dar:
- Das Segment wächst zusehends
- Weniger CO2-Verbrauch aufgrund der mindestens 20 Durchläufe einer einzelnen Flasche
- Die gesetzliche Rückkehr zum verbindlichen Mehrwegangebot
Brisanz mit Daten untermauert
Der Anteil des 0,33-L-Gebindes am gesamten Biermarkt hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Er liegt derzeit bei ca. 10%. Das sind wiederum 450.000 hl im Jahr, in Flaschen umgerechnet sind das 135 Mio. Derzeit besteht der Großteil im Kleinflaschensegment noch aus Einweggebinden, das soll sich aber ändern. Denn im Rahmen der L-MW-Arbeitsgruppe hat man seit längerem daran gearbeitet, um eine 0,33-L-Mehrwegflasche zu entwickeln, die sich als Standardflasche am Vorbild der 0,5-L-Flasche etablieren soll.
Die kleine Schwester ist ein VIP
Glashersteller Vetropack entwickelte – auch unter Mitwirkung der Arbeitsgruppe – eine „kleine“ Schwester der klassischen 0,5-Liter NRW Bier-Glasflache Mehrweg. Sie heißt im Fachjargon „Vetropack VIP Vichy Flasche“ und ist optisch stark an die 0,5-Liter angepasst. „Sieht man die Vichy Flasche das erste Mal, so verbindet man sofort ‚Mehrweg‘ damit“, so Hartig. „Die Vorteile der Flasche sind vielfältig“, weiß Christian Koger, Manager Customer Service der Brau Union und Mitglied der Arbeitsgruppe. Nach umfassender Marktforschung und basierend auf der Neuentwicklung von Vetropack sagt Koger: „Es gibt von Konsumentenseite eine klare Präferenz für eine kleine NRW Flasche“. Ein haptischer Marktest im August letzten Jahres hat dieses Ergebnis weiter bestätigt. Die 0,33-Liter NRW Flasche mit etwas längerem Hals wird am POS als einzigartig wahrgenommen und als Pfandflasche besser erkannt. Und auch die Flaschenfarbe in braun zeichnet „gelerntes Mehrweggebinde“ aus.
Die Vetropack VIP Vichy 0,33-Liter hat
- Ein neues Härtungsverfahren (Thermisch, dadurch ein geringeres Gewicht)
- Mehr Bruchsicherheit
- Hoher Anteil an Recyclingglas
- Geringerer CO2-Ausstoss aufgrund des geringeren Gewichtes (sie hat 210 g)
- Eine Flaschenhöhe von nur 212 mm (dadurch können 6 Kistenreihen gestapelt werden statt 5 und die Transporte sind demnach effizienter und nachhaltiger)
- Eine längere Lebensdauer (sie kann bis zu 20 Mal wiederverwendet werden)
Was bringt die Zukunft?
Nachdem ab 2024 35% und ab 2025 90% in den Regalen des Handels Mehrweggebinde abgebildet sein müssen, ist die Entstehung der „Vetropack VIP Vichy Bierflasche“ ein sehr wichtiges Zeichen. Vetropack produziert die Mehrweg-Glasflasche bereits, jeder Hersteller kann sie nutzen. Ihre eigenständige Form unterstützt die eindeutige Erkennbarkeit, trotzdem kann jeder Bierproduzent mit seinen Etiketten, Botschaften und Marketingmaßnahmen arbeiten. „Positive Signale vom österreichischen Biermarkt sind zu spüren“, so Koger.
Natürlich sind im AWG so manche Fragen immer noch offen: was ist mit der Mehrwegquote in Tankstellen? Was mit Baumärkten und Drogeriemärkten? Aber eines hat die Arbeitsgruppe jedoch verhindert: dass es zu einem unübersehbaren Angebot an unterschiedlichen 0,33-Liter-Flaschen wie in Deutschland kommt, wo man die Flaschensortierung über kostenintensive Servicebetriebe abwickeln muss.
In Sachen standardisierter Mehrwegflasche hat Österreich die Nase vorne.