Bierland Bayern
Üblicherweise wird in der Woche rund um den 23. April in Bayern alljährlich groß der „Tag des deutschen Bieres“ gefeiert. Doch auch wenn in diesem Jahr aufgrund von Corona keine Veranstaltungen und Feierlichkeiten in der Gastronomie stattfinden können, so ist der Geburtstag des bayerischen Reinheitsgebots, der sich heuer zum 505. Mal jährt, ein guter Grund, sich mit einem bayerischen Bier an den Erlass des ältesten lebensmittelrechtlichen Gesetzes der Welt zu erinnern.
Bierbrauen aus Tradition
Das Reinheitsgebot ist die Grundlage für die einzigartige Qualität und den hervorragenden Ruf, den das bayerische Bier weltweit genießt. Es wurde bereits 1516 erlassen und setzt bis heute Maßstäbe für die Bierbereitung. Dahinter steht die strikte Beschränkung auf nur vier zulässige Zutaten – Wasser, Malz Hopfen und Hefe – sowie die handwerkliche Kunst, daraus eine unvergleichliche Geschmacksvielfalt zu erzeugen und jedem Bier seinen individuellen, ausgewogenen Charakter zu verleihen. Die jeweilige Komposition von Aussehen, Geruch und unverwechselbarem Geschmack ist und bleibt dabei das streng gehütete Geheimnis jedes bayerischen Braumeisters.
Mit weit über 650 Braustätten weist der Freistaat Bayern eine Brauereidichte auf, wie sie sonst nirgends auf der Welt zu finden ist. Viele der Brauereien blicken auf eine Jahrhunderte alte Geschichte zurück und sind Familienunternehmen, in denen das Geheimnis der Bierbereitung von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Auch die älteste Brauerei der Welt – Weihenstephan –hat ihren Sitz in Bayern.
Bayerische Bierwelt
Die unglaubliche Vielfalt von bayerischem Bier zeigt sich in 40 unterschiedlichen Biersorten und nicht weniger als 4000 Marken. Dies rührt nicht zuletzt daher, dass die Menschen in den verschiedenen Regionen Bayerns ebenso verschiedene Charaktere und auch Geschmäcker haben – „Wie der Herr, so´s G´scherr“. So sind die Biere in Nordbayern meist herb, schlank und hopfig, wie die Franken. Im Süden hingegen sind sie süffig, vollmundig und mild, wie die Altbayern und Schwaben eben.
Typisch urbayerisch ist das Weißbier, das alleine in sieben verschiedenen Sorten gebraut wird. Ob dunkel oder hell, hefetrüb oder kristallklar, hochprozentiger Weizenbock oder lieber die alkoholfreie Variante – Bayerns Brauer stehen für Weißbier-Kompetenz. Stets erfrischend und prickelnd – dank dem hohen Kohlensäuregehalt – gewinnt Weißbier seit Jahren auch bei Österreichs Bierfans stark an Beliebtheit.
Bayern ist aber auch mit einer einzigartigen Fülle an Bier-Spezialitäten und echten Raritäten reich gesegnet. So ist etwa das Bamberger Rauchbier eine Spezialität aus dem Frankenland, bei der Rauch von brennenden Buchenholzscheiten beim Darrprozess einen besonderen Rauchgeschmack ins Malz bringt. Ganz anders überrascht das Steinbier mit einer dezent süßen Karamellnote. Un diese zu erzielen, werden Steine auf bis zu 1.200 Grad erhitzt und in die Sudpfanne gefüllt. Dadurch schäumt und dampft der Sud und ein Teil des in der Würze gelösten Malzzuckers karamellisiert und überzieht beim Abkühlen die Steine mit einer Karamellschicht. Danach wird das Bier zusammen mit den Steinen in großen Fässern gelagert.
In München und in der Oberpfalz wiederum sind das meist rot-braune Roggenbier sowie Dinkelbier sehr beliebt. In der nördlichen Oberpfalz wird in privaten Hausbrauereien zudem das Zoiglbier – ein dunkleres, untergäriges Lagerbier mit geringem Kohlensäuregehalt – gebraut und ausgeschenkt. Wer gebraut hat, hängt – ähnlich wie bei uns beim Heurigen – das Zoigl-Schild vor die Tür und schon strömen Durstige und Neugierige herbei.
Gute alte Handwerksqualität
Heute wie damals steht bayerisches Bier für gute, alte Handwerksqualität und unverfälschten Genuss. Dafür sorgt unter anderem seit 2001 das Geoschutz-Programm der EU-Kommission mit dem Herkunftszeichen „geschützte geographische Angabe“ (g.g.A.). Das bedeutet: Nur Biere, die nach den Vorschriften des bayerischen Reinheitsgebots und in der Ursprungsregion hergestellt werden, dürfen als „Bayerisches Bier“ vermarktet werden. Auch der Gehalt an Stammwürze und Alkohol sowie die Farbe der Biere sind festgeschrieben, um ihren Charakter zu bewahren und die Spezialitäten vor „Verwässerung“ zu schützen.
In Zukunft werden Verbraucher das EU-Zeichen immer häufiger auf den Bierflaschen finden, sodass die Orientierung beim Einkauf leicht fällt: Wo „Bayerisches Bier“ draufsteht, ist auch garantiert Bier aus einer der rund 650 bayerischen Brauereien drin. Gebraut aus nichts als Wasser, Malz, Hopfen, Hefe – und der Liebe zum authentischen Produkt.