ARA: Am Weg zu einem neuen Rohstoffmarkt
Der Markt für Sekundärrohstoffe – insbesondere recycelte Kunststoffe – gewinnt europaweit an Bedeutung. Gleichzeitig mangelt es trotz steigender Nachfrage an ausreichendem Angebot. Die Ursachen sind vielschichtig: hohe Produktionskosten, Preisvolatilität und ungleiche Wettbewerbsbedingungen bremsen den Ausbau der Recyclinginfrastruktur.
Insbesondere bei PET zeigt sich die Herausforderung: Rezyklate sind trotz wachsender Nachfrage oft teurer als Neuware. Laut DI Christian Strasser, Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH, liegen die effektiven Kosten für recyceltes PET bei rund 1.600–1.700 €/Tonne – Neuware hingegen bei etwa 1.000 €/Tonne. Der Markt orientiert sich an Tagespreisen auf Spotmärkten, wodurch Planungssicherheit für Recycler schwerfällt.
Bei Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) drängen Billigimporte aus Drittstaaten auf den Markt – teils falsch deklariert als Recyclingware. Diese unterlaufen EU-Standards, verzerren den Wettbewerb und gefährden die Rentabilität europäischer Recyclingunternehmen. Eine Allianz aus Industrie und Verbänden fordert daher strengere EU-Kontrollen.
Regulatorischer Rahmen als Wachstumshemmnis
Obwohl politische Initiativen wie der EU-Green-Deal und die neue Verpackungsverordnung Impulse setzen, bleibt die Umsetzung schleppend. ARA-Vorstandssprecher Harald Hauke plädiert für ein Maßnahmenbündel: verbindliche Rezyklatquoten, Technologieförderung, Tarifanreize für recyclingfreundliche Verpackungen sowie „Design for Recycling“-Standards. Wichtig seien auch klare rechtliche Definitionen und harmonisierte Standards für Rezyklate, um Investitionen abzusichern.
ARA investiert in Kreislaufwirtschaft
Die Altstoff Recycling Austria (ARA) hat 2024 gemeinsam mit Partnern eine hochmoderne Sortieranlage im Ennshafen (OÖ) mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen in Betrieb genommen – mit einer Sortiertiefe von 80 %. Ergänzend entstand in Pöchlarn (NÖ) die erste österreichische Polyolefin-Aufbereitungsanlage. Das Projekt „UPCYCLE“ ermöglicht die Rückgewinnung bislang nicht verwertbarer Kunststoffreste – bis zu 20.000 Tonnen pro Jahr mit Rezyklat-Reinheiten von mindestens 90 %.
Der Standort Pöchlarn wurde bewusst gewählt: Eine integrierte Kooperation mit Kommunen, Entsorgern und der Zementindustrie ermöglicht eine nahezu vollständige stoffliche und thermische Verwertung. Nicht recycelbare Fraktionen werden CO₂-optimiert in der Zementproduktion eingesetzt.
Der europäische Rezyklatmarkt steht vor einer strategischen Weichenstellung. Laut Prognosen wächst der weltweite Markt für recycelte Kunststoffe von 55 Mrd. USD (2024) auf über 107 Mrd. USD (2032). Um diese Potenziale zu heben, braucht es investitionsfreundliche Rahmenbedingungen, internationale Zusammenarbeit und stärkere Marktregulierung. Nur so lassen sich Wertschöpfung, Versorgungssicherheit und Klimaziele langfristig sichern.