AMA: Transparenz vom Feld bis ins Regal
Selbstverständlich vermitteln all die Nachrichten, die in den vergangenen Monaten rund um vernachlässigte Tiere auf Bauernhöfen durch viele Medien weitergetragen wurden, kein gutes Gefühl. Und sie werfen auch kein gutes Bild auf: die Bauernschaft, die Behörden, die AMA per se und auch nicht auf den Handel, der ja AMA-zertifizierte Produkte listet.
Das große ABER kommt in der Sekunde: Zum einen ist in der Vergangenheit in all den Kommunikationskanälen nicht alles immer gut gelaufen, zum anderen sind es auch die anprangernden NGOs, die aufgrund der Corona Krise mancherorts um ihr „Leiberl kämpfen“ und nicht zuletzt sind ja bei weitem nicht alle Landwirte, deren Umgang mit den Tieren beanstandet wurde/wird, auch AMA zertifizierte Landwirte.
Wer und was ist die AMA?
Bevor Sie sich denken: das weiß doch eh jeder! Wussten Sie, dass lediglich 1/3 der österreichischen Landwirte im AMA-Siegelprogramm ganzheitlich erfasst werden. Das sind 40% aller Schweinebauern in Österreich, 40% aller Rinderbauern und 90% aller Geflügelbauern. 2/3 der Landwirte werden vom AMA-Gütesiegel nicht erfasst.
Weiters ist die AMA eine vorgelagerte Behörde, die AMA-Marketing agiert nach einem gesetzlichen Auftrag und verantwortet ein vielfältiges Programm: ganzheitliche Qualitätssicherung, aktive Informationsvermittlung und auch nachhaltige Absatzförderung (siehe zum Beispiel Messen und Exportförderung). Das Budget der AMA liegt bei 28 Mio. Euro jährlich, 25 Mio. Euro kommen durch die Beiträge der Landwirte zustande.
Es gibt 41.000 Erzeugerverträge mit AMA-Gütesiegel Landwirten und 5000 Lizenznehmer der AMA-Qualitätsprogramme. Dazu zählen Lebensmittelhandel, Industrie und Gastronomie.
Die Gütesiegel (klassisches AMA-Gütesiegel, AMA Biosiegel, AMA Genussregion und AMA Blumen und Zierpflanzen) sind als Phalanx gegen die Austauschbarkeit von Billigimporten aufgestellt.
Fix ist, dass mit dem Kauf von 20% mehr Lebensmitteln aus Österreich 46.000 neue Arbeitsplätze und 4,6 Mrd. Euro mehr BIP erreicht werden könnten. All diese Vorzeichen und auch die Schaffung einer glasklaren Transparenz dem Handel und Konsumenten gegenüber bringt die neue Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek dazu, die Struktur der AMA-Marketing zu modifizieren und einen klaren Durchblick vom Feld bis ins Regal im Supermarkt zu schaffen – mit allen Stakeholdern an Bord.
Wo steht die AMA heute?
Jeder dritte Euro wird heute in Österreichs Handel für Aktionsware ausgegeben und das noch dazu stark im Fleischbereich. Vor allem Schweinefleisch ist preissensibel. Ein Siegel wie das der AMA hilft nicht nur gegen die Austauschbarkeit, sondern auch den Landwirten die Richtlinien zur EU hin zu erfüllen. Bei Pute steht Österreich besser da, als die basisgesetzlichen Richtlinien, bei Masthuhn ist es ein Auf und Ab und beim Schwein bewegen wir uns näher am Gesetz. Für das Gütesiegel an sich gibt es 18 Richtlinien, die von Experten und Praktikern festgelegt werden (aus Landwirtschaft, Verarbeitung und Lebensmittelhandel). Apropos Schwein: hier wird zwischen TW 60 und TW 100 unterschieden. Dabei geht es um den „Platz“, den ein Schwein bei der Mast hat. TW 60 erfüllen 125 Betriebe, TW 100 26 Betriebe.
Warum nicht alle Landwirtschaftlichen Betriebe die höchsten Standards anbieten liegen auf der Hand: die Kosten sind höher und dieser Preis muss schlussendlich auch abgegolten werden.
Wo will die AMA hin?
Wertschätzung den landwirtschaftlichen und vor allem tierischen Produkten gegenüber MUSS stattfinden. Konsumenten und Handel sind ebenfalls gefordert all das umzusetzen, was sie sich wünschen – auch wenn der Einsatz höher sein wird. Neu wird kommen ein Gütesiegel im Premiumbereich, das Tierwohl und Nachhaltigkeit im Fokus hat. Aber auch im neu dazu gekommenen Getreidebereich wird man einen Schwerpunkt auf Bio setzen.
Dass die Kontrollen bei den Landwirten (auch unangekündigte, aber dann ohne Dokumentationskontrollen) verstärkt werden müssen, liegt auf der Hand. Alle 30 Minuten findet eine AMA Gütesiegel Kontrolle statt, das sind 20.000 Kontrollen pro Jahr. Bei 80% gibt es keine Beanstandung, 2022 wurden 59 Betriebe aus dem System ausgeschlossen. Man hat ein 0-Toleranz-Verfahren. Die Kontrollzahl soll um 10% erhöht werden.
Das Thema Kontrollen und NGOs muss die AMA wahrlich in einem zähen Kampf mit den Betroffenen ausmachen, aber wie ist das Verhältnis zum Handel?
AMA und der Lebensmittelhandel
Im Tierwohl-Programm-Bereich hat sich in den letzten Jahren schon gezeigt, dass der Lebensmittelhandel immer mehr seine eigenen Programme fährt. Hofer als einer der Pioniere mit FairHof, Rewe mit Fair zum Tier und Spar mit den Programmen wie Schau drauf (um nur Beispiele zu nennen) sind sehr erpicht die lückenlose Transparenz der Programme dem Konsumenten zu bieten.
Was ist Christina Mutenthaler-Sipek und ihrem Team wirklich wichtig?
- Aufklärung
- Transparenz
- Weg von der Idylle hin zur Realität in der Landwirtschaft
- Stärkerer Austausch mit den Betrieben, um dem Lebensmittelhandel Feedback geben zu können
- Die Weiterentwicklung der Richtlinien durch Zukunftsdialoge mit Stakeholdern (Handel) und Landwirten
- Stärkung der Plattform haltung.at
- Die Richtlinien für Tierhaltungsmodelle abzuschließen
- Schulung der Mitarbeiter im Handel
- Etablierung des AMA-Gütesiegels zu einem Breitenprogramm, um die großen Themen zu steuern
- Rigorose Herkunftskennzeichnung auch im Handel und in der Gastronomie
- Gute Gesprächsbasis schaffen für den Key Accounter der AMA mit dem Handel
Denn: das oberste Ziel ist es in Zukunft das System der AMA fairer und transparenter zu machen – für alle Beteiligten in der Kette. Dem AMA-Gütesiegel in dieser Form die Treue zu halten, hilft auch der heimischen Landwirtschaft sich weiterzuentwickeln.