AMA: „Null Toleranz bei Verstößen“
von Clemens Kriegelstein
Seit 30 Jahren existiert das AMA-Gütesiegel – rund 50.000 Landwirte plus weitere 5000 Lizenznehmer fungieren als Vertragspartner und mit einer Bekanntheit von rund 93 Prozent gehört das AMA-Gütesiegel zu den bekanntesten Marken Österreichs. Doch die Anforderungen in der Landwirtschaft verändern sich stetig und nicht zuletzt waren Landwirtschaftsbetriebe, die das Gütesiegel führten, in der Vergangenheit immer wieder mit negativen Schlagzeilen in den Medien. Zeit also, um dieser Tage in der AMA-Zentrale in Wien wichtige Neuerungen und Verbesserungen dieses Qualitätsmanagement-Systems zu präsentieren.
Um den neuen Anforderungen des Marktes und der Konsumenten gerecht zu werden, werden sollen die verschiedenen AMA-Gütesiegel-Richtlinien schrittweise weiterentwickelt, neue Module geschaffen und bestehende optimiert werden. „Wir wollen die Kontrolle der Lebensmittel von Feld bzw. Stall bis zum Regal bzw. Teller sicherstellen“, so Lorenz Mayr, Vizepräsident Landwirtschaftskammer Niederösterreich und Aufsichtsratsvorsitzender der AMA-Marketing.
Tierhaltung plus
Seit Anfang 2024 ist die dauernde Anbindehaltung von Rindern im AMA-Gütesiegel-Programm ausnahmslos verboten. Mit dem neuen Modul „Tierhaltung plus“ will die österreichische Milchwirtschaft nun einen weiteren Schritt in Richtung verbesserte Tierhaltung und bessere Gesundheit von Milchkühen setzen. Dieses Modul soll sicherstellen, dass Milch und Milchprodukte auch zukünftig sowohl den Erwartungen der heimischen Konsumenten als auch den internationalen Standards entsprechen. „Damit sichern wir die Zukunft der österreichischen Milchwirtschaft und reagieren gleichzeitig auf die steigende Nachfrage nach verbesserter Tierhaltung“, erklärte Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing. Sie betont: „Es handelt sich hierbei nicht um einzelne Betriebe, die die Anforderungen des Qualitätsprogramms AMA-Gütesiegel ‚Tierhaltung plus‘ erfüllen, sondern um derzeit mehr als 13.000 konventionelle Milchbetriebe, die auf höhere Tierhaltungsstandards umgestellt haben. Das sind mehr als 80 Prozent der Milchviehbetriebe mit AMA-Gütesiegel.“
Das Zusatzmodul AMA-Gütesiegel „Tierhaltung plus“ werde bereits auf Milchverpackungen und Milchprodukten im Lebensmittelhandel angewendet und stehe im Wesentlichen für strengere Tierhaltungsstandards, höhere Tiergesundheit, hohe Futtermittelqualität und intensivere Kontrollen, die mindestens einmal jährlich durchgeführt würden.
Generell sei indes eine auffallende Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Tierwohl seitens der Konsumenten und dem tatsächlichen Einkaufsverhalten zu beobachten. Auch würden Fleischaktionen im Handel immer wichtiger, die Bedeutung von Eigenmarken sei massiv gestiegen.
Gütesiegel auch für Brot und Backwaren
Das AMA-Gütesiegel setzt in Zukunft auch verstärkt auf den pflanzlichen Bereich und bezieht schrittweise auch Ackerbaubetriebe in die Qualitätsprogramme ein. Das AMA-Gütesiegel für Brot und Backwaren berücksichtigt nach den neuen Richtlinien nun alle Produktions- und Vermarktungsstufen, wodurch die gesamte Wertschöpfungskette - von den landwirtschaftlichen Betrieben über Aufkäufer, Mühlen und Bäckereien bis hin zum Lebensmitteleinzelhandel -abgedeckt und eingebunden werden soll. Damit soll kontrollierte, regionale Qualität, vom Korn bis ins Brotregal, sichergestellt werden, wie Martin Greßl, Prokurist der AMA-Marketing, ausführte. Erste Produkte sollen bereits im Herbst in den Regalen des Lebensmittelhandels zu finden sein, das komplette Angebot wird dann im Laufe des Jahres 2025 erwartet.
Derzeit seien rund 6.600 Ackerbaubetriebe an Bord. Das Problem dabei laut Greßl: Die meisten Konsumenten wüssten in Wahrheit „nichts“ über Brot und Gebäck. Es brauche daher starke Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette.
Mehr Kontrollen
Weil aber Vertrauen gut, Kontrolle jedoch besser ist, will die AMA bei ihren Mitgliedsbetrieben künftig auch die Kontrolldichte erhöhen. „Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst“, versprach Mutenthaler-Sipek. Von vorher 20.000 Kontrollen wurde diese Zahl im Vorjahr auf 22.400 erhöht und soll heuer sogar auf 28.000 steigen. Diese Kontrollen würden durch externe Kontrollore erfolgen und seien in der Regel unangekündigt, maximal würde die Kontrolle aus Gründen der Terminkoordination am Vortag bekanntgegeben. Bei 90 Prozent der kontrollierten Betriebe gäbe es dabei keinerlei Probleme, wie Mutenthaler-Sipek berichtete, im Vorjahr habe es allerdings auch 88 Sperren gegeben. „Bei Verstößen gibt es bei uns null Toleranz“, versicherte die AMA-Geschäftsführerin.
Die Kontrollhäufigkeit variiere dabei je nach Risikoklasse des Betriebes. Mutenthaler-Sipek: „Eine Kontrolle ist immer eine Momentaufnahme. Es kann leider immer etwas passieren und eine 100%-Kontrolle ist auch unmöglich. Wir haben aber die Kontrollintensität jedenfalls deutlich erhöht.“
Qualitätsmanagement neu aufgestellt
Um die Prozesse zu optimieren, wurde das Qualitätsmanagement der AMA-Marketing überdies im Sommer 2024 neu strukturiert und besteht nun aus zwei Abteilungen: „Qualitätsstrategie & Wissensmanagement“ sowie „Qualitätssysteme“.
Martin Greßl übernimmt als Prokurist mit seiner langjährigen Erfahrung in der AMA-Marketing die Verantwortung für die Qualitätsstrategie der AMA-Qualitätsprogramme, die Geschäftsfeldentwicklung und das neu etablierte Wissens- und Innovationsmanagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Georg Leitner, der seit Ende 2023 im Unternehmen ist, wird die Weiterentwicklung des Kontrollsystems und des Systemmanagements verantworten. Er soll die bestehenden Richtlinien und die Digitalisierung vorantreiben. „Seine umfassende Management-Erfahrungen als Leiter Quality, Safety & Environment Manager in einem internationalen Konzern ist eine wertvolle Verstärkung für die AMA-Marketing“, freut sich Mutenthaler-Sipek.