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Peter Hamedinger, Christina Mutenthaler-Sipek, Rainer Römer, Lorenz Mayr.

AMA und die frischen Produkte

AMA Milchforum und AMA Fleischforum gaben tiefe Einblicke in die Branchen.

Die Nähe zum Weltmilchtag am 1. Juni gab dem AMA Milchforum ein paar Tage danach noch mehr Brisanz. Die Branche steht unter starken Herausforderungen. Wenn man den nationalen und internationalen Referentinnen und Referenten Glauben schenken darf, so sind die schlimmsten Zeiten vorbei: Die Milchpreise sind stabil, die asiatische Welt freut sich über Milch aus Europa und auch die „vegane“ Welle pendelt sich ein. Das Milchforum wurde bereits zum zweiten Mal mit dem Milchverband Österreich gemeinsam veranstaltet.

Stimmen zum Weltmilchtag

"Österreichische Milch hat Zukunft und ist ein sowohl im In- als auch im Ausland höchst gefragter Rohstoff. Gleichzeitig sind unsere bäuerlichen Familienbetriebe nicht endlos belastbar, was die Anforderungen betrifft", sagt LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger sowohl im Hinblick auf die Produktionsstandards, als auch auf die – trotz gegenteiliger Beteuerungen – weiterwachsende Bürokratie aus Brüssel. "Die gesteigerten Anforderungen der letzten Jahre sind den Betrieben vom Markt nicht bezahlt worden. Die Bäuerinnen und Bauern mussten hier massiv in Vorleistung gehen", gibt der LKÖ-Präsident zu bedenken.

"Problematisch ist auch, dass die regionalen Märkte oft völlig anders reagieren als die internationalen Spotmärkte. Die Sennereien können die Preise für ihre hochqualitativen Käseprodukte nur bis zu einem gewissen Grad erhöhen, dann weichen die Konsumentinnen und Konsumenten auf niederpreisige Importware aus. Daher müssen Standards und Kosten für die bäuerlichen Familienbetriebe und somit Lieferanten gut im Auge behalten werden und möglichst konstant bleiben", fordert Moosbrugger. „Die Fusion von Vorarlberg Milch und NÖM (sie muss erst genehmigt werden) ist eine wichtige Zukunftsentscheidung, um den Standort Vorarlberg abzusichern. Dieser Schritt war nicht leicht, aber wichtig – im Sinne von bäuerlichen Betrieben, vor- und nachgelagerter Industrie und der Versorgungssicherheit mit diesem unverzichtbaren Rohstoff", so Moosbrugger.

Milchprodukte zählen zu den bedeutendsten Eiweißquellen der täglichen Ernährung in Österreich. Aktuelle Markt- und Produktionszahlen zeigen klar: Regionales Protein aus Milch ist so gefragt wie nie. Milchprodukte mit dem AMA-Gütesiegel Tierhaltung plus stehen für geprüfte Qualität, nachvollziehbare Herkunft und verantwortungsvolle Tierhaltung – Werte, die immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten überzeugen.

Rund 3,58 Millionen Tonnen Milch lieferten insgesamt rund 530.000 Milchkühe im Jahr 2024. Österreichs Milchwirtschaft ist kleinstrukturiert. Ein Milchviehbetrieb hat im Schnitt weniger als 25 Kühe am Hof. Zum Vergleich: In der Schweiz liegt der Schnitt bei 30 Kühen, in Deutschland bei 72 und in der Slowakei sogar bei 273. Auch die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh liegt mit 8.000 Kilogramm deutlich unter der Intensivproduktion anderer Länder – ein Zeichen für die nachhaltige Bewirtschaftung hierzulande. Fast 90 Prozent der Milchbetriebe liegen im Berggebiet, und ebenso groß ist der Anteil der dort produzierten Milch. Der Bio-Anteil ist mit 18,2 Prozent der höchste in der EU, dazu kommen Spezialsorten wie Heumilch und Biowiesenmilch.

Nachfrage steigt in allen Segmenten

Insgesamt kauften österreichische Haushalte laut RollAMA im Jahr 2024 rund 610.000 Tonnen an Milch und Milchprodukten – ein Plus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Nachfrage stieg in allen Segmenten – von Trinkmilch und Naturjoghurt über Mischgetränke und Desserts bis zu Käse, Butter und Margarine. Besonders gefragt war länger haltbare ESL-Milch mit über 170.000 Tonnen, gefolgt von Haltbarmilch und Milchmischgetränken. Die beliebtesten Käsesorten sind Gouda, Gervais und Mozzarella.

Die monatlichen Ausgaben eines durchschnittlichen Haushalts dafür belaufen sich auf 51,30 Euro, wovon mehr als ein Drittel (21,40 Euro) auf Käse entfällt. Besonders auffällig: Milch wird überdurchschnittlich häufig von jungen Familien mit Kindern gekauft. Am meisten Milch gekauft wird in Kärnten und Tirol, gefolgt von Niederösterreich und Salzburg.

Die Trends bei Milch

Eine wichtige Aussage, die nach dem starken Trend zu pflanzenbasierter Nahrung für Aufatmen sorgt: Milch und pflanzliche Drinks sind KEIN Entweder-Oder. Sie können nebeneinander bestehen. Die flexitarische Ernährung werde schon jetzt zum Mainstream: „Es ist ein Mix aus den besten Welten. Jeder dritte Haushalt kombiniert Milch und Käse mit pflanzlichen Lebensmitteln. Laut einer Studie vertrauen Menschen Landwirtinnen und Landwirten in Ernährungsfragen. Jeder zweite Jugendliche jedoch wird durch Social Media-Kanäle wie Tiktok beeinflusst, darauf müssen wir auch in Zukunft eingehen“, so Simone K. Frey, Gründerin und Managing Director des Nutrition Hub Berlin. „Faktoren wie Nachhaltigkeit, Gesundheitsbewusstsein und Innovation prägen den Markt und beeinflussen, wie Milchprodukte weltweit konsumiert werden. Die Branche muss sich diesen Trends anpassen, um auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben“, betont Brigitta Rainer, Marketing Manager von Tetra Pak.

Tierwohl ist ein Thema, das immer wichtiger wird: Mit Spannung erwartet wurde auch der Auftritt von Robert Römer, Geschäftsführer der deutschen Initiative Tierwohl (ITW) und der Haltungsform in Bonn. Die Initiative Tierwohl ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Landwirtschaft, Verarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel, nach ihren Kriterien hergestellte Produkte werden mit einem Siegel ausgezeichnet. 12.300 landwirtschaftliche Betriebe nehmen in Deutschland daran teil und arbeiten an einem Mehr an Tierwohl in der Nutztierhaltung. Römer sprach über die Entwicklung der Haltungsform in Deutschland und deren Auswirkungen auf die Milchviehhalter. Er betonte, dass es zwar laut Umfragen generell eine hohe Bereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten gebe, Produkte aus höherer Tierhaltungsform zu kaufen, wenige würden dafür aber auch mehr bezahlen wollen.

Die Weiterentwicklung der Haltungsform in Deutschland hat auch wesentliche Auswirkungen auf die Milchproduktion in Österreich. Mit dem 2024 eingeführten AMA-Gütesiegel-Zusatzmodul Tierhaltung plus entspricht die Milch nicht nur den Anforderungen des Marktes in Deutschland – damit ist auch für verbesserte Standards gesorgt, während bäuerliche Familienbetriebe Gewissheit für die Zukunft erhalten. 13.450 teilnehmende Betriebe in Österreich ein Jahr nach der Einführung des Zusatzmoduls zeigen eindrucksvoll den Erfolg auf – insgesamt produzieren bereits 86 % der Betriebe im AMA-Gütesiegel nach verbesserten Tierhaltungsstandards.

AMA Fleischforum

Der perfekte Übergang zum Thema Fleisch. Einen Tag nach dem AMA Milchforum fand das AMA Fleischforum statt. „Nur wenn wir Denkmuster hinterfragen und neue Perspektiven zulassen, können wir das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten fest verankern und die Zukunft der Fleischbranche sichern“, erklärte Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing, beim diesjährigen AMA-Forum Fleisch. Unter dem Motto „Fleisch hat Zukunft – Wertschätzung im Fokus“ versammelte die Veranstaltung führende Vertreterinnen und Vertreter der Branche und Wissenschaft, um gemeinsam neue Denkansätze, innovative Technologien und nachhaltige Konzepte zu diskutieren. Mit dem AMA-Fleischforum bietet die AMA-Marketing jedes Jahr eine Plattform für den Austausch von Wissen, Erfahrungen und zukunftsweisenden Ideen. Rund 200 hochkarätige Gäste nahmen heuer am Event im Ares Tower teil. „Wir wollen die Zukunft des Lebensmittels Fleisch gemeinsam gestalten: durch mehr Transparenz, innovative Weiterentwicklungen, neue Kommunikationswege und vor allem durch Wertschätzung – vom Stall bis zum Teller“, betonte Mutenthaler-Sipek.
Veronika Weber (Vion Food Group) zeigte digitale Lösungen für Tierschutz und Nachhaltigkeit auf. Gabriele Weiss Brummer (Board Bia) lieferte spannende Einblicke in Irlands Weg Richtung Nachhaltigkeit. Dabei berichtete sie vor allem über die innovativen Weiterentwicklungen der irischen Weidehaltung bei Rindern und über die Fortschritte im irischen Landwirtschaftssektor. Die Zukunft des Fleischmarketings stand im Mittelpunkt des Vortrags von Rudolf Stückler (AMA-Marketing).

AMA Fleischforum 2025

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geschrieben am

06.06.2025