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Barbara Köcher-Schulz (Bio-Marketing AMA-Marketing), Christina Mutenthaler-Sipek (GF AMA-Marketing), Günter Griesmayr (AMA-Vorstand) und Lorenz Mayr (Aufsichtsratsvorsitzender AMA-Marketing).

Bedeutung des Handels als Partner für Bio-Bauern wächst

Die AMA lud zum ersten AMA Bio-Forum, bei dem Experten aus Produktion und Handel über den aktuellen Status quo und künftige Herausforderungen beim Thema Bio-Lebensmittel diskutierten.

Bericht: Clemens Kriegelstein

Das staatliche AMA-Biosiegel feiert derzeit seinen 30. Geburtstag, gleichzeitig belegen aktuelle Zahlen, dass 97 Prozent aller Haushalte Bio-Lebensmittel kaufen. Grund genug für die AMA, dieser Tage zum ersten AMA Bio-Forum unter dem Motto „Werte im Wandel – der Wert von Bio“ in das Museumsquartier in Wien einzuladen. Zur Zeit ist Österreich in Bezug auf den Anteil der biologisch bewirtschafteten Flächen eines der führenden Länder in der EU, wobei knapp 28 Prozent und somit jeder vierte Hektar der landwirtschaftlichen Nutzflächen biologisch bewirtschaftet werden. „In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich der Bio-Sektor von einer Marktnische zu einem zentralen Bestandteil der österreichischen Landwirtschaft und des Lebensmittelmarkts entwickelt“, freut sich AMA-Marketing Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek zur Begrüßung. „Der Trend geht zu einer bewussteren Ernährung, die auf Qualität und Herkunft der Lebensmittel setzt.“

Den Anfang machte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger: „Es darf nicht sein, dass biologisch erzeugte Lebensmittel aus Österreich teilweise billiger verkauft werden als konventionelle derselben Herkunft. Höchste Qualität und Mehrwert in der Erzeugung müssen auch im Preis abgebildet werden“, kritisierte er die grassierende „Rabattitis“ im Handel. Bio dürfe nicht zum Daueraktionsartikel verkommen, es müsse einen Mehrwert geben, so Moosbrugger. „Wenn Biojoghurt teilweise billiger verkauft wird als konventionelles, entspricht das mit Sicherheit nicht einer nachhaltigen Mehrwert-Strategie, sondern dient einzig dem Wettbewerb um Marktanteile - zu Lasten der Biobetriebe. Das ist höchst kurzsichtig. Die Folge ist nämlich, dass das Preisniveau und die Kostenwahrheit von Biolebensmitteln nachhaltig beschädigt werden und die Anreizwirkung des Marktes für die bäuerlichen Betriebe verloren geht“, legte der LKÖ-Präsident nach.

„Healthy Hedonism“ als Trend

Die Berliner Zukunftsforscherin und Retail-Expertin Theresa Schleicher erklärte, dass der Preis beim Produktkauf noch immer der wichtigste Faktor sei, bei Lebensmitteln käme zusätzlich noch der Geschmack hinzu. Auch auf nachhaltige Verpackung oder Bio-Produktion würden immer mehr Kunden wertlegen. „Das Sortiment der Zukunft ist alltagstauglich, aber darf nicht die Freude verlieren“ so Schleicher. Immer mehr Konsumenten sei aber auch die Gesundheit wichtig – sie kauften Lebensmittel, die ihnen guttun. Das Schlagwort laute „Healthy Hedonism“ – also Luxusprodukte, die nicht belasten. Allerdings sei die Stimmung unter den Verbrauchern laut Schleichers Aussagen derzeit eher getrübt: Wirtschafts-, Klima- und Politikkrisen seien die bestimmenden Themen im breiten Diskurs.

Einer der Höhepunkte der Veranstaltung war dann eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bio-Vermarktung der Zukunft“. Viel Potential sieht Horst Moser, Gründer und Geschäftsführer von BIOGAST, künftig in der Gastronomie. In der Gemeinschaftsverpflegung dagegen sei Bio jetzt schon sehr stark nachgefragt. Generell müsse die Branche das komplexe Thema „Bio“ dem Konsumenten allerdings noch besser erklären.

Bio-Lebensmittel kommen zum Konsumenten statt Konsumenten zu den Bio-Lebensmittel

Dem widersprach Barbara Riegler, Obfrau von Bio Austria: „Bio ist gut für die Umwelt, für die Menschen und Tiere – was ist daran kompliziert?“ 80 Prozent der Bio-Lebensmittel würden heute im Supermarkt statt am Hof gekauft. „Die Bio-Lebensmittel kommen also zum Konsumenten statt wie früher die Konsumenten zu den Bio-Lebensmittel“, erklärte sie. Der Handel sei demnach ein extrem wichtiger Partner für die Biobauern geworden.

Für die Zukunft machte abschließend Lukas Niedoba, Marketingchef von Denns BioMarkt Österreich, Hoffnung auf sinkende Preise im Bio-Segment. Das sei nur eine Frage der Zeit, bis eine immer stärkere Verbreitung von Bio-Lebensmitteln hier auch zu einem günstigeren Preisniveau führen würden.

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geschrieben am

13.11.2024