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Vorstandswechsel bei der Ottakringer Getränke AG: Dr. Alfred Hudler beendet den Vertrag mit 30. Juni 2022.

Alfred Hudler: Fairplay steht an erster Stelle

Dr. Alfred Hudler, langjähriger Vöslauer-Vorstand und zuletzt Vorstandsvorsitzender der Ottakringer AG verlässt das Unternehmen im Juni 2022.

Der berufliche Lebenslauf des gebürtigen Wieners liest sich wie ein anerkanntes Lehrbuch für Top-Manager: Studium der Betriebswirtschaft, Karrierestart bei Austria Tabak, Wechsel zu Vöslauer Mineralwasser bis hin zum Vorstandsvorsitz des heutigen Marktführers im Mineralwasserbereich und schließlich Vorstandsvorsitz der Ottakringer Getränke Holding. 31 Jahre arbeitete Alfred Hudler in der und für die Ottakringer Gruppe, mit Juni 2022 wird er aus dem Unternehmen ausscheiden.

Nachhaltig, als noch wenige daran dachten

Als Alfred Hudler 1991 zu Vöslauer kam, setzte er die ersten Schritte für die große Nachhaltigkeitsagenda, die Vöslauer heute zum Vorreiter machen. „Ich wollte Nachhaltigkeit ernsthaft thematisieren und umsetzen und dem Unternehmen nicht nur das ‚grüne Mäntelchen‘ überwerfen“, blickt der Manager zurück. Für die Umsetzung fand er bald die besten Sparring-Partner im Team, denn nur gemeinsam sind große Ideen wirklich umsetzbar. Dieser Teamgeist und -gedanke kommt vor allem aus seiner Zeit beim Profi-Handball, wo er lernte, dass man sich auf andere verlassen muss, um in der Mannschaft weiterzukommen. „Es gab Zeiten, da bekamen wir zu hören, dass Nachhaltigkeit nur Geld kostet und nichts bringt“, so Hudler. „Ich war mir aber ganz sicher, dass dieses Thema ein sehr wichtiges werden wird“. Und er sollte recht behalten: während früher Nachhaltigkeit und Recycling noch unter „Mission des Unternehmens“ fielen, so ist vieles davon heute gesetzlich verankert und muss dokumentiert werden. Nur wer glaubhaft nachhaltig sein will, musste früh damit anfangen, um im Vöslauer-Jargon zu bleiben.

Aber es war nicht immer leicht die geplanten Maßnahmen umzusetzen, wie man von Alfred Hudler lernt: „Die laufenden Diskussionen über ‚was bringt uns das?‘ konnte man nur mit Kampfgeist, Überzeugungsarbeit und einer guten wirtschaftlichen Performance entkräften“. Auch diese Eigenschaften hat der Branchenexperte im Sport gelernt. „Ich habe all die Dinge, die ich von Kind auf im Profi-Sport lernte, unbewusst ins Berufsleben mitgenommen: Fairplay, Kontinuität und auch Durchsetzungsvermögen“. In den aktuellen Krisen merkt man umso deutlicher, dass es wichtig ist auf seinem Weg zu bleiben – vor allem fair auf seinem Weg zu bleiben. Deshalb führt Alfred Hudler auch sein Vorstandsmandat bei der Ottakringer AG zu Ende, wie es vorgesehen war. „Das wichtigste ist, nach einem Match mit dem Gegner auf ein Bier zu gehen und sich in die Augen schauen zu können“. Denn: jeder will die Nummer 1 sein und jeder wird dafür kämpfen.

Auch im Handel fair

Überträgt man den Wettkampfgedanken auf den Handel und die Industrie, so gilt auch hier immer: Fairneß first! „Trotz aller Gegensätze müssen wir uns in die Augen schauen können“, erklärt Hudler. Harte Preisverhandlungen habe er immer sportlich gesehen, denn wenn man persönlich wird, so denke man nicht mehr klar. Allerdings hat sich im Laufe der vielen Jahre auch das Verhältnis zwischen Handel und Industrie verändert, was in Zeiten von stark steigenden Rohstoffpreisen gar nicht das Schlechteste ist. „Manchmal kippt man in alte Verhaltensmuster, vor allem, wenn es um Preisverhandlungen geht, aber prinzipiell ist die Zusammenarbeit heute sehr professionell, sachlich und basiert auf eindeutigen Fakten“. Die schlechte Nachricht ist, dass in Alfred Hudlers Augen die Preisverhandlungen aktuell nicht am Höhepunkt angelangt sind, denn „die jetzigen Erhöhungen decken weder das ‚Corona-Plus‘ ab und schon gar nicht die erhöhten Kosten, die durch den Ukraine-Krieg zustande kommen“. Umso wichtiger ist es am Ball zu bleiben, was Nachhaltigkeit und Autarkie betrifft.

Always look on the bright side

Es ist natürlich aufgrund der Pandemie und des Krieges schneller gegangen, aber die gesamte Branche – mehr noch die gesamte Gesellschaft ist im Umbruch. „Es sind einerseits die Kosten und Preise, die uns umdenken lassen, aber auch die veränderte Mobilität der Menschen in Arbeit und Freizeit trägt einen wesentlichen Teil dazu bei“, so Hudler. Unternehmen müssen in Zukunft eine hybride Form finden, um Arbeiten zu erledigen. Für gute Unternehmen ist es wichtig, WIE sie Begegnungen schaffen, um die Mitarbeiter AKTIV zu managen. Davon ausgehend ändert sich auch das Konsumverhalten: die Bewegungsradien und -ströme ändern sich: wo wird gegessen, wann wird gegessen und was wird wann gegessen? „Mobile Work gab es schon früher, sie muss nur aktiv von den Führungskräften begleitet werden“, widmet sich Alfred Hudler intensiv diesen Leadership-Themen. Corona und Krieg bewirkten einen ‚exogenen Schock‘, eine unerwartete Veränderung von äußeren Rahmenbedingungen. „Was wir daraus lernen können? Dass wir nichts vorhersagen können, aber eine resiliente Organisationsstruktur aufbauen müssen“, so Hudler. „Viele Fragen müssen hier beantwortet werden: wie halte ich Verwerfungen aus? Wie gehe ich mit wegbrechenden Märkten um? Und wie schaffe ich es ein Team zu bilden, das im Mindset resilient ist? Als produzierender Betrieb muss man hier Flagge zeigen“, meint Alfred Hudler abschließend. Sein Motto lautet speziell bei diesen Themen „Always look on the bright side of life”, genauso wird er auch seinen weiteren beruflichen Werdegang planen, wenn es dann im Juni soweit ist sich von Ottakringer zu verabschieden.

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geschrieben am

06.04.2022