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AK/GPA werfen Händlern einiges vor

AK und GPA vergraulen Händler

Kein Monat ist es her, dass der Kollektivvertrag im Handel abgeschlossen wurde und schon keimt neuer Unmut bei AK und GPA auf. Der Handel wehrt sich logischerweise.

Neun Tage vor Weihnachten machen Arbeiterkammer und Gewerkschaft für ihre Mitglieder im Handel wind gegen die Arbeitgeber. Dabei wurde erst jüngst der Kollektivvertrag abgeschlossen. Die Interessensvertreter stellen fest: Eine aktuelle Studie des IFES und des Wifo zeigt, dass die Handelsbeschäftigten in den Jahren der Covidkrise enorme Belastungen aushalten mussten. Jetzt folgt mit der Preiskrise die dritte schwere Belastung für die Handelsbeschäftigten. „Die Beschäftigten im Handel verdienen mehr Respekt für ihre Leistung und bessere Arbeitsbedingungen“, sagt die Bundesvorsitzende der GPA, Barbara Teiber. „Wie hoch der Druck auf die Handelsbeschäftigten ist, zeigt sich auch an der hohen Anzahl an Anfragen in unserer Arbeitsrechtsberatung“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl. Beide fordern Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen für die Handelsbeschäftigen. Was AK und GPA damit im Sinn haben, ist nicht schlüssig.

Arbeitgeber reagieren

So knapp vor Weihnachten noch schlechte Stimmung? Das macht niemanden froh. Die Händler reagieren auf die Vorwürfe der Arbeitnehmervertreter. Rainer Trefelik, Bundesspartenobmann Handel in der Wirtschaftskammer: „Wir verwehren uns dagegen, eine ganze Branche zu verunglimpfen und die Tätigkeit im Handel sozusagen auf Semmelaufbacken zu reduzieren. Der heimische Handel ist eine große und sehr vielfältige Branche, sie reicht vom Großhandel über den Elektro-, Drogerie-, den Bekleidungs- bis hin zum Möbelhandel. Dementsprechend vielfältig und abwechslungsreich sind auch die Jobs im heimischen Handel“. Vor allem zeigt sich Trefelik irritiert, "dass man Einzelfälle hervorzerrt, die es in jeder Branche gibt, und dann davon spricht, man habe das Gefühl, viele Handelsbetriebe würden die Gesetze nicht einhalten. Sich auf Gefühle zu verlassen und damit in eine ganze Branche in Misskredit zu bringen ist völlig unseriös", so Trefelik. Den Einzelfällen müsse man aber freilich nachgehen und dafür sorgen, dass auch dort korrekt gehandelt wird. 

Die IFES-Umfrage selbst, die AK und ÖGB zur Untermauerung ihrer Vorwürfe herangezogen haben, zeige, dass drei Viertel der Beschäftigten im Handel zufrieden sind und damit eine äußerst hohe Arbeitszufriedenheit herrscht. Verwundert ist der Handelsobmann aber auch darüber, dass die Gewerkschaft zwar selbst betont, bei den KV-Verhandlungen ein respektables Ergebnis erzielt zu haben, „im selben Atemzug aber weitere Forderungen aufstellt – und das kurz nach Abschluss der Verhandlungen“. Auch das sei nicht der gute sozialpartnerschaftliche Stil, den man über Jahre hinweg gepflegt habe.

Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes schlägt in die gleiche Kerbe: „Der Handel beschäftigt in Österreich 600.000 Menschen. Die Mitarbeiter sind unser wichtigster Erfolgsfaktor, daher haben wir auch dem historisch hohen KV-Abschluss von 7% zugestimmt. Wenn es vereinzelt Missstände im Personalbereich gibt, müssen diese sanktioniert werden. Aber eine ganze Branche pauschal schlechtzureden – das geht gar nicht. Bereits am Ende des dritten Quartals gab es heuer mehr Pleiten als im Gesamtjahr 2021, bis Jahresende wird der Handel rund 900 Firmenpleiten und 6.000 Geschäftsschließungen zu Buche stehen haben. Die Gewerkschaft glaubt offenbar, dass wir Goldesel in den Geschäften stehen haben. Leider ist das Gegenteil der Fall“. Und er bringt weiter auf den Punkt: Fakt ist auch, dass der zu einem unüberschaubaren Regelwerk gewordene Handelskollektivvertrag flexiblere Arbeitszeitmodelle, die von Beschäftigten gewünscht werden, oftmals gar nicht zulässt. Eine Entrümpelung des Kollektivvertrages ist längst überfällig und wurde von der GPA schon vor Jahren versprochen. Aus Sicht des Handels sollten sich AK und GPA zudem auch lieber darum bemühen, dass durch überfällige Arbeitsmarktreformen eine "Generation Geringfügig" vermieden wird. 

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geschrieben am

16.12.2022