AID: Corona-Plan für Handel vorgestellt
Mit dem Ende des dritten harten Lockdowns und der Wiedereröffnung des stationären Handels haben die heimischen Händler am 8. Februar "Hilfe zur Selbsthilfe" bekommen. Der Handelsverband hat bereits zum Jahreswechsel das Motto für 2021 mit "Leben und Wirtschaften mit dem Virus" ausgegeben, um Kollateralschäden einzudämmen. Neben der Arbeitsplatzsicherheit sind hier auch soziale und psychologische Faktoren zu nennen. Die staatlichen Hilfen federn zwar das Schlimmste ab, jetzt braucht es aber auch Planungssicherheit.
Der Handelsverband empfiehlt daher einen umfassenden Corona-Masterplan mit 3 Schwerpunkten (AID-Modell):
- Arbeitsplätze retten, Arbeitsplätze dauerhaft sichern & neue Arbeitsplätze schaffen
- Insolvenzen verhindern, Eigenkapital stärken & Investitionsanreize setzen
- Digitalisierung vorantreiben & digitales Fair Play schaffen
ad 1. Der Handelsverband empfiehlt hierfür einen Covid-Arbeitsplatzsicherungs-Bonus, der allen Unternehmen zugutekommen kommen soll, die während der Pandemie von behördlichen Schließungen direkt oder indirekt betroffen sowie mit coronabedingten Umsatzrückgängen konfrontiert waren und deren Personalstand sich im Vergleich zu 2019 nicht reduziert hat. Sinnvoll wäre ein 3-monatiger Bonus von 1.000 Euro für alle angestellten Beschäftigten, die nach Ende der Behaltedauer der Kurzarbeit weiterbeschäftigt werden.
Darüber hinaus sollten jene Unternehmen, die neue Jobs schaffen, zumindest bis Mitte 2022 einen Covid-Arbeitsplatzschaffungs-Bonus erhalten – etwa in Form einer Halbierung oder eines vollständigen Erlasses der Sozialversicherungsbeiträge für den Arbeitsgeber bei Neueinstellungen bis 30. Juni 2022. Alternativ könnte je nach lenkungspolitischer Intention auch ein finanzieller Zuschuss pro Arbeitnehmer für jene Arbeitgeber angedacht werden, die frühzeitig neue Jobs schaffen.
Ziel I: Durch Maßnahme 1 soll der jüngste Anstieg der Arbeitslosenzahl im Handel von +33% abgefedert und bis zu 100.000 gefährdete Jobs gesichert werden.
ad 2. "Die Politik hat durch staatliche Hilfen wesentlich zum Erhalt des Wirtschaftsstandortes beigetragen. Mit einer stärkeren Verankerung der 'zweiten Chance' in den staatlichen Corona-Maßnahmen, präventiven Restrukturierungsmöglichkeiten und einem leichteren Zugang zu Eigenkapital würde man ein wichtiges Signal setzen, idealerweise schon bevor die Insolvenzregelungen wieder in Kraft gesetzt werden. Das wäre ein win-win für den österreichischen Wirtschaftsstandort und alle Beteiligten – Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Banken, Gläubiger und Zulieferbetriebe", ist Handelsverbands-Geschäftsführer Rainer Will überzeugt.
Ziel II: Mit Maßnahme 2 sollen durch ein durchdachtes, rasches Handeln mindestens 7500 Handelsbetriebe, die coronabedingt mit dem Geschäftsbetrieb in Schieflage geraten sind und heuer aufgeben müssten, noch aufgefangen werden.
ad 3. Akuter Handlungsbedarf besteht derzeit nicht nur in der sog. Old Economy, sondern auch in der Digitalwirtschaft. Niemand versteht, warum die führenden Digitalkonzerne im Schnitt nur 9% an Gewinnsteuern zahlen, während jedes österreichische Unternehmen mit durchschnittlich 23% besteuert wird. Auch die immer stärkere Marktkonzentration im Onlinehandel durch digitale Giganten ohne Betriebsstätte in Österreich ist die Bilanz einer jahrelangen regulatorischen Fehlentwicklung: Die zehn größten Webshops erwirtschaften gemeinsam fast die Hälfte des gesamten österreichischen Onlineshopping-Umsatzes, der Marktführer Amazon kommt auf ein Viertel. Die Coronakrise verschärft das Ungleichgewicht, daher müssen die Steuerschlupflöcher der multinationalen Online-Riesen endlich gestopft werden.
Ziel III: Maßnahme 3 soll einen Beitrag leisten, um Österreich unter die EU Top 10 im Bereich der Digitalisierung zu katapultieren und zum Innovation-Leader zu machen. Gleichzeitig soll damit dem Kaufkraftabfluss von fast 60% im Onlinehandel entgegengewirkt und die steuerliche Gleichstellung von Old und New Economy erreicht werden.