ACSP Kongress: KI im Handel
KI-Anwendungen bieten vielerlei Möglichkeiten, das Einkaufserlebnis zu verbessern, die Bewirtschaftung von Immobilien zu erleichtern und die Kosten zu optimieren. Doch jede KI ist nur so gut wie die Daten, mit denen man sie füttert. Und wie die Menschen, die sie bedienen. Um diese und viele weitere Fragen zum Thema ging es beim ACSP-Kongress am in Wien.
Der Fokus lag klar auf KI-Anwendungen im Bereich der Einzelhandelsimmobilien, doch auch grundlegenden rechtlichen und philosophischen Fragestellungen wurde ausreichend Platz eingeräumt. „Künstliche Intelligenz birgt auch für den Handel mannigfaltige Chancen, etwa bei der Analyse von Standortdaten, der Optimierung von Flächennutzungen oder der Gebäudesteuerung“, erklärte SES CEO Christoph Andexlinger in seiner Funktion als ACSP-Obmann einleitend.
KI-Wirtschaft bald stärker als Österreichs Wirtschaftsleistung
Marketingexperte und Universitätslektor Michael Kornfeld legte die Grundlagen von KI/AI dar und riet dazu, das Thema ernst zu nehmen: „Diese Technologie wird auch ihre Branche massiv verändern!“ Sein Rat: Experimentieren und innerhalb der eigenen Organisation Know-how aufzubauen anstatt das Thema auszulagern. Ganz ähnlich die beiden Berater Eileen Dahlen und Matthias Schlemmer von PwC Strategy&, die das Thema gleichzeitig in eine globale Perspektive rückten. „Heuer rechnen wir mit weltweiten Investitionen von 235 Mrd. US-Dollar in KI- Anwendungen. Diese Zahl soll sich bis 2028 auf 631 Mrd. Dollar fast verdreifachen.“ Zum Vergleich: Die Wirtschaftsleistung Österreichs liegt aktuell knapp jenseits der 500 Mrd. US-Dollar. Der Handel rangiert bei den Investitionen in KI-Lösungen im Vergleich mit anderen Wirtschaftszweigen global gesehen in den Top 3.
Einmal mehr sitzen die Vorreiter der Entwicklung nicht in Europa, sondern in USA, im arabischen Raum, in China und Japan. So brachte Florian Schmid, Co-Founder der beiden Immobiliengesellschaften GRG und MRG, die vorwiegend im Nahen Osten zahlreiche Shopping Center betreiben, eindrucksvolle Praxisbeispiele zum Einsatz von KI. Zum Teil ist der Rückstand Europas auch durch schärfere Regulatorien wie die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) zu erklären. Schmids wichtigste Ratschläge:
- KI-Tools dürfen niemals eigenständig Entscheidungen fällen.
- Alle KI-Projekte müssen sich in maximal 3 Jahren amortisiert haben.
- Zum Start mit KI sollte man einen einfachen Usecase wählen, der schnelle Erfolge bringt und
- die Mitarbeiter motiviert, das Thema weiter zu verfolgen.
KI reduziert Betriebskosten um ein Drittel
Doch wofür lässt sich KI im Betrieb von Handelsimmobilien schon heute gewinnbringend nutzen? Dazu brachte Markus Schmut, Geschäftsführer von Fairmoney, mehrere eindrucksvolle Erfolgsbeispiele. So konnte etwa der Kauf Park Göttingen (D) dank dem Einsatz einer KI-Steuerung seinen Energieeinsatz für Heizung und Kühlung um 25 % senken und so seinen CO2-Fußabdruck um mehr als 8 Tonnen pro Monat reduzieren. In einer Mall in Lettland gelang es sogar, den Energieverbrauch um 36 % zu senken. In Euro ausgedrückt brachte das den Centerbetreibern und in der Folge den Mietern eine Einsparung von rund 460.000 Euro/Jahr.
Weitere thematisierte Anwendungsbereiche von KI-Lösungen für Handelsimmobilien umfassen u.a. das frühzeitige Erkennen von technischen Problemen am Gebäude („Predictive Maintenance“), die Analyse von Bewegungsmustern im Shopping Center um Mietflächen gezielt zu steuern, die automatisierte Verwaltung von Mietverträgen, die Unterstützung bei der Ermittlung marktgerechter Mietpreise oder die Erhöhung der Sicherheit durch Risikoerkennung bzw. Erkennung ungewöhnlicher Aktivitäten im Center. Dazu kommen noch die Möglichkeiten der Mieter, das Einkaufserlebnis zu verbessern, etwa mittels intelligenter digitaler Verkaufsberatung oder Screens, die in Echtzeit auf die vor ihnen stehenden Personen reagieren.
Der nächste ACSP-Kongress zum Thema „Emotion und Erlebnisse“ findet am 22. Oktober 2025 in Wien statt.