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5. Citytagung by RegioPlan: „Leben im Zentrum“

RegioPlan: Citytagung "Leben im Zentrum"

Am 16. Oktober 2024 fand in Wien unter dem Motto „Leben im Zentrum“ die 5. Citytagung zur Innenstadtgestaltung by RegioPlan statt.

Die Veranstaltung Citytagung bringt nun schon das fünfte Mal Experten im Bereich der Stadtentwicklung, Regionalplanung, Handel und Immobilienwirtschaft zusammen. Besprochen werden Trends, Herausforderungen und Lösungen, um die österreichischen Stadt- und Ortszentren zukunftsfit zu machen.

Den Auftakt der Tagung übernahm DI Wolfgang Richter (RegioData Research GmbH) mit seinem inspirierenden Vortrag zum Thema „Urbane Zentren der Zukunft“ oder „Wie wird aus einem Donut ein Krapfen?“. Richter stellte die verbreitete Annahme in Frage, dass Innenstädte „sterben“, und wies darauf hin, dass sich Zentren zwar wandeln, jedoch keinesfalls verschwinden. Die Kaufkraft sei nach wie vor vorhanden, allerdings ändern sich die Konsumgewohnheiten. Um die Attraktivität der Innenstädte für alle Bevölkerungsgruppen zu erhöhen, sei ein Wandel erforderlich. Richter forderte eine gerechte Flächenverteilung im öffentlichen Raum und eine Gestaltung, die sich an den Bedürfnissen aller Stadtnutzer:innen orientiert.

Gesunde Zentren: Klimaanpassung und Bürgerbeteiligung

Im ersten Block des Tages, der dem Thema „Gesundes Zentrum“ gewidmet war, präsentierten verschiedene Fachleute zukunftsweisende Projekte zur Begrünung und Entsiegelung urbaner Flächen. Doris Schnepf (Green4Cities GmbH), Nicole Kirchberger (Klima- und Energiefonds) und Robert Gutscher (Stadt Tulln) erläuterten, wie diese Maßnahmen zu einer besseren Nutzung durch alle Altersgruppen füh- ren. Besonders betont wurde die Bedeutung der Bürgerbeteiligung, um klimafitte und lebenswerte Städte zu schaffen. Stefan Niedermoser (Leader-Forum Österreich) stellte den europäischen Entwicklungsansatz „Leader" vor, der auf aktive Regionalentwicklung und soziale Inklusion setzt. Auch die Herausforderungen bei der Umsetzung von Mobilitätsprojekten wurden thematisiert. Valentin Eisendle (Radlobby), Dr. Verena Zeuschner (Fonds Gesundes Österreich) und DI Matthias Komarek (Energie- und Umweltagentur NÖ) hoben die Wichtigkeit sicherer Fahrradinfrastrukturen und innovativer Mobilitäts- konzepte wie Carsharing in ländlichen Gebieten hervor.

Weiters diskutierten Experten wie Tactical Urbanism zur Anpassung an den Klimawandel beitragen kann. Hierbei wurden Einblicke in die Projekte „TikTak Galilei – Next Level Wohnstraße“ und „Hard verbunden“ gegeben.

Ein zentrales Problem sei der Verlust von Biodiversität und grünen Flächen, der zu urbanen Hitzeinseln führt. Veränderung ist jedoch oft schwierig, wenn das Bewusstsein und die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung fehlen. Taktische Interventionen, die temporär und kurzfristig umgesetzt werden, können helfen, schnell sichtbare und erlebbare Mehrwerte zu schaffen, um die Akzeptanz baulicher Veränderungen zu fördern. Besonders wichtig sind Partizipationsprojekte, die vulnerable Gruppen wie junge Menschen und Senioren einbeziehen, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen.
Beispiele aus der Praxis zeigen, wie öffentliche Räume transformiert werden können: In Hard wurde der Schulvorplatz unter Einbindung der Schüler und der Bevölkerung gestaltet, während im Alsergrund verschiedene Beteiligungsformate zur Umgestaltung der Gallileigasse genutzt wurden.
Fragen aus dem Publikum zu weggenommenen Parkplätzen verdeutlichten, dass Veränderungen zwar schmerzhaft sein können, jedoch für das Gemeinwohl notwendig sind.

Innovative Nutzungskonzepte: Brachflächen und Wohnen im Zentrum

Im dritten Block lag der Fokus auf der Reaktivierung von Brachflächen und dem Wohnen im Ortskern. DI Sabine Rabl-Berger (Umweltbundesamt GmbH) und Mag. Monika Hohenecker (RegioPlan Consulting GmbH) betonten die Potenziale von Brachflächen für die Ortsentwicklung. Erfolgreiche Beispiele wie der Umbau der ehemaligen Konservenfabrik „Die Erbse“ in Bruckneudorf zur Volksschule oder die Umnutzung der alten Spinnerei in Oberwaltersdorf zu Wohnungen verdeutlichen, wie durch kreatives „Brachflächenrecycling“ nicht nur Raum revitalisiert, sondern auch das Ortsbild positiv verändert werden kann. 

Die lebhafte Diskussion über innovative Nutzungskonzepte, moderiert von Mag. Monika Hohenecker, mit DI Markus Schadenbauer (Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs GmbH), Anna Janz, MA („Gründung findet Stadt“, Eisenstraße Niederösterreich), Thomas Heissenberger (Hutwisch Regionalentwicklung eGen) sowie Klaus Falkinger, MBA (Gemeinde Kleinzell im Mühlkreis), verdeutlichte, dass das Engagement der Bürger und kreative Ansätze entscheidend sind, um Stadt- und Ortszentren zu beleben. Ein Beispiel hierfür ist Hohenems, wo die Altstadt durch hochwertige Sanierungen und eine Mischung aus eigentümergeführten Geschäften revitalisiert wurde, was zu einer erheblichen Steigerung der Bevölkerungszahl führte.

Die Behauptung, dass Innenstädte „sterben“, verkennt ihre Fähigkeit zur Erneuerung und Anpassung. Zwar sind viele Herausforderungen zu bewältigen, doch es gibt auch viele erfolgversprechende Ansätze und Beispiele, die zeigen, dass unsere Ortskerne lebendig bleiben und sich immer wieder neu erfinden können. Es liegt an uns, diesen Wandel aktiv zu gestalten und unsere Innenstädte fit für die Zukunft zu machen.

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geschrieben am

18.10.2024