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15. Grow East Congress 2024

15. Grow East Congress 2024

Das Motto im heurigen Jubiläumsjahr lautete “The Transformation of Central and Eastern Europe in a Globalized World”.

Am 5. Dezember 2024 fand der 15. Grow East Kongress wieder im WKO Conference Center statt. 140 Gäste verfolgten den Kongress vor Ort. Die Initiatoren dieser Kongressreihe, Arnold Schuh vom Kompetenzzentrum für Emerging Markets & CEE an der WU Wien, und Manfred Berger, Partner von ICONIC Consulting & Gründer des Neusicht Think Tank, organisierten diese Veranstaltung gemeinsam mit Gudrun Hager und Gerd Bommer von Außenwirtschaft Austria/Advantage Austria. In drei Sessions befassten sich geladene Redner und Podiumsteilnehmer mit den historischen und aktuellen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen in CEE, der sich wandelnden Rolle Wiens als Wirtschaftsstandort in der Region und der Zukunft des Westbalkans.

In den letzten drei Jahrzehnten haben die mittel- und osteuropäischen Länder (MOEs) einen bedeutenden Wandel vollzogen und sind zu marktwirtschaftlichen und demokratischen Systemen übergegangen. Trotz Herausforderungen wie der frühen Übergangsrezession, der globalen Finanzkrise und der COVID-19-Pandemie hat sich ihre Konvergenz mit Westeuropa fortgesetzt. Die Wachstumsraten der MOEs, insbesondere der westlichen Balkanländer, liegen immer noch über denen der älteren EU-Mitglieder. Seit der Finanzkrise 2007-09 hat sich das Wachstum in den weiter fortgeschrittenen mitteleuropäischen Ländern jedoch verlangsamt. Das ursprüngliche Wachstumsmodell der Region, das auf niedrigen Kosten und ausländischen Direktinvestitionen beruhte, ist an seine Grenzen gestoßen. Um den Lebensstandard aufrechtzuerhalten und zu verbessern, müssen die MOE-Länder zu einem stärker innovationsgetriebenen Modell übergehen.

Die russische Invasion in der Ukraine, die Bemühungen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen - insbesondere von russischer Energie - zu verringern, und die steigenden Betriebskosten erschweren diese Umstellung. Der Green Deal der EU bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen: Dekarbonisierung und Digitalisierung eröffnen neue Wachstumsmöglichkeiten, belasten aber auch die Gesellschaften in diesem weniger wohlhabenden Teil Europas. Geopolitische Spannungen lassen europäische Firmen über Nearshoring nachdenken, während asiatische Unternehmen strategisch in MOE und den Westbalkan investieren, um näher an den EU-Märkten zu sein und Handelsbarrieren zu umgehen. Österreich und Wien, die von der Öffnung der MOEs stark profitiert haben, müssen sich nun in einem veränderten Geschäftsumfeld in Europa zurechtfinden.

Europa wurde abhängig

Ein Hauptredner, Gunter Deuber von RBI, betonte in seinem Vortrag die gestiegene Abhängigkeit Europas von der US-Wirtschaft (Exporte/Investitionen) seit 2016, was zu einer schwächeren Verhandlungsposition gegenüber Trumps USA führt. Die CE/SEE-Länder sind weniger direkt über die Exporte in die USA, sondern indirekt über Deutschland von allfälligen exportinduzierten BIP-Rückgängen betroffen. Seit diesem Jahr erfreuen sich die CE/SEE-Länder einer vom privaten Konsum getragenen Erholung, haben ein höheres Investitionswachstum (auch dank der Next Generation EU-Fonds) und robuste Arbeitsmärkte mit niedrigeren Arbeitslosenquoten als die Eurozone. Deuber sieht in den CE/SEE-Ländern eine große Chance für europäische und österreichische Unternehmen, da ihr gemeinsames BIP so groß ist wie das Italiens (und bald auch Frankreichs). Es besteht ein realistisches Potenzial für Nearshoring, insbesondere bei verstärkten Handelsstörungen aufgrund der neuen US-Zölle. Für ausländische Investoren sind die MOEs nach wie vor ein Tor zum EU-Markt mit dem anhaltenden Vorteil billiger und qualifizierter Arbeitskräfte und guter Wachstumsaussichten. Die Geopolitik und die damit verbundenen industriepolitischen Maßnahmen, die uneinheitliche Umsetzung der Sanktionsregelungen sowie die unklaren Beziehungen einiger MOE-Staaten zu Russland und China sorgen jedoch für zusätzliche Unsicherheiten und erschweren die Situation für Unternehmen.

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geschrieben am

17.12.2024