Schlumberger: Rosé wächst noch immer
Florian Czink ist seit 1. Oktober neuer Geschäftsführer bei Schlumberger. Er hat mit Clemens Kriegelstein von der b2b-Online-Plattform gastroreport.at über den Markt gesprochen.
Herr Czink, ganz aktuell: Benedikt Zacherl verlässt Ihre Konzernmutter Marussia – hat das Auswirkungen auf Schlumberger?
Florian Czink: Nein. Das war schon länger geplant und hat mit Schlumberger nichts zu tun. Ich persönlich und die gesamte Schlumberger Belegschaft werden Benni aber sehr vermissen.
Wie hat sich der Sektmarkt in Österreich in den letzten Jahren generell entwickelt?
In den letzten beiden Jahren ist der Sektmarkt in Österreich leicht rückläufig. Das sind aber immer noch Nachwirkungen der Coronakrise, als der Markt im Handel sehr stark gewachsen ist. Im Diskont hingegen wächst Sekt sehr schön, aber leider liegt der Durchschnittspreis hier bei zirka € 3,50, da können wir mit österreichischem Sekt preislich nicht mithalten.
Wie teilt sich bei Schlumberger der Absatz zwischen Gastronomie und Handel auf?
Das ist bei unseren einzelnen Marken unterschiedlich. Hochriegl ist eine starke Marke im Handel. Da liegen wir bei etwa 85 Prozent Absatz im Handel. Bei Schlumberger ist der Gastroanteil höher. Da beträgt der Anteil im Handel 65 Prozent.
Ist Sekt im Handel nicht generell zu billig? Ende der 1980er-Jahre hat man im Geschäft für den Standardsekt knapp 100 Schilling gezahlt, heute gibt es die gleichen Marken um 7 Euro, also den gleichen Preis seit fast 40 Jahren. Dann kleben viele noch ein 25%-Pickerl auf die Flasche. Kann sich das ausgehen?
Das kommt einerseits von den Marktteilnehmern und andererseits vom Handel, weil hier die Aktionitis zugenommen hat. Der Durchschnittspreis für eine Flasche Sekt liegt im klassischem Handel heute bei 5€. Für einen Sekt, der nicht in Österreich produziert wird, mit Trauben aus Spanien oder Italien wird sich dies schon ausgehen. Wir sind davon mit unserem Premium Produkt Schlumberger nicht so stark betroffen, aber bei Hochriegl oder Goldeck wo wir zB. 100% Grünen Veltliner aus Österreich verarbeiten ist dies ein Problem.
Im Verhältnis zum Handel ist Sekt in der Gastronomie umgekehrt relativ teuer. Sollten Gastronomen hier mit etwas mehr Augenmaß kalkulieren?
Das ist leider ein besonderes Problem, denn man bekommt ja kaum ein Glas Sekt unter sechs Euro in der Gastronomie. Über diese höheren Aufschläge bin ich natürlich nicht besonders glücklich und man darf sich generell die Frage stellen, ob es manche Gastronomen in den letzten Jahren nicht generell etwas übertrieben haben. Siehe der Bierpreis, wo ein Krügerl inzwischen schon oft über sechs Euro kostet. Für viele ist Essengehen schon fast unleistbar geworden. Aber ich verstehe natürlich, dass auch die Kosten in der Gastronomie massiv gestiegen sind, während der Konsum zurück geht. Dann kalkulieren viele so, dass es sich trotzdem ausgeht.
Wie wichtig ist denn die Gastronomie als Markenbotschafter?
Sehr wichtig. Ich bin immer noch der Ansicht, dass Marken in der Gastronomie aufgebaut werden. In der richtigen Stimmung, im richtigen Umfeld, mit den richtigen Freunden verkostet man in der Gastronomie eben Qualitäten, die man dann im Handel nachkauft. Dementsprechend ist die Bedeutung der Gastronomie für uns sehr hoch.
Manche Weingüter produzieren eigens eine Zweitabfüllung für die Gastronomie, um die Vergleichbarkeit zu erschweren, damit der Gast im Lokal nicht sagen kann, „die Flasche steht beim Billa um 9,90 Euro, wieso ist die bei euch so teuer“. Ist das für Schlumberger auch ein Thema?
Das ist für uns natürlich ein Thema, etwa mit der Schlumberger Reserve, die im LEH eben nicht erhältlich ist. Auch bei Hochriegl gibt’s eine eigene Gastrolinie namens Cuvée Sophie, die etwas weniger Dosage enthält. Aber beim Thema Preisvergleichbarkeit kommen wir auch wieder auf die vorige Frage zurück. Denn wenn ich als Gast merke, dass im Lokal ein Glas mehr kostet, als vom gleichen Sekt die ganze Flasche im Handel, dann fehlt vielen Gästen eben das Verständnis für solche Aufschläge.
Wie stark ist heimischer Sekt denn in der Zwickmühle, einerseits von billigem Prosecco, andererseits von Champagner?
Dass der Sekt bei uns unter Druck steht, ist eine Entwicklung, die wir leider schon seit 20 Jahren beobachten. Früher gab es etwa in der Gastronomie nur Sekt, dann kam der Prosecco, dann der Champagnerboom, nun Cremant. Alles, was exklusiv ist, ist interessant, vor allem wenn es nicht im Handel steht. Umso wichtiger ist es hier für uns das Bewusstsein zu schaffen, dass man mit dem Kauf einer österreichischen Marke auch österreichische Arbeitsplätze und den heimischen Standort sichert. Auf der anderen Seite will der Konsument nicht belehrt werden. Es geht also nur über die Emotion der Marke und die Qualität muss selbstverständlich passen.
Welche Trends gibt es derzeit beim Thema Sekt? Hat Rosé noch immer solche Zuwächse?
Rosé wächst noch immer, wenn auch nicht mehr so stark, wie vor ein paar Jahren, es ist aber vom absoluten Nischenprodukt hinter trocken und halbtrocken schon die Nr. 3. Was aktuell stark kommt ist der alkoholfreie Sekt. Da gibt es hohe Zuwachsraten. Bei Hochriegl macht unsere alkoholfrei Variante bereits sieben Prozent vom Gesamtabsatz aus. AF-Sekt liegt also im Trend und immer mehr Leute wollen eben keinen Alkohol trinken.
Seit kurzem gibt es den neuen Slogan „Was schlummert in dir?“. Ziel ist es, Sektgenuss weg vom Anstoßen zum Geburtstag hinein in den Alltag zu tragen?
Ja, das versuchen wir schon länger, dass die Konsumenten Sekt nicht nur als etwas sehen, womit man zu Weihnachten, Silvester und zum Geburtstag anstößt. Beim Rosé verführen wir den Konsumenten mit unserer „Sparkling Spring“ Kampagne schon seit 8 Jahren. Rosésekt ist interessanterweise weniger ein Anlass-Getränk und lässt sich leichter im Alltag integrieren. Die neue junge Kampagne soll zum Träumen inspirieren und dazu ermutigen verborgene Talente in sich selbst zu wecken und das Besondere in sich zu feiern.
Grundsätzlich ist es unser langfristiges Ziel, dass österreichische Sekt, so wie der österreichische Wein einen Fixplatz in unserem Genussleben einnimmt. Aktuell ist der Sektabsatz noch immer stark auf das vierte Quartal konzentriert. Knapp die Hälfte des Gesamtvolumens wird in diesem Zeitraum verkauft, der Proseccoabsatz hingegen ist über das gesamte Jahr ziemlich stabil.