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Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich: Fokus auf Datenqualität und Effizienz

EU: Nachhaltigkeitsberichte mit Omnibus

Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich: Omnibus-Paket bringt Entlastung, aber keine Atempause.

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung österreichischer Unternehmen befindet sich im Umbruch. Laut der EY denkstatt-Studie 2025 setzen mehr als die Hälfte der Betriebe (52 %) bereits umfassende ESG-Aktivitäten um, ebenso viele veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte. Dennoch bleibt der Weg zu konsistenter Datenqualität und effizienten Systemen herausfordernd – insbesondere angesichts der neuen regulatorischen Anforderungen durch die EU. „Viele Betriebe richten sich zunehmend an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) aus, auch wenn die Umstellung auf ESRS hohe Anforderungen mit sich bringt“, erklärt Mirjam Ernst, Director Sustainability Services bei EY denkstatt.

Datenqualität als Schlüsselthema

Zwei Drittel der Unternehmen kämpfen mit unzureichender Datenverfügbarkeit, 60 % mit der Komplexität der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Trotz wachsender regulatorischer Klarheit durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind viele Betriebe mit Personal- und Budgetengpässen konfrontiert. Die Mehrheit sieht daher Optimierungspotenzial in der Datenverarbeitung: 80 % wollen die Datenqualität verbessern, knapp die Hälfte investiert in technologische Lösungen und Automatisierung.

Omnibus-Paket schafft neue Rahmenbedingungen

Das EU-Omnibus-Paket, das seit April 2025 in Kraft ist, soll die Berichterstattung vereinfachen und den administrativen Aufwand verringern. Höhere Schwellenwerte, vereinfachte ESRS und längere Übergangsfristen gelten als zentrale Entlastungen. 72 % der Unternehmen waren bereits vor dem Paket CSRD-pflichtig, 90 % haben sich intensiv mit den Änderungen befasst.
In der Praxis bedeutet das Paket jedoch weniger eine Reduktion der Pflichten als vielmehr eine strategische Atempause: Betriebe nutzen die Übergangszeit, um ESG-Themen stärker in Entscheidungsprozesse und Unternehmensstrategien zu integrieren. EY-Partner Peter Linzner warnt allerdings, das Paket ersetze nicht den Aufbau professioneller Strukturen – Investitionen in Systeme, Kompetenzen und Datenqualität seien unverzichtbar.

Nachhaltigkeit als Führungsaufgabe

Nachhaltigkeit bleibt 2025 ein Chefthema: In fast der Hälfte der Unternehmen liegt die Verantwortung direkt bei Vorstand oder Geschäftsführung – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Die Governance-Strukturen haben sich allerdings abgeschwächt: Nur noch 44 % verfügen über einen formalen Nachhaltigkeits-Management-Plan.
Trotz rückläufiger institutioneller Verankerung bleibt die Relevanz hoch. Große Unternehmen integrieren ESG-Themen deutlich konsequenter als kleine, wobei insbesondere persönliche Überzeugungen von Führungskräften und Vorgaben der Konzernzentralen (92 %) maßgeblich Einfluss nehmen.

Umsetzung bremst an Ressourcen und Integration

Während drei Viertel der Unternehmen Klimaziele definiert haben, hinkt die Umsetzung hinterher. Nur zwei Prozent orientieren sich am 1,5-Grad-Ziel, und der CO₂-Fußabdruck wird zunehmend nur für den eigenen Betrieb erhoben – nicht entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der Fokus liegt auf innerbetrieblichen Effizienzmaßnahmen; finanzielle Einschränkungen und mangelnde Prozessintegration gelten als größte Hürden.

Omnibus als Weichensteller für Wettbewerbsfähigkeit

Obwohl 63 % der Unternehmen nach Einführung der Omnibus-Regelung keine Anpassung ihrer Aktivitäten vorgenommen haben, sehen viele in ihr den Impuls für Professionalisierung. Vor allem Großbetriebe wollen bestehende ESG-Konzepte und Kennzahlen weiterentwickeln. In ressourcenschwächeren Unternehmen hingegen führt die neue Regelung teilweise zu einer Verschiebung von Nachhaltigkeitsthemen zugunsten anderer Prioritäten.

Fazit

Das Omnibus-Paket markiert einen Wendepunkt für die österreichische Nachhaltigkeitsberichterstattung: Es entlastet administrativ, fordert aber inhaltlich mehr strategische Tiefe. Unternehmen, die jetzt in Datentransparenz, IT-Systeme und Kompetenzen investieren, sichern sich langfristige Wettbewerbsfähigkeit – während jene, die Nachhaltigkeit als reine Pflicht verstehen, Gefahr laufen, den Anschluss an europäische Standards und Markterwartungen zu verlieren.

Zur Erklärung

In der Europäischen Union bezeichnet der Begriff „Omnibus“ (bzw. Omnibus-Verordnung oder Omnibus-Paket) ein Sammelgesetz oder eine Verordnung mit Querschnittscharakter, die mehrere bestehende EU-Rechtsakte gleichzeitig ändert oder anpasst. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Lateinischen („für alle“) und wird in der EU-Gesetzgebung genutzt, wenn verschiedene Regelungen gemeinsam in einem übergreifenden Rechtsakt gebündelt werden – ähnlich wie ein „Sammelgesetz“ auf nationaler Ebene. Das EU-Omnibus-Paket ist kein neues Nachhaltigkeitsgesetz, sondern eine technische und administrative Reform, die bestehende EU-Vorschriften – vor allem im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung – vereinheitlicht, entschlackt und anpassungsfähiger machen soll.

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geschrieben am

31.10.2025