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Stimmen zum Einweg-Pfand

EW-Pfand: Reaktionen nach 9 Monaten

Die Stimmen zum Einweg-Pfand wurden in den letzten Monaten immer lauter. Nicht immer zum Guten.

Vor einem Jahr war die Branche schon richtig aufgeregt: das Einweg-Pfand stand vor der Tür. Nun – 9 Monate nach dem Launch – gibt es für so manche die Ernüchterung, wie man bei diversen Veranstaltungen der letzten Wochen hören konnte. Für die Umwelt ist die Einführung des Einweg-Pfandes mit Sicherheit ein Gewinn. Weniger Littering in Natur und auch auf den Straßen ist zu sehen. Im ersten Halbjahr 2025 wurden bereits über 350 Millionen Gebinde zurückgegeben, mit einer täglichen Rückgabemenge von bis zu 9 Millionen Stück. Dies macht das angepeilte Ziel, bis Ende 2025 eine Rücklaufquote von 80 % zu erreichen, realistisch.

Am Tag des Handels befasste sich eine eigene Podiumsdiskussion mit dem Thema EW-Pfand. Im Prinzip war die Meinung klar: "Die Einführung des Einwegpfandsystems in Österreich hat v.a. deshalb so gut funktioniert, weil wir eine hervorragende, flächendeckende Nahversorgung mit 9400 Lebensmittelgeschäften sowie erstklassige Leergutrücknahme-Lösungen von Partnern wie TOMRA haben. Wir müssen das jetzt durchziehen und das werden wir auch", so das Fazit. Nicht ganz so glücklich prinzipiell mit dem EW-Pfand ist der Lebensmittelhandel. Denn: Trotz der hohen Automatendichte empfinden einige Konsumenten die Anzahl der Rückgabestellen noch als unzureichend, was zu Wartezeiten führen kann. De Rücknahmebereiche verkommen mancherorts zu Müllhalden, weil Konsumenten nicht bepfandete Gebinde einfach stehen lassen. Der Handel investiert viele Mannstunden in die Reinigung der Bereiche.

Eine weitere Branche, die massiv unter dem EW-Pfand leidet ist die Bierbranche. Die Dosengebinde sind bis zu 40% zurückgegangen. Besonders in Grenzgebieten hat sich der Dosen-Absatz drastisch reduziert, da die Konsumenten die Dosen nicht mehr zurückbringen bzw. der Aufwand dafür zu hoch ist. Auch die Auslands-Urlauber sind vom neuen EW-Pfand in Österreich nicht angetan und decken sich für den Urlaub nicht mehr in Österreich ein, sondern kaufen „vor Ort“.

Die große Frage, die sich von Seiten der Industrie laufend aufdrängt: warum gibt es kein „EUROPÄISCHES“ Pfandsystem. Damit wäre die Benachteiligung der Getränkeanbieter mit einem Schlag aufgehoben.

Höllinger: Auch Vereinheitlichung gewünscht

Getränke-Hersteller IMS Höllinger wagt sich als Erster mit einer fundieren Analyse vor den Vorhang. Von der Höllinger Geschäftsführung hört man: „Aus Sicht der Getränkeproduzenten stellt sich die Situation deutlich anders dar – und auch viele Getränkeautomatenbetreiber sehen die Entwicklung kritisch, sofern sie die Umstellung wirtschaftlich überhaupt bewältigen können.   
Das System verursache erhebliche Kosten in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro. Allein durch den sogenannten Pfandschlupf zahlen Herr und Frau Österreicher rund 75 Millionen Euro pro Jahr – basierend auf der geschätzten Menge von 1,5 Milliarden Packungen jährlich und rund 20 % Rücklaufverlust.
Dass es bis heute kein einheitliches System mit unseren Nachbarländern gibt, ist aus unserer Sicht problematisch. Es behindert den freien EU-Warenverkehr erheblich. Wir müssen mittlerweile vier verschiedene Logos aufdrucken und können Deutschland, unseren größten Markt, trotzdem nicht beliefern, da die Systeme nicht kompatibel sind. Das schwächt den Produktionsstandort Österreich deutlich – wir haben bereits begonnen, erste Produkte vom heimischen Markt zu nehmen und nur noch international anzubieten. Wir produzieren also in Österreich, obwohl diese Produkte hier gar nicht verkauft werden können. Daher suchen wir bereits aktiv Abfüller im Ausland – weil es schlicht keinen Sinn macht, etwas in Österreich zu produzieren, das hier nicht vertrieben werden darf. Gleichzeitig verlieren wir auch Kunden, etwa in Italien, weil es den Distributoren zu aufwendig ist, den Pfand für Produkte, die sie nicht in Österreich verkaufen, von der EWP zurückzufordern.“

 

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geschrieben am

24.10.2025