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Im Interview mit retailreport spricht Geschäftsführer Norbert Marcher über die Entwicklung der Marcher Fleischwerke und die Herausforderungen der Herkunftskennzeichnung. 

Jede Form der Transparenz ist begrüßenswert

Im Interview mit retailreport spricht Geschäftsführer Norbert Marcher über die Entwicklung der Marcher Fleischwerke und die Herausforderungen der Herkunftskennzeichnung. 

Verpackt unter dem Mantel „Transparente Kaufentscheidung“ ist die Herkunftskennzeichnung eine weitere Aufgabe, die die Lebensmittelhersteller stemmen müssen. Wie stehen Sie zur Herkunftskennzeichnung für Fleisch bzw. Fleisch als Zutat?

Wir halten jede Form der Transparenz für begrüßenswert. Man muss nur aufpassen, dass die Fülle an Informationen, die auf der Packung kommuniziert werden soll, nicht unübersichtlich und dadurch für den Konsumenten erst recht nicht hilfreich ist. Fakt ist, dass das Thema „heimische Herkunft“ einen hohen Stellenwert genießt und bei Fleisch und Fleischwaren vielfach mit positiven Aspekten hinsichtlich Tierwohl oder Klimaschutz assoziiert wird. 

Welche Herausforderungen bringt die Herkunftskennzeichnung für die Hersteller mit sich, auch in Zusammenarbeit mit dem Handel?

Der Handel in Österreich forciert ja die Herkunft Österreich bereits sehr stark. Hier sind keine großen Änderungen zu erwarten. Für Frischfleisch ist die Herkunftskennzeichnung schon seit Jahren gelebt und für jeden Konsumenten bzw. jede Konsumentin leicht erkennbar. Mittlerweile gibt es im heimischen LEH fast ausschließlich Frischfleisch aus Österreich. Bei verarbeiteten Produkten ist die Lage komplexer. Hier ist es wichtig, dass eine gesetzliche Vorschrift so gestaltet wird, dass in den Zerlege- und Produktionsbetrieben die Abläufe nicht durch überbordernde Chargen- und Subchargenbildungen übermäßig verteuert werden. Auch sollte klargestellt sein, dass ein solcher österreichischer Alleingang sich nicht auch auf Verkäufe ins Ausland, sprich auf den Export, bezieht. Dies könnte österreichischen Exporteuren den Weg in z.B. deutsche Supermarktregale verschließen, weil hier in der Regel eigene Kennzeichnungsrichtlinien gelten.

Welche Auswirkungen sind durch die Herkunftskennzeichnung auf die Preise zu erwarten?

Je nachdem, wie die Verordnung gestaltet wird, wird sich eine zusätzliche Kostenbelastung in Grenzen halten oder auch zu einer großen Herausforderung auswachsen.

Wie hat sich das Geschäft der Marcher Fleischwerke zuletzt entwickelt?

Die Produktions- und Absatzmengen waren im abgelaufenen Jahr österreichweit leicht rückläufig, das gilt auch für unsere Unternehmenszahlen. Eine besondere Herausforderung war die massiven Steigerung der Schweinefleischpreise (von durchschnittlich 25 %), wo es nicht gelungen ist, diese in Form von höheren Preisen für Fleisch und Fleischprodukte an die nachgelagerten Stufen weiterzugeben. Darüber hinaus belastet auch die knapp 10%-ige Lohnsteigerung die Rentabilität. In den letzten beiden Quartalen konnten wir jedoch erfreuliche Neulistungen erzielen, was uns zuversichtlich stimmt.

Welche Trends zeichnen sich am Markt ab und welche Rolle spielt dabei das fleischlose Sortiment gegenüber den klassischen Fleisch- und Wurstprodukten?

Wir stellen einen Boom bei Snack-Artikeln fest, auch im Export. Das fleischlose Sortiment hat aus unserer Sicht den Peak erreicht und liegt umsatzmäßig im niedrigen einstelligen Prozentbereich, auch bei uns.

Wie sehen Sie die Zukunft der Fleischbranche in Bezug auf den Absatz, aber auch in Bezug auf die Eigenmarken-Struktur des Handels? Und auch in Bezug auf das Tierwohl?

Wir gehen davon aus, dass der Fleischabsatz nicht weiter steigen, aber auch nicht dramatisch sinken wird. Die letzten Rollama-Zahlen bestätigen diese Sicht. Die starken Handelsmarken im Wurstbereich schwächen natürlich die Marken der Hersteller. Da wir sowohl Marken als auch Handelsmarken, sowohl für den LEH als auch für den Diskont, produzieren und nicht ureigenster Markenartikler von unserer Historie her sind, kommen wir mit dieser Entwicklung ganz gut zurecht.
Im Schweine-Bereich hoffen wir sehr, dass möglichst bald Klarheit für die Landwirte hergestellt wird, wie sich die Übergangsfristen zum Vollspaltenverbot darstellen. In Verbindung mit einer im internationalen Vergleich angesiedelten Investitionsförderung für Stallungen, die auf mehr Tierwohl ausgerichtet sind, wären dies die Voraussetzungen für eine Auflösung des langjährigen Investitionsstaus in diesem Bereich.

 

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geschrieben am

03.05.2024